packaging journal TV Talk: Wie blickt die Verpackungsbranche auf das zweite Halbjahr?

Kim Cheng
Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts dvi

Im packaging journal TV Talk sprechen wir mit den wichtigen Menschen der Branche. Heute wagt die Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts dvi, Kim Cheng, einen Blick ins zweite Halbjahr 2021 – in das die Branche eigentlich gestärkt aus den harten Pandemiemonaten gehen könnte. Wären da nicht Materialknappheit, Lieferengpässe und teurere Rohstoffe.
Kim Cheng, Geschäftsführerin des dvi (Bild: dvi)
Kim Cheng, Geschäftsführerin des dvi (Bild: dvi)

Frau Cheng, die Nachrichten der vergangenen Monate waren für die Branche nicht gerade ermutigend. Welche Rückmeldungen bekommen Sie?

Unsere Mitglieder berichten unisono, dass wir eine Rohstoffknappheit spüren, also eine Materialknappheit. Das bezieht sich aus unserer Sicht übergreifend auf alle Packstoffe. Es bezieht sich nicht nur auf Kunststoff. Es gibt steigende Kosten bei den Rohstoffen, bei den Transporten. Das belastet erheblich die Lieferkette. Unsere Mitglieder berichten uns, dass es Force-Majeure-Meldungen von Lieferanten gibt.

Dass bei Lieferungen deutlich höhere Einkaufspreise gefordert werden und geringere Mengen geliefert werden. Es gibt eine Stückelung von Mengen, die werden dann über den Monat verteilt. Also das ist ein erhebliches Problem in der Industrie gerade. Es gibt keine Möglichkeit der Materialsubstituierung. Weil es eben ein packstoffübergreifendes Problem ist und es natürlich auch erhöhte Anforderungen an das Verpackungsmaterial gibt. Gerade mittelständische Verarbeiter stehen hier vor einem großen Problem.

Das atmet man nicht so weg, sagte der Hauptgeschäftsführer von der Industrie Vereinigung Kunststoffverpackungen, und da hat er ja wohl auch recht. Es sind ja vor allen Dingen finanzielle Herausforderungen, vor denen die Branche jetzt steht, oder?

Ja, ich denke, das große Problem ist, dass es nicht valide vorhersehbar ist, ob sich die Rohstoffpreise wieder verändern und wie sie sich verändern. Und gerade für die mittelständische Industrie ist das schwer zu leisten.

Diese Knappheit erreicht uns zu einer Zeit, in der die Verpackungsbranche neuen Mut gefasst hatte. Auch weil ihr in der Pandemie endlich bescheinigt wurde, systemrelevant zu sein. Hat das ein neues Selbstbewusstsein gegeben?

Also ich denke, dass die Feststellung der Systemrelevanz ein wichtiges Signal zur richtigen Zeit für die Verpackungsindustrie war. Ich glaube, wir alle wissen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen großartigen Job geleistet haben. Nicht nur in der Pandemie. Dass die Unternehmen durch Hygiene, Konzepte, durch das Verteilen von Schichtarbeit auch extrem dazu beigetragen haben, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet wurde. Man muss auch sagen, dass dank der Verpackung natürlich auch die die supply chain auf europäischer Ebene standgehalten hat.

Und genau das ist mein Wunsch, dass die Industrie mit einem größeren Selbstbewusstsein aus dieser hoffentlich bald zurückliegenden Pandemie heraustritt. Und was natürlich auch zu wünschen wäre, dass diese Pandemie vielleicht auch dazu beiträgt, dass man die Verpackung aus einer anderen Ecke betrachtet. Eben nicht als Müll, sondern als Sekundärrohstoff, und auch die Leistung anerkennt, die die Industrie jeden Tag hinlegt.

Das ganze Interview im packaging journal TV Talk

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Das wären gute Gründe, gestärkt und zuversichtlich in den Sommer, vor allen Dingen ins zweite Halbjahr zu gehen, wenn da nicht die Probleme wären, über die wir gesprochen haben. Wie lautet Ihre Einschätzung? Wie geht die Verpackungsbranche in das zweite Halbjahr?

Also insgesamt ist unsere Industrie gut aufgestellt und kann eigentlich immer zuversichtlich in die Zukunft gucken. Was wirklich niemand vorhersehen kann, ist, wie sich die Rohstoffpreise entwickeln. Und niemand weiß im Moment auch, ob diese Pandemie wirklich im Herbst vorbei ist. Also wir sind zuversichtlich. Wir gehen zuversichtlich in die Zukunft. Aber alles andere bleibt abzuwarten.

Und wie begleitet das Deutsche Verpackungsinstitut dvi uns durch das zweite Halbjahr?

Wir haben uns tatsächlich schon im vergangenen Jahr gut aufgestellt in Bezug auf digitale Angebote. Wir haben alle unsere Veranstaltungen umgestellt. Das ist von den Mitgliedern gut angenommen worden. Die Weiterbildungsangebote unserer Akademie, die Dresdner Verpackungstagung, die im Dezember stattfindet, und der Deutsche Verpackungspreis, der im Herbst zum 44. Mal vergeben wird, finden digital statt. Seit dem „Tag der Verpackung“ im Juni haben wir eine Onlineausstellung auf unserer Website über moderne Verpackungslösungen und haben mit der AGVU ein Panel mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Florian Pronold durchgeführt. Es tat und tut sich also jede Menge.

Erschienen in packaging journal 4-5/2021

Außerdem in dieser Ausgabe: 

Marksituation: Engpässe in der Lieferkette

Special Pharma und Kosmetik

Packmittel, Packstoffe: Lösungen für Kartonagen und Faltschachteln

Nachfüllstationen im Einzelhandel

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