Transformation der Recycler (I): Interzero Recycling Alliance

Kunststoffrecycling ist gelebter Klimaschutz. (Bild: Interzero)

Der Green Deal gibt die Richtung vor: Bis 2050 will Europa klimaneutral werden, nicht zuletzt durch einen konsequenten Ausbau der Kreislaufwirtschaft. Was bedeuten die zunehmenden Anforderungen für das Verpackungsrecycling? Und wie können duale Systeme und ihre Kunden die nachhaltige Transformation selbst mitgestalten? Die Interzero Recycling Alliance (bis 30. April 2024 Interseroh+) setzt dabei auf ein innovatives Geschäftsmodell – und die Kraft der Kooperation.

Am 12. Juni 1991 wurde die „Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen“ im Bundesgesetzblatt veröffentlicht – der Startschuss für Abfalltrennung und Verpackungsrecycling in Deutschland. Frühzeitig prägte auch die Interseroh Dienstleistungs GmbH den Auf- und Ausbau der Kreislaufwirtschaft mit. Anfangs auf die Rücknahme und Verwertung von Transportverpackungen spezialisiert erhielt Interseroh 2006 die Freistellung als duales System. Im neu entstandenen Wettbewerbsmarkt der Verpackungslizenzierung kümmerte sich der Kölner Umweltdienstleister nun auch um die Sammlung, Sortierung und Verwertung gebrauchter Verkaufsverpackungen. Das Unternehmen, das seit 2008 zur ALBA Group gehörte, investierte darüber hinaus in innovative Verfahren zum Schließen des Kunststoffkreislaufs – und entwickelte sein Leistungsportfolio stetig weiter. Ein Plus, das sich ab 2021 auch im neuen Namen Interseroh+ widerspiegelte. Zudem macht Interseroh+ Kunden zu Partnern und bietet neben internationaler Verpackungslizenzierung und recyclinggerechtem Verpackungsdesign den Zugriff auf Rohstoffe für Rezyklate. Im Zuge der Neustrukturierung der Interzero-Gruppe folgte jetzt konsequenterweise ein Namenswechsel auf die Interzero Recycling Alliance.

Rückläufiger Verpackungsverbrauch

Das Kunststoff-Kompetenzzentrum ist auf die Entwicklung und Analyse von Recyclingkunststoffen spezialisiert. (Bild: Interzero)

Unternehmen wie die Interzero Recycling Alliance haben viel investiert, um Industrie und Handel bei der Umsetzung ihrer Produzentenverantwortung zu unterstützen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Nun scheint der jährliche Berg an Verpackungsabfällen in Deutschland erstmals kleiner zu werden. Wie eine Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des Ifeu-Instituts zeigt, hat der Verpackungsverbrauch seinen Peak bereits 2021 erreicht und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich rückläufig sein. Dazu tragen nicht zuletzt die Verpackungsstrategien von Industrie und Handel bei, die sich am übergeordneten Ziel des Kreislaufwirtschaftsgesetzes orientieren – der Vermeidung von Abfällen. Viele verzichtbare Verpackungen sind aus den Supermarktregalen verschwunden. Gleichzeitig fallen mehr Gebinde unter die Pfandpflicht, so seit Anfang 2024 auch Einwegverpackungen für Milch und Milchmischgetränke. Für die dualen Systeme bedeutet das: weniger Kunststoffe in der Gelben Tonne – mehr Wettbewerb um Mengen und Lizenzentgelte.

Verschärfte gesetzliche Anforderungen

Wie gehen die Recyclingunternehmen mit der veränderten Marktsituation um? „Das Kunststoffrecycling wird weiter im Fokus stehen“, sagt Frank Kurrat, Geschäftsführer der Interzero Recycling Alliance. „Kunststoffe im Kreislauf zu führen, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe und wir werden weiterhin alles daransetzen, die Sammlung und Verwertung weiter zu verbessern.“ Das mechanische Recycling hat dabei Priorität. Für gemischte Kunststoffabfälle, die sich nicht mechanisch verwerten lassen und ansonsten in der Verbrennung landen würden, können ergänzend aber auch chemische Verfahren sinnvoll sein. In solche Verfahren investiert Interzero gemeinsam mit Partnern, beispielsweise mit der im Bau befindlichen Nachsortieranlage in Walldürn. „Wichtig ist am Ende des Tages, dass wir die Umwelt entlasten und unseren Kunden genügend Recyclingrohstoffe für eine nachhaltige Produktion zur Verfügung stellen können“, so Kurrat weiter. Für Handlungsdruck sorgt zum Beispiel die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR), für die nur noch die formale Bestätigung durch den Ministerrat und das Plenum des Europaparlaments aussteht. Wer Verpackungen auf den europäischen Markt bringen will, muss ab 2030 unter anderem die Recyclingfähigkeit sicherstellen und dafür sorgen, dass alle Kunststoffverpackungen einen Mindestanteil an Post-Consumer-Rezyklat (PCR) enthalten. Doch woher ausreichend Rezyklate nehmen, wenn die Abfallmengen sinken? Ein Kampf um hochwertige Recyclingrohstoffe scheint vorprogrammiert.

