Seit Januar 2022 sind Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke von weniger als 50 Mikrometern in Deutschland verboten. Dünnere Tüten für Obst und Gemüse sind weiterhin erlaubt und fallen nach ihrer Nutzung häufig als Müll an. Kalifornische Wissenschaftler haben eine Möglichkeit gefunden, das Material weiter zu verwenden: als Klebstoff.
Ausnahme des Plastiktütenverbots sind sehr leichte Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern. 2019 verbrauchten die Deutschen pro Kopf im Schnitt rund 36 solcher Tüten. Zurzeit bieten sich für die Kunststoffbeutel wenig Anreize zur Wiederverwendung. Sie landen im Müll und werden meist verbrannt.
Klebstoff mit starken Eigenschaften
Wissenschaftler der University of Berkeley (Kalifornien, USA) haben sich zum Ziel gesetzt, die Plastiktüten bzw. deren Material – das Polyethylen (PE) – zukünftig in etwas Hochwertigeres umzuwandeln. PE selbst weist keine guten Klebeigenschaften auf. Das Forscherteam um John Hartwig (Lehrstuhl für organische Chemie an der University of Berkeley) wollte daher herausfinden, ob eine Funktionalisierung durch Hydroxyl- und Ketogruppen die Adhäsion des Kunststoffs verbessert. Hierzu wählten sie einen Katalysator auf Ruthenium-Basis.
Das Resultat: eine PE-Verbindung, die die ursprünglichen Eigenschaften des Kunststoffs behält, aber auch fest zum Beispiel an Metall haftet und gleichzeitig lackierbar ist. Schon das Einbringen einer relativ geringen Menge an funktionellen Gruppen konnte die Adhäsion des PE um das zwanzigfache erhöhen. Dabei behält das modifizierte PE seine ursprünglichen Materialeigenschaften und wäre damit in Zukunft eine Option für zahlreiche Klebanwendungen.
Das Verfahren der Wissenschaftler ist für den industriellen Einsatz noch nicht wirtschaftlich. Doch sind die Forschungsergebnisse ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, Kunststoffe zu nachhaltigen, hochwertigen Produkten zu recyceln.
Quelle: Industrieverband Klebstoff e.V.
Weitere Meldungen zu Klebstoffen
Energieeffizienz mit bio-basierten Klebstoffen
Henkel Adhesive Technologies hat mit Technomelt Supra 079 Eco Cool eine neuen Schmelzklebstoff entwickelt, die biobasierte Materialien nutzt.
Nachhaltige Klebstofflösungen auf der Fachpack
H.B. Fuller stellt auf der Fachpack nachhaltige Klebstofflösungen vor, die durch innovative Technologien die Kreislaufwirtschaft fördern.
Lipton setzt auf Klebstoff statt Plastik
Lipton Manufacturing Poland ist jetzt auf eine Nordson Heißleim-Dosierlösung zum sicheren Verschließen der Kartons umgestiegen und verzichtet damit auf die Verwendung von Plastikfolie.
Klebstoffauftrag für eine nachhaltige Verpackungsherstellung
Auf der diesjährigen Fachpack legt Baumer hhs einen Fokus auf seinen Nachhaltigkeitsansatzes und prüft unter anderem bei allen Anwendungen, inwieweit sich der Klebstoffverbrauch minimieren oder sich Prozesse und Produkte auf andere Weise umweltverträglicher gestalten lassen.
Zertifizierte Verschlusslösung für Kartonagen
Die Nassklebebänder von Schümann empfehlen sich als besonders ressourcenschonendes und nachhaltiges Verpackungsmittel
🎧 Podcast: BÜHNEN Klebesysteme – Verpacken mit Klebstoff
In dieser Episode sprechen wir mit den Geschäftsführern der Bühnen GmbH, Bert Gausepohl und Jan-Hendrik Hunke, über die wachsende Bedeutung von Klebstoffen in der Verpackungsindustrie. Erfahren Sie, wie innovative Klebstoffe zur umweltfreundlicheren Zukunft der Verpackungsindustrie beitragen.