Ein Hauch von frischer Luft und Inspiration

Bild von einer Frau und einem Mann an einer Druckmaschine
Valeriia Grankina besuchte gemeinsam mit ihrem Vater, Valeriy Grankin, die Standorte der STI Group in Lauterbach und Alsfeld. (Bild: STI Group)

Wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine musste Valeriia Grankina, CEO des ukrainischen Verpackungsunternehmens Slavena LLC, ihr Heimatland verlassen. Sie kam nach Deutschland und schrieb bereits im April für packaging journal und trat danach mit einem Wunsch an uns heran: Während ihrer Zeit in Deutschland wollte sie einen Eindruck von der Verpackungsproduktion vor Ort bekommen. Wir haben sie gerne bei diesem Vorhaben unterstützt und den Kontakt zur STI Group hergestellt. So besuchten Valeriia Grankina und ihr Vater genau sechs Monate nach Beginn des Kriegs in der Ukraine – gleichzeitig der ukrainische Nationalfeiertag – die STI Group in Lauterbach und Alsfeld. Für packaging journal schreibt sie über die Energie und Inspiration, die ihr dieser Besuch gegeben hat und über die Unterschiede zwischen Verpackungsproduktionen in der Ukraine und in Deutschland.

Am 24. Februar 2022 wurde die Ukraine von der Armee eines Nachbarstaats angegriffen. Im Frühjahr hätten wir durch zwei Ereignisse aufatmen können: wieder in unserem Verpackungsunternehmen zu arbeiten oder einen Hersteller von Verpackungen in Deutschland zu besuchen. Ersteres war für uns unmöglich, da Charkiw täglich bombardiert wurde. Zweiteres schien realistischer. Schließlich erhielten wir vom packaging journal die Nachricht, dass die STI Group uns an ihren hessischen Produktionsstandort einlädt. Zu sagen, dass ich erfreut war, wäre eine Untertreibung. Genau sechs Monate nach Beginn des Kriegs hatten wir die Möglichkeit, die STI Group zu besuchen, und konnten uns daran erinnern, wer wir sind.

Bild von Menschen vor einem Gebäudeeingang
V. l. n. r.: Meike Dihstelhoff (Head of Communications), Valeriy Grankin, Liana Schmelzer (HR STI Group und Übersetzerin für Ukrainisch), Jakob Rinninger (CEO STI Group), Günter Seim (Senior Consultant Packaging, STI Group) und Valeriia Grankina waren beim Besuch der Produktion in Lauterbach und Alsfeld dabei. (Bild: STI Group)

Viele Ukrainer unterteilen ihr Leben und ihre Erinnerungen in die Zeit „vor dem Krieg“ und „jetzt“. Ich gehöre zu diesen Menschen und „vor dem Krieg“ dachte ich, die Europäer seien eher gefühls- und emotionslos. Aber nach den ersten Minuten mit CEO Jakob Rinninger und Head of Communications Meike Dihstelhoff wurde mir klar, wie falsch meine Einschätzung war. Jakob Rinninger stellte behutsam Fragen zum Krieg, zu den Auswirkungen auf unser Geschäft und unser Leben, zu unseren Plänen für die Zeit „nach dem Krieg“. Er hörte aufmerksam zu, hatte Verständnis für die Situation, in der wir uns befanden, und bot Unterstützung an.

Nachdem wir mit der reichen und interessanten Geschichte des Unternehmens vertraut gemacht wurden, führte Jakob Rinninger uns durch den sogenannten „Inspiration Store“, den Showroom der STI Group am Standort Lauterbach. Hier ist der Name Programm, denn hochwertige und schöne Verpackungen inspirieren Menschen zum Kauf.

