Deutschlands Ausfuhren von Kunststoffabfall in andere Staaten sind 2021 deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr seien rund 697.000 Tonnen Kunststoff-Exporte transportiert worden und damit ein Drittel (32 Prozent) weniger als 2020, teilte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) mit. Betrachtet wurden unter anderem Industriefolien, Produktionsabfälle und Lebensmittel-Verpackungen.
Insgesamt sei der Rückgang der Exporte positiv zu bewerten. Laut BDE-Chef Peter Kurth zeige sich, dass die Inlandsnachfrage nach den Rohstoffen gestiegen sei. Auch stärkere Importrestriktionen asiatischer Staaten und die Corona-Pandemie samt unterbrochener Lieferketten dürften bei dem Rückgang eine Rolle gespielt haben. Allerdings sei der Rückgang so deutlich, dass man einen Trend ableiten könne, auch da schon im vergangenen Jahr die Exportmenge gesunken sei, so Kurth – damals um neun Prozent. Die Exportzahlen für die Monate Januar bis Oktober stammen vom Statistischen Bundesamt, die Monate November und Dezember sind Schätzwerte des BDE.
Abfallexporte belasten Umwelt
Besonders Abfallexporte in Staaten außerhalb der EU sind umstritten. Immer wieder kommt es hier zu nicht ordnungsgemäßer Verwertung und die Exporte landen als Müll in der Landschaft. Inzwischen sind asiatische Staaten aber restriktiver beim Import, um die Umwelt zu schonen. Daher fallen auch deutliche Änderungen beim Blick auf die Liste der Importeure auf. Jahrelanger Hauptabnehmer war China, was vor Ort zu Nebenwirkungen führte: Die Qualität des Abfalls, den China importierte, war mitunter gering und wurde nur teilweise ordnungsgemäß recycelt – andere Teile blieben als Müll in der Umwelt.
Vor einigen Jahren reagierte Peking und verschärfte die Importregeln für Abfälle. Die Müllströme verlagerten sich in andere asiatische Staaten, ab 2018 war zum Beispiel Malaysia der abnehmerstärkste Importeur von deutschem Plastikmüll. Aber auch in Indien, Indonesien und Vietnam kamen größere Mengen an, die teils achtlos entsorgt wurden.
Märkte verschieben sich
Auch hier waren die Folge restriktivere Abfallimporte. Der neuen Statistik zufolge hat sich das Bild nun wesentlich verändert. Malaysia ist im vergangenen Jahr von Platz 1 auf Platz 4 der stärksten Importeure deutschen Plastikmülls abgerutscht. Die Menge schrumpfte von 170.000 Tonnen auf 46.000 Tonnen. Hongkong, Indonesien und Vietnam sind komplett aus den Top 10 rausgerutscht. Neuer Spitzenreiter sind die Niederlande mit einer Kunststoff-Importmenge aus Deutschland von 136.000 Tonnen im vergangenen Jahr, das waren 12 Prozent weniger als 2020. Grundsätzlich werden Ausfuhren in EU-Nachbarstaaten wie die Niederlande weniger kritisch bewertet, da dort die Recycling-Standards dort ähnlich hoch sind.
Platz 2 wird im neuen Ranking von der Türkei belegt und damit ging es – trotz einer um ein Viertel geschrumpften Menge von 99.000 Tonnen – einen Platz nach oben. Bei Polen stieg die Menge um ein Fünftel auf 79.000 Tonnen, damit kam der Staat auf Platz 3 des Müllrankings. Und auch Deutschland importierte im vergangenen Jahr weiter Abfälle – den Angaben zufolge 446.000 Tonnen Kunststoffabfall, das waren neun Prozent weniger als 2020.
Gemischte Resonanz
BDE-Chef Kurth stellt klar, dass Kunststoffexporte ein „inneneuropäisches Thema“ seien. Die politisch gewünschte Drosselung der Ausfuhren finde bereits statt, allerdings sei der Wunsch eine „funktionierende Kreislaufwirtschaft, in der Abfälle als Rohstoffe weitergenutzt werden und nicht als Müll enden“, so Kurth. Hierzu könnten Firmen in anderen Staaten Abfall kauften und in Produkten einsetzten, die im Exportland nicht hergestellt werden.
Besonders Umweltschützer sehen das Thema Abfallausfuhren sehr kritisch und warnen vor Umweltschäden, da der Verbleib in ärmeren Staaten kaum kontrolliert wird. In der Türkei seien in der Vergangenheit zum Beispiel immer wieder nicht-recycelbare Abfälle gelandet.
Unbehagen lösen die Exporte auf andere Kontinente auch in Teilen der Abfallwirtschaft aus. So stellt Michael Wiener, Chef des Grünen Punktes laut BDE klar: „Deutschland und Europa sollten in der Lage sein, ihren Kunststoffabfall selbst zu verwerten„. Das würde auch Arbeitsplätze schaffen, außerdem seien weitere Investitionen in die Recyclinginfrastruktur dringend notwendig.
Quelle: BDE
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