Getränke-Verpackungen werden nachhaltiger

drei Getränkedosen mit Hard Seltzer von Fox Getränkeverpackung
(Bild: Fox)

Die Ansprüche der Konsumenten an Qualität und Nachhaltigkeit von Getränken und ihren Verpackungen steigen. Die Getränkeindustrie reagiert darauf: mit intelligenten Technologien, ressourcensparenden Maschinen und recyclingfähigen Materialien, die in geschlossenen Kreisläufen genutzt werden können. Ein Überblick.

Recycling, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Materialien sind die Fokusthemen derzeit auch bei den Getränkeverpackungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob in Glasflasche, Aluminiumdose, Getränkekarton oder PET-Flasche verpackt wird – in jedem Segment gibt es innovative Lösungen.

Wein in der klimaneutralen Leichtglasflasche

Die Eco2Bottle ist die erste klimaneutrale Leichtglas-Weinflasche aus 93 Prozent Altglas. Vom Glasherstellungsverfahren bis hin zum Transport achtet Hersteller Wiegand-Glas darauf, den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten. In der Produktion wird klimaneutraler Strom aus 100 Prozent Wasserkraft genutzt, im Schmelzvorgang reduziert der sehr hohe Altglasanteil den CO2-Ausstoß, da Altscherben schneller schmelzen.

Eco2Bottle aus Altglas

(Bild: DOC Sicilia)

Für die heute noch unvermeidbaren Emissionen investiert der Glashersteller zum Ausgleich in Zusammenarbeit mit ClimatePartner in ein Klimaschutzprojekt. Eine deutsche Kellerei füllt ihren veganen Biowein jetzt als erstes Unternehmen in der Eco2Bottle ab.

Die Getränkedose feiert ein Revival

In Deutschland ist die Getränkedose wieder beliebt. Im Sommer 2019 stieg der Absatz gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf fast vier Milliarden Stück – der höchste Stand seit 17 Jahren. Nachdem die Getränkedose mit nur noch 100 Millionen verkauften Stück im Jahr 2005 weitgehend vom Markt verschwunden war, kehrt sie nun immer stärker in die Regale zurück. Neben den klassischen Dosendrinks werden zunehmend auch weinhaltige Getränke in Dosen abgefüllt: Der Umsatz stieg hier 2019 um 22,6 Prozent auf 29,8 Millionen Einheiten.

Aluminium für Getränkedosen auf der Rolle

Die Aluminium Stewardship Initiative (ASI) zertifiziert den ressourcenschonenden Umgang mit Aluminiumprodukten. (Bild: Ball)

Der ressourcenschonende Umgang mit Aluminiumprodukten entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist jetzt auch zertifizierbar. Die Aluminium Stewardship Initiative (ASI) möchte das tun, was die Forestry-Stewardship-Council-(FSC)-Zertifizierung für Papier und Holz getan hat – nachhaltiges Handeln der Aluminiumindustrie für die Allgemeinheit sichtbar machen. Kürzlich hat Ball als erster Getränkedosenhersteller weltweit die ASI-Zertifizierung erhalten und kann damit nachweisen, dass er alle ASI-Grundsätze in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erfüllt.

Stephan Rösgen

(Bild: Forum Getränkedose)

„Belastbare Zahlen zur Entwicklung der Getränkedose in Corona-Zeiten liegen uns leider noch nicht vor. Grundsätzlich gilt, dass Getränke in Dosen aufgrund ihrer langen Haltbarkeit und guten Lagerfähigkeit in Pandemie-Zeiten eine gute Wahl sind und sich auch die Ökobilanz der Dose seit Einführung des Pfandes signifikant verbessert hat. Getränke in Dosen haben heute oft deutlich kürzere Transportwege als in individuellen Mehrwegflaschen – mit allen positiven Folgen für den CO2-Ausstoß und das Klima. Zudem ist die Getränkedose mit einer Recyclingrate von 99,1 Prozent der Recyclingmeister unter allen Getränkeverpackungen in Deutschland.“ Stephan Rösgen, Geschäftsführer Forum Getränkedose

