Henkel: Sichere Lebensmittelverpackungen

Mineralöl ist ein zentrales Thema für die Lebensmittelsicherheit in der Verpackungsindustrie.
Mineralöl ist ein zentrales Thema für die Lebensmittelsicherheit in der Verpackungsindustrie.

Für die Verpackungswirtschaft wachsen die Herausforderungen beim Thema Lebensmittelsicherheit. Einen Überblick will Henkel nun über Mineralöl und NIAS (Non-Intentionally Added Substances), das Ende der Übergangsfrist der Kunststoff-Verordnung und über neue Regulierungsansätze informieren.

Lebensmittelsicherheit ist zu einem zentralen Thema für die Verpackungswirtschaft geworden. Dies liegt unter anderem am technologischen Fortschritt bei Produktion und Verarbeitung, der zunehmenden Zahl komplexer Produkte sowie an einer wachsenden Aufmerksamkeit von Seiten der Verbraucher und Nichtregierungsorganisationen. Eine unübersichtliche Situation bei den Grenzwertvorgaben trägt ebenfalls hierzu bei. Bei Henkel arbeiten Entwickler und Analytiker weltweit an innovativen Lösungen im Bereich Klebstoffe und Lebensmittelsicherheit. Über die Jahre hat das Unternehmen eine 360-Grad-Expertise in diesem Feld aufgebaut.

Mineralöl und Non-Intentionally Added Substances (NIAS)

Dr. Monika Tönnießen

Dr. Monika Tönnießen

„Mineralöle waren das herausragende Thema im Bereich Lebensmittelsicherheit 2016. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ihre Relevanz im neuen Jahr abnehmen wird“, sagt Dr. Monika Tönnießen, Manager Product Safety & Regulatory Affairs bei Henkel. „Gerade wenn es um die Migration von Mineralölbestandteilen in Lebensmittel geht, gibt es keinen Spielraum beim Thema Sicherheit.“

Diese Position spiegelten ihr auch die Teilnehmer der regelmäßigen Food Safety Webinare von Henkel zurück.

Die Möglichkeit einer Migration von Mineralölbestandteilen in das verpackte Produkt ist für alle Komponenten der Lebensmittelverpackung gegeben. Quellen hierfür können zum Beispiel Farben, Recyclingkartons, Kunststoffmaterialien, Beschichtungen, gewachste Papiere, Jutebeutel oder Klebstoffe sein. Gleichzeitig handelt es sich bei Mineralölen nicht um eine chemisch klar definierte Substanz, sondern um eine höchst komplexe Zusammensetzung verschiedenster Kohlenwasserstoffe. Das macht die Bestimmung, Analyse und toxikologische Bewertung des jeweiligen Materials sehr kompliziert.

Beispiel PPA

Insgesamt sind auch NIAS nach Aussage von Tönnießen 2016 stärker in den Blickpunkt der Branche gerückt. Bei NIAS handelt es sich allgemein um chemische Verbindungen, die in einem Produkt vorkommen, obwohl sie beim Herstellungsprozess nicht aktiv hinzugegeben wurden. Ein Beispiel hierfür sind primäre aromatische Amine (PAA), die industriell verwendet werden, um beispielsweise Azofarbstoffe oder bestimmte Polymere herzustellen. Im Zusammenhang mit Laminierklebstoffen können PAAs auch aus aromatischen Isocyanat-Restmonomeren entstehen, wenn das Klebstoffsystem nicht entsprechend den Herstellervorgaben appliziert wird.

Für bestimmte PAA ist bekannt, dass deren Aufnahme toxikologisch bedenklich ist, da ihnen eine krebserzeugende Wirkung zugeschrieben wird. All diesen NIAS ist gemein, dass deren Übergang auf das Lebensmittel nach Möglichkeit verhindert werden muss. Falls dies nicht möglich ist, muss eine Risikobewertung der Migration durchgeführt werden.

EU-Marktstudie und lebensmittelrechtliche Erklärungen

Wie wichtig das Thema Lebensmittelsicherheit ist, zeigt auch die am 16. Januar 2017 von der EU veröffentlichte Empfehlung zu einer Marktstudie: Hier sollen die Mitgliedstaaten in den kommenden zwei Jahren Lebensmittel und Lebensmittelkontaktmaterialien von verschiedenen Herstellern auf Mineralölbestandteile untersuchen. Auf dieser Grundlage soll dann eine Empfehlung für Grenzwertvorgaben an die Mitgliedstaaten herausgegeben werden.

