Erfolgreiche Frauen in der Verpackungswelt

Women in Packaging Veranstaltung interpack 2023
Erstmals hatte die interpack in diesem Jahr internationale Branchenteilnehmerinnen zur Veranstaltung „Women in Packaging“ auf der Messe zusammengebracht. (Bild: Messe Düsseldorf)

Sie sind Pionierinnen auf ihrem Gebiet, Marketingexpertinnen und Gründerinnen, aber in der überwiegend männlich geprägten Verpackungsindustrie immer noch rar. Erstmals hatte die interpack in diesem Jahr internationale Branchenteilnehmerinnen zur Veranstaltung „Women in Packaging“ auf der Messe zusammengebracht. Wir haben mit zwei erfolgreichen Packaging-Frauen im Tightly Packed TV Live gesprochen.

Die ausgebildete Chemieingenieurin Dr. Afsaneh Nabifar ist Group Leader für die globale Marktentwicklung von Biopolymeren bei BASF und verantwortlich für die weltweiten Public-Affairs- und Nachhaltigkeitsaktivitäten in diesem Bereich.

Ich komme ursprünglich aus dem Iran, dort habe ich auch studiert, bevor ich mit meiner Familie nach Kanada gegangen bin. Während meiner Promotion hatte ich das Privileg, eine Sommerschule der BASF zu besuchen und es war fortan mein Traum, in diesem Bereich zu arbeiten.“

Afsaneh Nabifar

2012 fing sie dann bei der BASF Corporation in Wyandotte/Michigan/USA als Forschungswissenschaftlerin in der Polymersynthese an und war für die Herstellung von Acrylharzen verantwortlich, die in Druckfarben Verwendung finden. Im Laufe der Jahre hatte Afsaneh Nabifar bei BASF verschiedene Positionen in Geschäftsbereichen des Konzerns inne, die Materialien für die Verpackungsindustrie liefern. „Es war immer interessant, die unterschiedlichen Verpackungsprozesse zu durchlaufen. Am Ende geht es ja um den Schutz und die Haltbarkeit der Produkte. Das liebe ich an meiner Arbeit, weil es so nah am täglichen Leben ist. Jedes Mal, wenn ich meinen Kühlschrank öffne, bin ich neugierig und frage mich: Was für ein Polymer steckt in dieser Verpackung? Ist sie mehrschichtig oder einlagig? Wie wurde sie hergestellt? Einfach faszinierend.“

Dr. Afsaneh Nabifar ist Group Leader für die globale Marktentwicklung von Biopolymeren bei BASF
Dr. Afsaneh Nabifar ist Group Leader für die globale Marktentwicklung von Biopolymeren bei BASF. (Bild: Messe Düsseldorf)

Um erfolgreich zu sein, brauche es grundlegende Qualitäten, meint die Ingenieurin. „Es ist wichtig, ein Feuer im Bauch zu haben, wenn man etwas erreichen will. Aber als ich vor 20 Jahren aus dem Iran kam, habe ich mir viele Dinge nicht zugetraut und war immer diejenige, die sich hinter den anderen verstecken wollte. Doch mit den Jahren habe ich gelernt, aus meiner Komfortzone herauszukommen. Als Neuling in der Verpackungsbranche ist mir außerdem schnell bewusst geworden, wie wichtig Netzwerke sind.“

Unter den Kolleginnen und Kollegen gilt Afsaneh Nabifar als umsichtige Führungspersönlichkeit, die zielgerichtet und strategisch an komplexe Herausforderungen herangeht. „Ich bin sehr stolz auf mein Team und fühle mich geehrt, dass diese Experten mich als Neuling im Bereich Biopolymere akzeptiert haben. Denn ich kam in die Abteilung ohne Hintergrundwissen über Biopolymere und Nachhaltigkeit, aber ich kam mit einem offenen Geist und einer Leidenschaft, Dinge voranzutreiben. Das ist eine gute Ergänzung zur Expertise meiner Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam sind wir ein großartiges Team.“