Unterschiede bei Design und Prototypen

Als Nächstes ging es in das Allerheiligste eines jeden Produktionsunternehmens – an den Ort, an dem das Produkt geboren wird. In unserem Fall die Verpackung. In der Design- und Konstruktionsabteilung (Produktentwicklung) arbeiten bei der STI Group mehr als ein paar Dutzend Menschen. Diese Menschen vollbringen magische Dinge. Sie entwickeln neue Entwürfe, testen sie auf Festigkeit und Stabilität. Dann geben sie die erstaunlichen Designs an die Produktionsbereiche weiter, die die Ideen in die Tat umsetzen. Die STI Group ist auf dem europäischen Markt für ihre einzigartigen Designs für Verpackungen und Displays bekannt. Aber in der Ukraine gibt es leider keine Verpackungsunternehmen mit solchen Abteilungen. In unserem Land erhalten die Druckereien in der Regel ein fertiges Layout vom Kunden und dürfen keine Änderungen vornehmen. Design und Konstruktion werden von Spezialisten erstellt, die im Unternehmen des Kunden oder in einer speziellen Agentur arbeiten.

Erstellung und Ausgabe eines Colour-Proofs zur Freigabe durch den Kunden

Bei der STI Group erstellen Mitarbeitende einen Proof unter Berücksichtigung der Parameter des Kartons, auf den das Produkt gedruckt werden soll. So hat der Kunde die Möglichkeit, im Voraus zu sehen, wie der Druck der Verpackung auf dem gewählten Material wirken wird. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass spezielle Farben, die Helligkeit und andere Merkmale des Endprodukts leicht abweichen können. In Ausnahmefällen wird ein Colour-Proof mithilfe einer Druckmaschine erstellt. Aber die Kosten für eine solche Dienstleistung haben ihren Preis. In der Ukraine genehmigen Kunden oft nur einen Farbabzug, der nur auf dem Karton, der für die endgültige Verpackung verwendet wird, erstellt wird. Der Preis für eine solche Arbeit ist dutzendfach niedriger als ihr tatsächlicher Wert, was an den Marktbedingungen liegt.

Die Produktionsprozesse unterscheiden sich nicht von den Standards der führenden Verpackungshersteller der Ukraine. Diese Prozesse haben mich schon immer begeistert. Es scheint, als sei man im Haus eines Zauberers, der aus leeren Bogen etwas Schönes macht. Das ist der Punkt, an dem mir der Atem stockt. Hier bei der STI Group ist alles genauso schön wie in meinem geliebten Verpackungsunternehmen in Charkiw, das, wie ich glaube, bald wieder zu leben beginnen wird.

Technologie für den internen logistischen Prozess

Bild von zwei Männern und einer Frau an einer Walze
Günter Seim gab Valeriia und ihrem Vater einen intensiven Einblick in die Produktion. (Bild: STI Group)

Eine unerwartete und neue Lösung für mich waren das interne Logistiksystem und der Transport der Paletten zu den Druck- und Stanzmaschinen am Alsfelder Wellpappstandort. Bei der STI Group läuft alles automatisch ab. Ich habe noch nie eine derart hoch technologisierte Druckerei gesehen. Es ist faszinierend, zu sehen, wie eine Maschine eine Palette übergibt, die zweite Maschine sie an die richtige Stelle bewegt und sie an die dritte weitergibt, die sie in eine weitere Maschine einlegt. Ich habe diese Arbeit lange beobachtet und sie schien so gut geölt und perfekt zu sein. Mein nächster Traum ist die Einführung dieser Technologie in meine eigene Produktion.

Für uns war es faszinierend, Fragen zur Nachhaltigkeit zu diskutieren. Die Ukraine steht erst noch davor, die Bedeutung der Umweltproblematik zu erkennen. Vor dem Krieg haben wir Gesetze zur Ökologie diskutiert und verabschiedet und mit der Mülltrennung begonnen. Deshalb war es wichtig, zu verstehen, wie andere es machen. Besonders interessant war, dass die STI Group an einem automatisierten Prozess arbeitet, um die CO2-Menge für ihre Kunden als Standard für jedes Projekt transparent zu machen.

Der Besuch war ein einmaliges Erlebnis, das ich für den Rest meines Lebens in Erinnerung behalten werde. Günter Seim, Senior Consultant Packaging, konnte alle unsere Fragen beantworten und nahm sich die Zeit, uns eine ausführliche Führung zu geben. Er kennt sich mit Verpackungen und Technologien so gut aus, wie es nur jemand kann, der sein Geschäft liebt.

Vielen Dank an die STI Group, das packaging journal und die gesamte deutsche Bevölkerung für die starke und unermüdliche Unterstützung!

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