Mit einer bunten Kartonverpackung für Joghurtbecher sollen ukrainische Kinder früh und spielerisch an das lateinische Alphabet und die englische Sprache herangeführt werden. Die Verpackung mit dem pädagogischen Zusatznutzen hat eine Studentin der National University of Food Technologies in Kiew entwickelt. Sie wurde dafür mit dem Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet.
Olha Stepanova studiert an der National University of Food Technologies (NUF) in Kiew in ihrem ersten Jahr im Masterstudiengang Verpackungstechnik. Ihre jetzt prämierte Verpackung ist noch im Rahmen der Bachelorabschlussarbeit entstanden. „Meine Betreuerin Nataliya Kulyk hatte mir geraten, ein Thema zu wählen, das mir nahesteht und mich interessiert. In meiner Freizeit habe ich an einer Grundschule Englisch unterrichtet und dachte, dass es eine großartige Idee wäre, Verpackungen zu entwerfen, die Kindern beim Erlernen der englischen Sprache helfen“, sagt die 21-Jährige. Herausgekommen ist eine Joghurtbecherverpackung mit Mehrwert. Der Zuschnitt aus stabilem Karton kommt ohne Verklebung aus, seine Form sorgt dafür, dass so gut wie kein Abfall anfällt. Außen wie innen wird die Verpackung digital bedruckt: Auf der Außenseite befinden sich Produktinformationen, auf der Innenseite jeweils ein Buchstabe des englischen Alphabets und eine Illustration. Damit wird das Verpackungsdesign zum visuellen Lernmaterial.

Sammelt man die Verpackungen, erhält man ein komplettes Set aller Buchstaben des lateinischen Alphabets. Damit können Kinder dann Wörter bilden und so spielerisch das Lesen lernen. „Ich habe das Layout meiner Zeichnungen mit einer Gruppe Kinder getestet, die begeistert mit den Buchstaben gespielt und dabei leckeren Joghurt probiert haben. Die Verpackung ist bei der Zielgruppe sehr gut angekommen“, sagt Olha Stepanova.
Hochschulkooperation zwischen Berlin und Kiew

Auf den Deutschen Verpackungspreis wurde die junge Studentin durch die Partneruniversität in Berlin aufmerksam. „Unsere Hochschule kooperiert seit 2019 mit dem Fachbereich Verpackungstechnik der Berliner Hochschule für Technik. Professor Stefan Junge von der BHT unterstützt sehr aktiv die Kollegen und die Studierenden hier in der Ukraine. Er war es auch, der mich zur Teilnahme am Deutschen Verpackungspreis 2022 ermutigte. Als wir dann von dem Sieg erfuhren, waren wir glücklich und stolz. Die Auszeichnung ist ein gemeinsamer Verdienst und deshalb möchte ich mich auch bei meiner Betreuerin und Mentorin Nataliya Kulyk, bei Professor Stefan Junge und bei der NUFT für die Unterstützung bei der Umsetzung dieses Projekts bedanken. Die internationale Anerkennung ist in einer so schwierigen Zeit sehr wichtig für uns.“ Jetzt sei man offen für Angebote und Kooperationen: „Wir träumen natürlich davon, dass irgendwann Produkte in unseren Verpackungen in den Regalen der Geschäfte stehen.“
The young student became aware of the German Packaging Award through the partner university in Berlin. „Our university has been cooperating with the Department of Packaging Technology at the Berlin University of Applied Sciences since 2019. Professor Stefan Junge from the BHT very actively supports the colleagues and students here in Ukraine. He was also the one who encouraged me to take part in the German Packaging Award 2022. So, when we heard about the win, we were happy and proud. The award is a joint achievement and therefore, I would also like to thank my supervisor and mentor Nataliya Kulyk, Professor Stefan Junge, and NUFT for their support in implementing this project. The international recognition is very important for us at such a difficult time.“ Now they are open to offers and cooperations: „Of course, we dream of having products in our packaging on store shelves at some point.“
Studieren unter schwierigen Bedingungen

An der NUFT werden ukrainische Spezialisten für die Lebensmittel-, Pharma- und Verpackungsindustrie ausgebildet. „Als im Februar der Krieg begann, hatten wir natürlich Angst. Aber es war klar, dass der Bildungsprozess in dieser Zeit nicht gestoppt werden darf, sondern dass es im Gegenteil notwendig ist, mit ganzer Kraft weiterzulernen. Deshalb unterrichteten unsere Lehrer in den Kellern zum Lärm von Sirenen und Raketen und wir studierten weiter. Jetzt haben wir Schwierigkeiten mit der Kommunikation, der Stromversorgung, dem Gas und vielem mehr. Trotzdem wird uns nichts davon abhalten, uns Wissen anzueignen. Wir sind schließlich die Zukunft unseres Landes, das wir wieder aufbauen müssen.“
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