Vorreiter in Sachen PET-Recycling

Das Recycling von PET-Flaschen in Deutschland bewegt sich bereits auf einem hohen Niveau: Mehr als 93 Prozent aller PET-Flaschen finden nach dem Gebrauch ein neues Einsatzfeld. Im bepfandeten Einweggetränkesegment liegt die Recyclingquote sogar bei mehr als 97 Prozent. Im internationalen Vergleich gilt Deutschland hier als Paradebeispiel. Bei der kürzlich von der Krones AG und ihre Tochter Dekron entwickelten 3 Circles-Flasche wurden nicht nur alle Elemente sondern auch der gesamte Lebenszyklus nachhaltig gestaltet. Die Flasche besteht zu 100 Prozent aus rezykliertem PET und lässt sich nach Gebrauch wieder vollständig recyceln.

Getränkeverpackung 3Circles Bottle von Krones

(Bild: Krones AG)

Statt mit einem Etikett, das sich in der Regel nicht wiederverwerten lässt, wird die Flasche per digitalem Direktdruck dekoriert. Die dafür verwendeten Tinten lösen sich im Recycling-Prozess rückstandslos ab. Daher lässt sich das Flaschenmaterial auch in den folgenden Lebenszyklen verlustfrei zum erneuten Verpacken von Lebensmitteln einsetzen. Als Verschluss wählte Krones ein Tethered Cap. Dieses bleibt auch nach dem Öffnen fest mit dem Flaschenkörper verbunden und erfüllt damit die Vorgaben der EU-Richtlinie 2019/904. Das Leitthema Nachhaltigkeit spiegelt sich sogar im Design des Flaschenkörpers wider. Denn die Idee des dreifüßigen Bodens basiert auf dem weltweit bekannten Recycling-Icon.

Flaschen der Marke Aya aus recyceltem PET

Nachhaltiges Verpackungsdesign für die Kreislaufwirtschaft: Primärverpackung aus 100 Prozent rPET, Sekundärverpackung aus Karton. (Bild: Sidel)

Getränke in Papier – geht das?

Der dänische Brauereikonzern Carlsberg war Vorreiter in der Entwicklung der Papierflasche. Bisher ist die sogenannte Green Fibre Bottle allerdings noch nicht komplett abbaubar. Der Grund: die innen liegende dünne Schicht Kunststoff, ohne die es noch nicht geht. Nun will man auch diese Schicht in den Bierflaschen durch biologisch abbaubares Material ersetzen. Das muss allerdings wasser- und kohlensäurefest sein.

Alkoholabfüller Diageo hat nachgezogen und mit Pulpex Limited eine Firma gegründet, die die erste Whiskyflasche auf Papierbasis entwickeln soll. Diese soll komplett kunststofffrei und vollständig aus nachhaltig gewonnenem Holz hergestellt sein. Ab Anfang des kommenden Jahres will Diageo darin schottischen Johnnie-Walker-Whisky abfüllen.

Nachhaltige Getränkeverpackung aus Papier von Frugalpac

(Bild: Frugalpac)

Und noch eine Papierflasche: Das britische Unternehmen Frugalpac hat bereits eine Flasche im Einsatz, die zu 94 Prozent aus Recyclingpapier und einem lebensmittelechten Kunststoffliner besteht. Die Frugal Bottle wiegt nur 83 Gramm und soll laut Lebenszyklusanalyse von Intertek bis zu sechsmal weniger CO2-Ausstoß verursachen als eine Glasflasche und mehr als ein Drittel  weniger als eine Flasche aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff. Der dünne Liner lässt sich leicht vom Papierkörper trennen, kann aber auch mit diesem entsorgt werden.

