Auf der 2. Deutschen Mehrwegkonferenz hat die Deutsche Umwelthilfe sich zu den Themen Abfallvermeidung, Klima- und Ressourcenschutz geäußert und dabei die Rolle von Mehrweglösungen hervorgehoben. Von der Umweltministerin und den Kommunen fordert der Verein eine verbindliche Mehrwegförderung.
Die beste Lösung für das Einwegmüllproblem ist, Mehrweg zum Standard zu machen. Das ist die Kernbotschaft der zweiten Deutschen Mehrwegkonferenz, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) heute in Berlin ausrichtet. Gemeinsam mit vielen teilnehmenden Unternehmen und Verbänden fordert die DUH von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, aber auch von Kommunen, gezielte Maßnahmen zur Mehrwegförderung. Dazu gehören ein Abfallvermeidungsziel, Mehrwegquoten, Einwegabgaben, eine steuerliche Besserstellung von Mehrweg sowie eine grüne öffentliche Beschaffung.
„Zum Schutz von Klima und Ressourcen zählt jede Verpackung, die nicht neu produziert werden muss. Die konsequente Umsetzung der Mehrwegquote im Verpackungsgesetz ist hierfür ein wichtiger Schritt: Allein bei alkoholfreien Getränken beträgt das Einsparpotential bis zu 970.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Doch die Realität bei Discountern wie Aldi und Lidl ist eine andere. Dort werden überhaupt keine Mehrweg-Getränkeverpackungen, sondern Einweg-Plastikflaschen und Dosen angeboten. Deshalb muss Bundesumweltministerin Lemke handeln und das ständige Unterschreiten der gesetzlichen Mehrwegquote durch eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen zusätzlich zum Pfand sanktionieren.“
Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführeri
Die ab 1. Januar 2023 in Kraft tretende Mehrwegangebotspflicht wird aus Sicht der DUH zudem nicht ausreichen, um Mehrweg-to-go-Verpackungen marktdominant zu machen. Die Stadt Tübingen zeigt mit seiner Steuer auf Einweg-to-go-Geschirr auf kommunaler Ebene, was Umweltministerin Steffi Lemke auf Bundesebene tun sollte.
„Die Mehrwegangebotspflicht regelt nicht, wie viele Getränke und Speisen in Mehrweg herausgegeben werden müssen. Sie kann einfach unterlaufen werden, indem die Rückgabe verkompliziert und Mehrweg unzureichend beworben wird. Damit möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher auf Mehrweg umsteigen, braucht es finanzielle Anreize. Das zeigt das Beispiel Tübingen eindrücklich: Durch die Einführung einer kommunalen Verbrauchssteuer auf Einweg-to-go-Geschirr hat die Vermüllung des öffentlichen Raumes innerhalb kürzester Zeit deutlich abgenommen.“
Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft
Die innovativen Produkte, die auf der Mehrwegkonferenz vorgestellt werden, zeigen: Der Ansatz zur Wiederverwendung kann auf viele neue Bereiche problemlos ausgeweitet werden. Ein aktuelles Erfolgsbeispiel sind Mehrwegpaletten zum Transport von Pflanzen vom Erzeuger zum Händler. Bislang wurden dabei 95 Prozent Einweg-Plastikpaletten eingesetzt und so tausende Tonnen Müll verursacht. Durch die im August 2022 gegründete Genossenschaft „Euro Plant Tray“ wurde ein europaweites Mehrwegpoolsystem für Pflanzen auf den Weg gebracht. Für Molkereiprodukte und weitere Lebensmittel, wie zum Beispiel Nussmus, kommen indes immer häufiger MMP-Standardgläser zum Einsatz.
„Je mehr Anwender mit eigenen Produkten in Standardgläsern auf den Markt kommen, desto wichtiger wird ein zentrales Poolmanagement. Es reicht nicht aus, Mehrweg-Gläser einfach nur in den Markt zu bringen. Es braucht unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zur Gebindenutzung, Rückführung, Spülung und Poolpflege. Eine zentrale gemeinsame Poolsteuerung gehört zu den wichtigsten Punkten für eine erfolgreiche und branchenweite Mehrweglösung.“
Barbara Metz
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.
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