Glasverpackungen für Getränke: modern und zukunftsfähig

(Bild: BrauBeviale/NuernbergMesse)
(Bild: BrauBeviale/NuernbergMesse)

Glas wird bereits seit Tausenden von Jahren als Verpackung für Getränke genutzt. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine angestaubte, sondern um eine moderne und zukunftsfähige Art der Verpackung, die bei den Regelungen des neuen Verpackungsgesetzes (VerpackG) punkten kann und auch bei den Verbrauchern eine große Akzeptanz genießt.

Getränke in Glasflaschen sind gefragt – und die Nachfrage steigt.

Das zeigen die Zahlen der aktuellen Marktstatistik des Bundesverbands Glasindustrie e. V. (BV Glas) für das erste Halbjahr 2018: Der Absatz im Segment Getränkeflaschen zeigte sich in der ersten Jahreshälfte 2018 positiv mit einem Zuwachs von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Glas ist nahezu inert, lässt also praktisch keine Wechselwirkungen zwischen Inhalt und Verpackung zu. Eine Eigenschaft, die es als einziger Werkstoff für sich in Anspruch nehmen kann. Außerdem erfüllen Glasverpackungen den Wunsch nach Nachhaltigkeit, Regionalität, Sicherheit und Gesundheit – Trends, die viele Verbraucher aktuell beschäftigen und zu Produkten in Glas greifen lassen.

Mineralwasser in Glasflaschen: Nachfrage steigend

Diese Entwicklung zeigt sich im Segment Getränkeflaschen für „nicht alkoholische Getränke (Wasser, Milch und Saft)“: Der Absatz ist im ersten Halbjahr 2018 deutlich gewachsen, um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Dr. Johann Overath (Bild: Bundesverband Glasindustrie e. V.)

Dr. Johann Overath (Bild: Bundesverband Glasindustrie e. V.)

„Der heiße Sommer kündigte sich bereits am Ende des ersten Halbjahres an und ließ den Absatz an Glasflaschen für dieses Segment steigen. Hinzu kommt ein allgemeiner Trend hin zu Glasflaschen, den wir seit einigen Jahren wieder beobachten können. Dies betrifft insbesondere Mineralwasser“, sagt Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Glasindustrie e. V.

Die Deutschen lieben ihr Mineralwasser: 144,3 Liter Mineral- und Heilwasser konsumierte jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr. An Auswahl mangelt es nicht: In Deutschland gibt es mehr als 500 Mineralwässer von über 200 Mineralbrunnen.

Da die Verpackung den Verbrauchern als Erstes ins Auge springt, ist sie der Impulsgeber für eine Entscheidung für oder gegen das Produkt. Sie ist heute mehr als nur eine Transporthülle, sondern oftmals ein fester Bestandteil der Marke.

Insbesondere Premium-Mineralwässer werden in den letzten Jahren wieder in Glas verpackt – überwiegend als Individualflasche. Der Grund liegt vor allem in der hochwertigen und individuellen Gestaltung, die für eine Hervorhebung am PoS sorgt. Bei Verbrauchern, die Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität legen, sind es Mineralwässer aus der Region, die in GDB-Pool-Mehrwegflaschen abgefüllt sind.

Bier und Wein: bitte aus Glasflaschen

Anders als bei den nichtalkoholischen Getränken, bei denen der Anteil von Glasverpackungen langsam wieder wächst, ist der Anteil bei Bier und Wein konstant hoch. Das spiegelt sich auch in den Wünschen vieler Verbraucher wider, wie eine GfK-Umfrage im Auftrag des Aktionsforums Glasverpackung aus dem Jahr 2016 zeigt: 96,1 Prozent der Befragten gaben an, ihr Bier am liebsten aus der Glasflasche zu trinken. Und 98,5 Prozent bevorzugen Wein aus einer Glasflasche, wenn sie mit Gästen zusammen Wein trinken.

Diese Zustimmung hält an, das zeigen die konstant guten Absatzzahlen von Glasflaschen dieser Segmente im ersten Halbjahr 2018, wobei der Absatz im Segment Bier und Spirituosen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,8 Prozent wuchs. Das Segment Wein und Schaumwein blieb auf hohem Niveau stabil.

„Wein und Bier sind klassische Segmente, in denen die Verbraucher Glasverpackungen bevorzugen. Sie sind auch hier Teil der Marke“, so Dr. Johann Overath.

Glasverpackungen: für das neues Verpackungsgesetz gewappnet

Die Nachfrage nach Glasverpackungen steigt. Wird sich dieser Trend auch fortsetzen, wenn am 1. Januar 2019 das neue VerpackG in Kraft tritt? Glas wird nahezu ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt, die fast unbegrenzt in der Natur vorkommen. Außerdem lässt es sich zu 100 Prozent im geschlossenen Kreislauf immer und immer wieder recyceln – ohne Qualitätsverlust.