Mehr Planungssicherheit für Industrie und Handel

Rezyklate für individuelle Anforderungen. (Bild: Interzero)

Für die Recyclingunternehmen liegt darin eine Chance, sich über die Sammlung und Verwertung hinaus als Rohstoffpartner zu profilieren. Interzero will mit seiner Recycling Alliance Planungssicherheit schaffen und unterstützt Markenhersteller und Handelsunternehmen mit einem erweiterten Leistungsportfolio.

“Die Recycling Alliance ist mehr als ein reines duales System. Wir bieten unseren Kunden die rechtssichere Lizenzierung und Verwertung ihrer Verpackungen – nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Außerdem helfen wir ihnen dabei, Verpackungen zu optimieren, immer unter Berücksichtigung der bereits gültigen und kommenden Eco-Fee-Modulation-Modelle in den einzelnen Ländern. Mit Blick auf die EU-Regulatorik und die geforderten Rezyklat-Einsatzquoten für Verpackungen sind Inverkehrbringer zudem gut beraten, jetzt den richtigen Rohstoff-Partner zu finden. Als Mitglied der Recycling Alliance haben sie stets Zugriff auf geeignete PCR-Kunststoffe.“

Frank Kurrat

Ein Geschäftsmodell, das nach Zukunft klingt. Die Interzero Recycling Alliance und ihre Kunden profitieren dabei von einem starken Netzwerk: Interzero verfügt über die größte LVP-Sortierkapazität Europas. Mit rund 2.000 Mitarbeitenden unterstützt das Unternehmen über 50.000 Kunden europaweit beim verantwortungsbewussten Umgang mit Wertstoffen.

Mit seinem renommierten Kunststoff-Kompetenzzentrum und der Verpackungsanalyse „Made for Recycling“ bietet das Unternehmen zudem umfassenden Support bei einer zukunftsfähigen Verpackungsgestaltung.
• Das Kunststoff-Kompetenzzentrum im slowenischen Maribor erhielt 2020 die internationale Akkreditierung (ISO/IEC 17025:2017) – als einzige anerkannte Forschungseinrichtung in der EU, die sich auf die Entwicklung und Analyse von Recyclingkunststoffen spezialisiert hat.
• Die Fachkräfte beraten zum Einsatz qualitätsgeprüfter Rezyklate für individuelle Anwendungen. Recompounds von Interzero lassen sich exakt an die Wünsche der Kunden anpassen und sparen gegenüber Primärkunststoffen etwa 50 Prozent Treibhausgase ein.
• Außerdem verfügt das Labor über umfassende technische Möglichkeiten zur Prüfung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Die wissenschaftliche Bewertungsmethodik „Made for Recycling“ wurde gemeinsam mit dem bifa Umweltinstitut entwickelt und vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV bestätigt.

(Bild: Interzero)

“Kreislaufwirtschaft kann und muss einen signifikanten Beitrag zum Schutz von Klima und Ressourcen leisten. Aber die Transformation funktioniert nicht auf Knopfdruck. Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit entlang der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette, um Innovationen voranzutreiben und die Umsetzung für alle Akteure zu erleichtern. Mit der Interzero Recycling Alliance verfolgen wir genau diesen kooperativen, ganzheitlichen Ansatz: Gemeinsam mit Kunden und Partnern wollen wir Verpackungen von Anfang an nachhaltig gestalten, Rohstoffkreisläufe schließen und eine Kreislaufwirtschaft etablieren, von der Umwelt und Unternehmen profitieren.“

Frank Kurrat, Geschäftsführer der Interzero Recycling Alliance

Gemeinsam auf Kurs

Bessere Recyclingfähigkeit, höhere Rezyklatanteile: Jede Verpackungsoptimierung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zero Waste. Für eine erfolgreiche Transformation der gesamten Verpackungsbranche braucht es aber mehr als Einzelinitiativen: „Innovationen strategisch voranzutreiben, ist für einzelne Unternehmen sehr schwierig. Eine Allianz aus Herstellern, Händlern und Recyclern hat dagegen viele Optionen, nachhaltige Stoffkreisläufe zu etablieren“, sagt Frank Kurrat. „Kern unserer Strategie, die von Markus Müller-Drexel auf den Weg gebracht wurde und die wir als Team jetzt konsequent fortsetzen, ist daher die Kooperation. Wir unterstützen und begleiten unsere Kunden umfassend auf dem Weg zu nachhaltigen Verpackungsstrategien.“ Ein konkretes Ergebnis erfolgreicher Kooperationen: Die graue Tandil-3-in-1-Box von Aldi, die fast vollständig aus PCR besteht, wurde 2023 mit dem Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit und 2024 mit dem WorldStar Award ausgezeichnet.

alliance.interzero.de