Mehrweg oder Einweg – ein komplexes Thema

Das Umweltbundesamt hat kürzlich Zahlen zum Mehrweganteil bei Getränken veröffentlicht. Demnach betrug im Jahr 2018 der Anteil von in Mehrwegverpackungen abgefüllten Getränken nur noch 41,2 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als noch 2017. Laut UBA setzt sich der Abwärtstrend fort. Bei den alkoholfreien Getränken ist dagegen nach einer Erhebung des GfK Consumer Panel FMCG der Mehrweganteil im Jahr 2019 gestiegen (von 23,1 auf 24,2 Prozent). Der Anstieg sei insbesondere auf den wachsenden Marktanteil von Glas-Mehrwegflaschen zurückzuführen. Hier hätten vor allem die 0,7-/0,75-Liter-Gebinde zugelegt.

Gerade die Bierbrauer verwenden immer mehr eigene Individualflaschen anstatt auf einheitliche Flaschen aus einem deutschlandweiten Pool zurückzugreifen. Nach Angaben des UBA waren es 2012 lediglich 15 Prozent individualisierte Mehrwegflaschen, 2017 bereits 42 Prozent. Um das Mehrwegsystem wieder zu stärken, haben sich jetzt vier Großbrauereien –Bitburger, Krombacher, Radeberger und Warsteiner – zusammengetan, um einen gemeinsamen Flaschenpool für 0,33-Liter-Longneck-Flaschen aufzubauen.

Dr. Johann Overath (Bild: Bundesverband Glasindustrie e. V.)

(Bild: Bundesverband Glasindustrie e. V.)

„Die Behälterglasindustrie blieb während der Hochphase der Corona-Pandemie in der Produktion recht konstant, insbesondere im Lebensmittel-und Getränkebereich. Durch den gestiegenen Zuhausekonsum wurden mehr Haushaltskonservengläser sowie Flaschen produziert. Die Schließung der gastronomischen Betriebe hatte nicht so große Auswirkungen wie erwartet, da insbesondere im Biersegment viel in Fässern an die Gastronomie ausgeliefert wird. Der sinkende Absatz von Flaschenbier an die Gastronomie wurde durch den gestiegenen Konsum zu Hause aufgefangen. Insgesamt verzeichnet die Behälterglasindustrie trotz der COVID-19-Krise im ersten Halbjahr 2020 eine Steigerung des Produktionswerts um 8,5 Prozent.“ Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Glasindustrie e. V. und Sprecher des Aktionsforums Glasverpackung

Halbes Dutzend hält auch materialsparend zusammen

Bei den Sixpacks gibt es jetzt neue Lösungen, um Kunststoff einzusparen. So verpackt die belgische Brauerei Martens ihr Karlskrone-Bier jetzt in einem folienfreien KHS Nature MultiPack. Dabei werden die neu gestalteten 0,5-Liter-PET-Flaschen aus 100 Prozent Rezyklat statt mit einer Schrumpffolie nur noch durch Klebepunkte zu einem stabilen, aber leicht aufzulösenden Gebinde verbunden. Die Brauerei spart damit bis zu 90 Prozent Verpackung ein.

Getränkeverpackung Sixpack hält mit Klebepunkten zusammen

(Bild: KHS)

Und der Kartonträger LitePac Top von Karl Knauer macht bei Sixpacks die bisher übliche Schrumpffolie überflüssig und vermeidet damit unnötiges Plastik. Er hält die 6er-Gebinde von 0,5- bis 2,0-Liter-PET-Flaschen oder auch Getränkedosen stabil zusammen und wird – angepasst an das Flaschen- oder Dosendesign – ganz einfach oben aufgesteckt.

farbiger digitaldruck auf glasflaschen von univerre

Digitaldruck auf Glas bietet viele Möglichkeiten der Personalisierung. Handwerklich gebraute Biere oder saisonale Produkte können so in kundenspezifisch gestalteten Flaschen auf den Markt kommen. (Bild: Univerre Pro Uva SA)