Papair: Eine gute Idee setzt sich durch

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Das neue Polstermaterial ist eine Alternative zu herkömmlichen Verpackungsmaterialien. (Bild: Papair)

Das niedersächsische Start-up Papair hat eine doppellagige Luftpolsterfolie aus Papier auf den Markt gebracht. Mit einem patentierten Verfahren zur Herstellung des nachhaltigen Verpackungsmaterials startete kürzlich eine Pilotanlage am eigenen Produktionsstandort in Rethem an der Aller. 

PapairWrap nennt sich die neue Luftpolsterfolie aus 100 Prozent Papier, die ohne Kunststoffe und Kleber auskommt. Seit Kurzem produziert eine Pilotanlage in einem innovativen Herstellungsverfahren das zweilagige Polstermaterial aus Papier. Entwickelt wurde das Verfahren von den drei Gründern des Start-ups Papair. Christopher Feist, Fabian Solf und Steven Widdel wollten mit ihrem Produkt eine neuartige Alternative zu herkömmlichen Verpackungsmaterialien schaffen. Das Herstellungsverfahren haben die Gründer patentieren lassen.

„Eine derartige Technologie gab es noch nicht. Mit der Pilotanlage haben wir nun bereits in kleinen Schritten ausprobiert, ob das Verfahren funktioniert, und sind bereit für die Großanlage.“

Christopher Feist, CEO und Mitgründer 

Die Innovation: „Polsterfolie aus Papier war bisher immer einlagig. Unser Produkt ist jetzt erstmals zweilagig und bietet daher eine bessere Stabilität als andere Polstermaterialien aus Papier. Außerdem kommt PapairWrap ohne Kunststoff und Kleber aus – das spart auch Kosten ein.“

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PapairWrap ist ein neues Poltermaterial aus 100 Prozent Papier, das ohne Kunststoffe und Kleber auskommt. (Bild: Papair)

Start mit Pilotanlage

Geplant war der Produktionsstart bereits für März 2022. Die Pandemie und die weltpolitischen Ereignisse verzögerten aber die Lieferung von Technik und Bauteilen für Anlage immer wieder. Nach einer ausführlichen Inbetriebnahmephase beim Maschinenbauunternehmen in Bayern ging es dann 2023 endlich auch am eigenen Standort in Rethem an der Aller los.

Zuvor hatten die Gründer ihr innovatives Produkt auf verschiedenen Messen wie Fachpack, Empack Hamburg oder der Hannover Messe vorgestellt. Mit dem PapairWrap aus der ersten Anlage werden zunächst über 150 Kunden aus verschiedenen Branchen beliefert. Parallel dazu finden Pilotprojekte mit ausgewählten Kunden statt, um den Einsatz von PapairWrap zu evaluieren und die Ergebnisse in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen.

„Bisher sind Kunden überwiegend auf uns zugekommen, und gemeinsam suchen wir dann die optimale Lösung. Einige Kunden schicken uns ihre Produkte, dann machen wir Vorschläge, wie diese mit PapairWrap verpackt werden können.“ Die Nachfrage ist hoch, denn viele Unternehmen möchten von Kunststoff auf Papier umsteigen. „Die Auftragslage ist sehr gut, gerade hat der erste Lkw mit PapairWrap unsere Anlage in Richtung Schweiz verlassen.“

Die Pilotanlage produziert aktuell rund 50.000 Quadratmeter pro Monat. „Die große Anlage, die wir Ende 2023 in Betrieb nehmen wollen, wird dann monatlich 800.000 Quadratmeter schaffen. Dann sind wir auch in der Lage, zwei verschiedene Produktbreiten – 35 und 80 Zentimeter – anzubieten. Preislich werden wir mit vergleichbaren Kunststoffprodukten mithalten können. Wahrscheinlich können wir diese sogar unterbieten, wenn man gesetzliche Regularien wie die Plastiksteuern in Großbritannien oder Spanien einbezieht oder die Lizenzkosten, die das Verpackungsgesetz vorsieht. Auch die Entsorgungskosten für unser Papierprodukt fallen günstiger aus als für Polsterfolie aus Kunststoff.“

Erweiterung des Portfolios geplant

Der Produktionsstart von PapairWrap war ein wichtiger Meilenstein, doch gedanklich sind das Team und die Gründer bereits weiter. Für die Anschaffung von weiteren Anlagen muss die Finanzierung sichergestellt werden. Den Unternehmensstart hatten die drei über Crowdinvesting finanziert und gleich zu Beginn über das Internet von bankunabhängigen Geldgebern eine beträchtliche Summe zusammenbekommen. „Wir hatten ja am Anfang nur eine Idee, und um unabhängig zu bleiben, war es keine Option, gleich Investoren zu suchen“, so Christopher Feist. „Wir kommen ursprünglich weder aus der Papier- noch aus der Verpackungsbranche. Im Studium ergab sich für einen meiner Mitgründer die Möglichkeit, an einem Gründerkurs teilzunehmen. Und über seine Familie erfuhren wir von dem Problem, dass in der Industrie mit viel zu viel Kunststoff verpackt wird. So entstand die Idee zu PapairWrap.“ Das nachhaltige Polstermaterial kann noch viel mehr, denn das Papair-Team arbeitet bereits an weiteren Funktionalitäten der Luftpolsterfolie, um das Produktportfolio zu erweitern. Konkret sind das nachhaltige Versandtaschen, gepolsterte Versandkartons ebenso wie individuelle Spezialanfertigungen.

(Bild: Papair)

Bereits mehrmals ausgezeichnet

Das 2020 gegründete Start-up hat es sich zum Ziel gesetzt, Plastikmüll zu vermeiden und mit seiner Luftpolsterfolie aus Papier ein Verpackungsmaterial auf den Markt zu bringen, das Sicherheit, Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit vereint. Der Erfolgt gibt dem Team und seiner Vision recht. Im Dezember 2022 wurden sie mit dem niedersächsischen Durchstarterpreis in der Kategorie Newcomer/Scale up ausgezeichnet. Außerdem konnten sie den Finaleinzug beim niedersächsischen Innovationspreis und beim internationalen Sustainable Packaging Award für sich verbuchen.

Seit 2023 sind sie zudem Teil des Amazon Sustainability Accelerators. „Hier gehören wir zu den 16 Auserwählten, die mit Coaching, Workshops und auch finanziell unterstützt werden. Wir schauen uns dort gerade viel ab und lernen beispielsweise von den Amazon-Standards, die es in den USA gibt, dass es auf Zahlen und Fakten ankommt, wenn man erfolgreich sein will“, so Christopher Feist. „Ich wünsche mir, dass es künftig weniger wichtig ist, immer sofort eine 100-prozentige Lösung parat haben, gerade wenn es um Nachhaltigkeit geht. Häufig rennt man mit diesem Anspruch am Ziel vorbei, denn die perfekte Lösung ist nicht immer direkt verfügbar. Wir brauchen aber Veränderungen, und wenn man eine gute Idee hat, sollte man einfach loslegen.“

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