Finnland setzt auf Nachhaltigkeit

Finnland
(Bild: Shutterstock/Studio GM)

Wenn es um nachhaltige Entwicklung geht, belegt Finnland laut UN Sustainability Development Report 2021 im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz. Auch die Verpackungsindustrie des Landes ist mit ihren überwiegend holzbasierten Lösungen seit Langem nachhaltig ausgerichtet. Die Regierungsorganisation Business Finland unterstützt die Unternehmen des Landes dabei, diese Produkte in andere Märkte zu exportieren.

Heidi Kokki ist als Senior Advisor bei Business Finland für den Verpackungsbereich zuständig. „Wir arbeiten mit rund 30 finnischen Unternehmen zusammen, die ganz unterschiedliche nachhaltige Verpackungslösungen im Portfolio haben. Die Bandbreite reicht von biologisch abbaubaren Verpackungen über nachhaltige Tapes bis hin zu holzbasiertem Material als Kunststoffersatz.“ Finnland nimmt weltweit eine führende Position in der zertifizierten Forstwirtschaft ein und verschafft finnischen Verpackungsunternehmen damit einen Wettbewerbsvorteil. So machen derzeit Lösungen aus faserbasierten Materialien rund 69 Prozent des Verpackungsexports aus.

Heidi Kokki

(Bild: Business Finland)

„Bei uns in Finnland sind Verpackungslösungen, die auf dem Rohstoff Holz basieren, bereits seit vielen Jahren verbreitet. Mit diesem Know-how wollen wir durch die Exportförderung weltweit nun stärker in andere Länder gehen, in denen noch viel mehr Kunststoff genutzt wird. Die Nachfrage nach holzbasierten Alternativen ist da.“

Heidi Kokki, Senior Advisor bei Business Finland

Neben den skandinavischen Ländern sind vor allem Deutschland und Frankreich derzeit die wichtigsten Märkte für das nordeuropäische Land. „Deutschland ist sehr interessant für die Finnen und bereits der größte Handelspartner. Für unsere Unternehmen sind aber auch die Märkte in Japan, Südkorea und den USA von Bedeutung, denn auch dort verzeichnen wir eine steigende Nachfrage.“

Breites Portfolio an nachhaltigen Lösungen

Business Finland hilft nicht nur in Sachen Export, sondern vergibt auch Fördermittel an innovative Unternehmen. „Wir schauen auch darauf, ob gerade die kleinen Unternehmen genug Kapazitäten haben, um die verschiedenen Märkte beliefern zu können.“ Manche Verpackungshersteller sind bereits global unterwegs. Paptic beispielsweise mit seinen faserbasierten Papierverpackungen mit den Eigenschaften von Kunststoff liefert jetzt schon in über 50 Länder. Woodly dagegen ist ein noch kleines Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern, aber in Finnland für sein holzbasiertes Folienmaterial längst bekannt. Das gleichnamige zellulosebasierte, recycelbare und transparente Biokunststoffmaterial lässt sich auf herkömmlichen Verpackungsmaschinen verarbeiten, ist für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen und recycelbar. Heidi Kokki: „Woodly erobert jetzt gerade die DACH-Region, will aber auch unter anderem nach Asien und Großbritannien.“

Woodly

Woodly ist in Finnland für sein zellulosebasiertes, recycelbares und transparentes Biokunststoffmaterial bekannt. (Bild: Business Finland)

Im „Innovative and sustainable packaging solutions from Finland – Offering“, einem umfangreichen Onlinekatalog, hat Business Finland alle Unternehmen der finnischen Verpackungsbranche mit ihren nachhaltigen Lösungen aufgelistet. Darunter sind international bekannte Namen wie Stora Enso, UPM Raflatac, Metsä Board, aber auch Start-ups und kleine Unternehmen wie Jospak, Woodly oder der finnische Materialentwickler Granulous, der ein Biomaterial auf Basis von Getreideabfällen herstellt. Die erste Rezeptur ist eine Mischung aus pflanzlichen Polymeren und rund 40 Prozent Biertreber, einem Abfallprodukt der Brauereiindustrie. In Deutschland bereits bekannt ist das Material von Sulapac. Es wird aus Holzspänen aus industriellen Abfällen und pflanzlichen Bindemitteln hergestellt, baut sich biologisch ab und hinterlässt kein Mikroplastik. Das Unternehmen produziert daraus unter anderem Tiegel für Kosmetikprodukte.

Granulous

Granulous stellt Verpackungen aus einem Biomaterial auf Basis von Getreideabfällen her. (Bild: Business Finland)

Business Finland stellt in dem neuen Onlinekatalog zudem Forschungsinstitute vor, die daran arbeiten, Verpackungen noch nachhaltiger zu gestalten. Darunter ist beispielsweise das Technische Forschungszentrum Finnland VTT. Die Organisation beteiligt sich an internationalen und europäischen Verbundprojekten und bietet bei der Entwicklung von papierbasierten und biopolymerbasierten Verpackungsmaterialien Möglichkeiten vom Labor- bis zum Pilotmaßstab. Daneben entwickelt und testet das VTT Beschichtungstechnologien für Biobarrierematerialien.

Ein weiteres Beispiel: Ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen und finnischen Unternehmen entwickelt im gemeinsamen SUSBINCO-Projekt biobasierte Bindemittel und Beschichtungen als nachhaltige Alternative für Materialien, die auf fossilen Rohstoffen basieren. Das Ziel ist es, neuartige und biobasierte Produktportfolios für die Herstellung und Vermarktung auf dem internationalen Markt zu entwickeln. Das Projekt wird mit rund 5,6 Millionen Euro von Business Finland gefördert.

Finnland gilt als einer der Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft und will bis 2035 auf der Grundlage des finnischen Strategieprogramms zur Kreislaufwirtschaft klimaneutral werden. Das skandinavische Land hatte dazu bereits die weltweit erste Roadmap für die Kreislaufwirtschaft 2016–2025 erstellt und im Jahr 2019 aktualisiert sowie im Jahr 2022 das weltweit erste nationale Kreislaufwirtschaftsprogramm für Unternehmen herausgebracht.