Für Regelungen wie § 21 VerpackG, in dem den dualen Systemen in Deutschland vorgeschrieben wird, ihre Lizenzentgelte an die Recyclingfähigkeit sowie den Anteil von Rezyklaten und nachwachsenden Rohstoffen in Verpackungen zu koppeln, sind das wichtige Eigenschaften. Doch die Recyclingfähigkeit bemisst sich nach der gesamten Verpackung. Glasflaschen für Getränke bestehen natürlich auch noch aus weiteren Materialien, wie Metalldeckel, Verschlüsse, Kunststoffe, Papier oder Keramikanteile.

Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer BV Glas, im Kurzinterview

pj: Herr Dr. Overath, das neue Verpackungsgesetz tritt am 1. Januar 2019 in Kraft. Wie steht die Behälterglasindustrie dazu?

Dr. Johann Overath: Aus unserer Sicht enthält das Verpackungsgesetz überwiegend Regelungen, bei denen Glas als Packmittel punkten kann. Besonders die Erhöhung der Recyclingquote für lizenziertes Glas stößt auf Zustimmung der Glasindustrie. Sie wurde von bislang 75 Prozent der lizenzierten Glasmenge auf 80 Prozent ab dem Jahr 2019 und 90 Prozent ab dem Jahr 2022 erhöht.

pj: Sie haben eine Studie zur Recyclingfähigkeit von Glasverpackungen durchgeführt. Warum?

Dr. Johann Overath: Glas lässt sich zu 100 Prozent recyceln, doch Glasverpackungen bestehen nicht zu 100 Prozent aus Glas, sie haben Deckel oder Etiketten aus anderen Materialien. Die Bemessung der Recyclingfähigkeit bezieht sich auf das gesamte Produkt. Deshalb wollten wir genau wissen: Wie recyclingfähig sind Glasverpackungen? Und die Studie hat bestätigt, dass wir mit der Glasverpackung ein zukunftsfähiges Produkt haben, das alle Erfordernisse an eine moderne, recyclingfähige Verpackung erfüllt.

pj: Glas ist also ein Verpackungsmaterial der Zukunft?

Dr. Johann Overath: Absolut! Beliebig oft recycelbar, aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und nahezu inert. Mehrweg-Glasverpackungen können bis zu 50-mal wiederbefüllt werden, bevor sie erneut zu neuen Glasverpackungen eingeschmolzen werden. Glas überzeugt mit vielen positiven Eigenschaften.

Glasflaschen (Bild: Josep Curto/shutterstock.com)

Bild: Josep Curto/shutterstock.com

Studie untersucht Recyclingfähigkeit

Um der Frage nachzugehen, wie recyclingfähig eine gesamte Glasverpackung ist, hat der BV Glas beim Institut cyclos-HTP eine Studie in Auftrag gegeben. Die im Rahmen der Studie untersuchten Glasverpackungen sollten einen Großteil der am Markt erhältlichen Verpackungen abdecken. Deshalb wurden nicht nur Getränkeflaschen, sondern auch Konservengläser, Verpackungsgläser für Lebensmittel sowie Kosmetik- und Pharmaglas ausgewählt. Bei der Bemessung der Recyclingfähigkeit spielten mehrere Kriterien eine entscheidende Rolle.

„Zunächst haben wir den Anteil rezyklierbarer Stoffe bei den untersuchten Glasverpackungen festgelegt“, erläutert cyclos-HTP-Geschäftsführer Dr. Joachim Christiani.

Während bei der Glasverpackung das Glas und der Metalldeckel als Wertstoffanteil und damit als recycelbar gelten, werden die anderen Materialien nicht dem Recycling zugeführt. Auch das Glas muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit es aufbereitet und dem Kreislauf wieder zugeführt werden kann.

„Für die Erkennung des Glases als solches ist die optische Identifizierbarkeit erforderlich. Bei der Aufbereitung des Glases in den Recyclinganlagen werden Störstoffe durch eine sogenannte Transmissionsmessung identifiziert. Wenn das Glas opak, also nicht durchsichtig ist, wird es von den Recyclinganlagen als Störstoff identifiziert und aus dem Glasstrom ausgeblasen“, erklärt Christiani weiter.

Bei den Metallbestandteilen kommt es dagegen auf ihre magnetischen Eigenschaften bzw. ihre elektrische Leitfähigkeit an. Liegt diese vor, können sie im Recyclingprozess problemlos aussortiert und weiter verwertet werden. Das Ergebnis der Studie zeigt: Im Regelfall erzielen Glasverpackungen eine sehr hohe Recyclingfähigkeit.