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Frauen sind zwar in der Verpackungsindustrie noch in der Minderzahl, ihre Position habe sich über die Jahre aber gewandelt. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Frauen haben es in der Verpackungsbranche heute leichter als vor zehn Jahren. Manche Barrieren konnten überwunden werden, andere wiederum noch nicht. Leider gibt es nicht genug Vorbilder für junge Frauen. Daran müssen wir arbeiten. Mentorinnen sind hier wichtig, am besten ältere Frauen, die bereits Karriere gemacht haben und zeigen können, was alles möglich ist. Ich gehöre selbst auch zu einer solchen Gruppe und möchte jungen Frauen zeigen, dass es möglich ist, eine Familie zu gründen und trotzdem mit Leidenschaft bei der beruflichen Sache zu sein und Veränderungen in der Verpackungswelt voranzutreiben.“ Dabei sei es wichtig, Frauen zu ermutigen, ohne junge Männer zu entmutigen. „Es kommt doch letztendlich auf die Qualitäten und Fähigkeiten an und nicht auf das Geschlecht.“

Erfolgreiche Geschäftsführerin mit Engagement

Auch Nadia Taylor, Geschäftsführerin von TNA Solutions, ist eine „Woman in Packaging“. 1966 kam sie aus ihrem Heimatland Ägypten nach Australien, wo sie ihren Mann Alf Taylor kennenlernte, der im selben Jahr aus Schottland nach Australien eingewandert war. Beide gründeten das Unternehmen TNA, das sich seitdem vom australischen Verpackungspionier zu einem weltweit führenden Anbieter von Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungslösungen mit über 14.000 installierten Systemen in mehr als 120 Ländern entwickelt hat. 2018 wurde sie zusammen mit ihrem Mann mit dem „Australian Ethnic Business Award“, einem der begehrtesten Wirtschaftspreise Australiens, ausgezeichnet.

Nadia Taylor
Nadia Tayler gründete gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen TNA Solutions. (Bild: Messe Düsseldorf)

“Ich habe meine Karriere bei einer Snack-Firma in Australien begonnen und dort auch meinen Mann kennengelernt. Wir haben einige Jahre zusammengearbeitet und dann beschlossen, unser eigenes Unternehmen zu gründen. Er wollte zuerst nicht, aber auf mein Drängen gab er schließlich nach. So entstand TNA.“

Nadia Taylor

Neben ihrer Arbeit in der Geschäftsführung setzt sich Nadia Taylor seit über 20 Jahren mit der „Nadia and Alf Taylor Foundation“ für benachteiligte Kinder ein. Die Stiftung hat inzwischen Partnerschaften mit 130 Organisation in 39 Ländern. „Unser allererstes Projekt begann in Südafrika. Als wir dort geschäftlich unterwegs waren, sahen wir, wie Kinder in rostigen alten Schiffscontainern unterrichtet wurden. Da haben wir beschlossen, dort unsere erste Schule zu bauen. Und seither konzentrieren wir uns auf Bildung und Kinder, weil Bildung der Weg aus der Armut ist.“

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Heute ist Nadia Taylor begeistert, dass immer mehr Frauen in verantwortlichen Positionen in die Verpackungsbranche einsteigen. „Das ist großartig. Als wir unser Unternehmen vor über 40 Jahren gegründet haben, haben wir Frauen eingestellt und sie immer gleichberechtigt mit den Männern behandelt, egal, ob es um die Gehälter oder ihre Positionen im Unternehmen ging. Es ging nur um die Qualifikation.“ Nadias Rat an alle Frauen, die in der Verpackungsindustrie erfolgreich sein wollen: „Bleibt hartnäckig, seid widerstandsfähig. Und hört auf niemanden, der sagt, ihr werdet es nicht schaffen.“

Auf dem Podium (von links): Afsaneh Nabifar, Nadia Taylor, Marjo Halonen, Valentina Aureli, Gabi Bauer und Moderatorin Nerida Kelton. (Bild: Messe Düsseldorf)

Auf der interpack-Veranstaltung „Women in Packaging“ sprachen außerdem Valentina Aureli, CEO der Aetna Group, einem Unternehmen mit über 1.800 Mitarbeitern und zehn internationalen Werken, und Marjo Halonen, die als Vice President Communications der Metsä Board Corporation in Finnland für das Marketing und die globale Unternehmenskommunikation verantwortlich ist. Im selben Bereich arbeitet die gelernte Hotelfachfrau und studierte Betriebswirtin Gabi Bauer. Sie ist Head of Marketing & Communication bei Uhlmann Pac-Systeme, einem führenden Systemanbieter für das Verpacken von Pharmazeutika.

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