Dies ist ein wichtiger Schritt im Bereich Lebensmittelsicherheit – denn derzeit gibt es in der EU keine einheitlichen Vorgaben, sondern lediglich den Entwurf einer deutschen Verordnung bezüglich Mineralölen, den die Branche zur Orientierung einsetzt. „Die fehlende Klarheit bei der Regulierung führt in der Industrie zu Unsicherheit. Diese wünscht sich Planungssicherheit“, erklärt Tönnießen, die im regelmäßigen Austausch mit Industriepartnern steht.

Inhouse-Expertise mit individuellem Beratungsgespräch bei Henkel

Bei dieser unübersichtlichen regulatorischen Situation will Henkel seinen Kunden durch seine Inhouse-Expertise und seinen 360-Grad-Ansat zur Seite stehen. In einem Gespräch wird daher individuell erörtert, welche Klebstoffe sich am besten für den jeweiligen Einsatz beim Kunden eignen, um das notwendige Maß an Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.

Einen entscheidenden Vorteil sollen dabei die eigens entwickelten lebensmittelrechtlichen Erklärungen bieten. Diese klären nicht nur über regulatorische Bestimmungen für Lebensmittelverpackungen auf, sondern informieren zudem über die Risikobewertungen, die Henkel für seine Produkte durchführt. Auch kritisch diskutierte Substanzen wie Mineralölbestandteile und PAA sind in diesen Erklärungen erfasst.

Ende der Übergangsfrist der Kunststoff-Verordnung

Ein Thema, mit dem die Marktakteure im vergangenen Jahr zudem konfrontiert wurden, ist das Ende der Übergangsfrist der Kunststoff-Verordnung. Seit dem 1. Januar 2016 gelten die neuen Testbedingungen der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 für Kunststoffmaterialien im Lebensmittelkontakt uneingeschränkt. Damit sind die Veränderungen für die Industrie aber nicht abgeschlossen. Das zumindest erwartet Dr. Matthias Frischmann, Abteilungsleiter in der zentralen Analytik bei Henkel:

Dr. Matthias Frischmann

Dr. Matthias Frischmann

„Durch die strengeren Testbedingungen muss die Lebensmittelsicherheit für einige Komponenten neu beurteilt werden.“

Obwohl Klebstoffe nicht unter die Kunststoff-Verordnung fallen, werden die strengeren Testbedingungen häufig auch bei der Bewertung von Klebstoffen zugrunde gelegt. „Vernachlässigt wird dabei, dass viele Formulierungen unter den geforderten Bedingungen gar nicht getestet werden können“, sagt Frischmann.

Er weist darauf hin, dass beim Testen eine Änderung der physikalisch-chemischen Eigenschaften der Produkte auftreten könne, so dass von einem realitätsnahen Migrationsversuch nicht mehr die Rede sein kann. Eine Bewertung des echten Lebensmittelkontakts ist dann kaum durchführbar.

Um insgesamt für die Branche klarere Standards zu definieren, arbeitet Henkel eng mit dem Verband europäischer Klebstoffhersteller FEICA zusammen und leistet mit der Arbeit seiner Experten einen entscheidenden Beitrag zu einem Lösungsansatz.

Wissensvermittlung

Henkels Expertenwissen steht den Nutzern zudem über ein Food Safety Portal im Internet zur Verfügung. Darauf weist Tönnießen hin und lädt Interessierte dazu ein, auf das umfangreiche Onlineangebot unter http://www.henkel.com/foodsafety zuzugreifen. Die Wissensdatenbank bietet Whitepaper, Informationen zu gesetzlichen Auflagen und Möglichkeiten zum Kontakt mit den Henkel-Experten. Die Termine der in 2017 geplanten Webinare werden in Kürze zur Verfügung stehen.

Zum Kernangebot gehören auch die Webinare zum Thema „Sichere Lebensmittelverpackungen“.„Allein im vergangenen Jahr haben über 1.000 Teilnehmer von unserem Angebot profitiert“, freut sich Tönnießen über konstant steigende Nutzerzahlen. Auch das Feedback, das sie von den Kunden zum Inhalt und den bereitgestellten Dokumenten erhalte, sei sehr positiv. Die Online-Seminare richten sich an die gesamte Verpackungs- und Lebensmittelindustrie und sind kostenfrei.

Was die EU-Kommission und damit auch die Industrie 2017 außerdem beschäftigen werde, sei eine Fokusverschiebung weg von Kunststoffen hin zu Non-Plastics, allen voran Druckfarben.

„Bisher gibt es nur für Kunststoff eine entsprechende Verordnung. Das will die Gesetzgebung 2017 ändern und Non-Plastics genauer unter die Lupe nehmen“, sagt Tönnießen.