Verpackungen von dekorativer Kosmetik sind sehr speziell. Oft bestehen sie aus zahlreichen Materialien, die eine Beurteilung ihrer Recyclingfähigkeit erschweren. Das Forum Rezyklat fordert daher: bei der Konzeption von Verpackungen ihre Recyclingfähigkeit gleich mitdenken. Auch Refactory wünscht sich mehr Design for Recycling für Kosmetikverpackungen. Der britische Recycler stellt aus den schwer zu recycelnden Verpackungen von Lippenstiften, Eyelinern und Co. einen Baustoff her, der Sperrholz ersetzt.
Das Design for Recyling von Verpackungen für dekorative Kosmetikartikel ist im Vergleich zu anderen Verpackungen für Drogerieprodukte herausfordernder, denn sie sind kleinteilig, häufig rund, oft schwarz oder haben nicht selten eine metallische Dekoration. All dies führt bereits beim Sortierprozess zur Ausschleusung der Verpackung, und ihre wertvollen Rohstoffe gehen damit für immer verloren.
Eine Arbeitsgruppe des Forum Rezyklat aus Expertinnen und Experten der Unternehmen BellandVision, Cosnova und dm wollte nun ein einheitlich fundiertes Verständnis von der Recyclingfähigkeit auch für diese Produktkategorie schaffen und hat Design-for-Recycling-Empfehlungen für die Verpackungen dekorativer Kosmetik erarbeitet. Dazu werden einzelne Verpackungsbestandteile aus Kunststoffen, Glas und Karton unter die Lupe genommen und auf Besonderheiten und Recyclingverhinderer hingewiesen. Die kostenlose Fachpublikation ist auf der Website des Forum Rezyklat abrufbar.
“Das Interesse an diesem Thema war groß, und der offene Austausch ermöglichte es, die Verpackungen bis ins Detail zu zerlegen. Es ist deutlich geworden, dass sich die Anbieter und Verpackungshersteller für dekorative Kosmetik aktiv an den Bemühungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft beteiligen möchten.“
Waldemar Dederer, BellandVision
Recycelter Kunststoff als Sperrholzersatz
Das britische Unternehmen Refactory hat sich bereits darauf spezialisiert, gerade die schwierig zu recycelnden Kunststoffverpackungen wie die von dekorativer Kosmetik wiederzuverwerten. Immerhin mehr als 100 Milliarden Kosmetikverpackungen landen pro Jahr im Müll, häufig bestehen sie aus verschiedenen Kunststoffsorten und enthalten noch weitere Teile aus Metall oder Glas. Bei den meisten Recyclinganlagen ist diese Art von Verpackung daher unbeliebt. Refactory dagegen sortiert Bestandteile aus Metall und Glas aus, schreddert und wäscht den verbleibenden Kunststoff, bevor er fein gemahlen und anschließend zu sperrholzähnlichen Platten verpresst wird. Farbe und Textur können nach Kundenwunsch eingestellt werden, bevor Blumenkästen, Möbel, Bücherregale, Duschkabinen und sogar Bushaltestellen aus den Platten hergestellt werden. Einziger Nachteil: Bei der Verarbeitung entsteht Mikroplastik. Daher verarbeitet Refactory die Platten inhouse und fängt dabei anfallendes Mikroplastik auf.
Ein Drittel des Abfalls, der zur Wiederverwertung bei Refactory landet, stammt aus Sammelboxen in britischen Geschäften wie The Body Shop oder Boots Pharmacy. Der Rest kommt allerdings direkt von den Kosmetikherstellern, die häufig ganze Chargen entsorgen, bevor diese in den Handel gelangen – weil Produkte zurückgerufen wurden, abgelaufen oder falsch etikettiert waren.