Manchmal trauen sich Unternehmen, ungewohnte Wege zu gehen. Der Maschinenbauer Rovema etwa verzichtet in diesem Jahr auf einen interpack-Auftritt, lädt dafür aber Kunden zu Vorführungen und Vorträgen ins eigene Werk im hessischen Fernwald ein. Und die folgen der Einladung mehr als willens.
Volles Haus in Fernwald. Das Maschinenbauunternehmen Rovema hatte Kunden und Interessenten drei Tage in Folge – vom 21. bis zum 23. März – zum Auftakt der Reihe „Customized Experience“ in den Firmensitz in der Nähe von Gießen eingeladen. 2023 veranstaltet das Unternehmen in mehreren Etappen mehrtägige Events, in denen in Kooperation mit langjährigen Partnern Packlösungen für verschiedene Bereiche der Lebensmittelbranche vorgestellt werden. Im März stand das Thema Kaffeeverpackung im Mittelpunkt.
Und die Geladenen erschienen zahlreich. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser Auftaktveranstaltung, denn eine Anreise nach Fernwald ist ja nicht selbstverständlich. Am Ende hatten wir Besucher aus ganz Europa zu Gast, das macht uns sehr stolz und zeigt uns, dass unsere Veranstaltung Relevanz hat“, so CEO Christoph Gusenleitner, der dem Unternehmen seit April 2022 vorsteht. Und die Anreise hat sich in jedem Fall gelohnt. Vor Ort erwarteten die Besucherinnen und Besucher mehrere kommentierte Live-Vorführungen an der Rovema BVC 260, die speziell zum Verpacken von Kaffee, gemahlen und als ganze Bohne, vorbereitet wurde. Für Bohnenkaffee wurde eine Option mit Entgasungsventil und für Mahlkaffee eine Hochleistungsanwendung für Portionspackungen, sogenannte frac packs, demonstriert.
Bei den Vorführungen kamen sowohl Packmittel der Kooperationspartner Südpack und A. Hatzopoulos zum Einsatz. Noch bevor die Folien auf der Schulter zum Beutel geformt wurden, bekamen sie per Ultraschall das Einweg-Überdruckventil Wicovalve vom Schweizer Kooperationspartner Wipf eingesiegelt, das mitsamt der Verpackung auch dem anschließenden Dichtungstest im Wasserbad standhielt. Ausgestattet mit dem neuartigen Ventilapplikator für Knopfventile schafft die BVC 260 bei Bestückung mit solchen Mono-PP-Packstoffen eine Ausbringungsleistung von bis zu 70 Beuteln pro Minute.
Neuen Anforderungen gerecht werden
Wie genau das Ventil funktioniert, das erläuterte Michel Schlaepfer, Key Account Manager bei Wipf, den aufmerksamen Gästen in einem Kurzvortrag. Im Gegensatz zu vergleichbaren Konstruktionen setzen die Schweizer nicht auf ein mechanisches Ventil, sondern sorgen mittels Ölbarriere für einen einseitigen Druckausgleich. Das Ventil ist überhaupt nötig, da der Kaffee noch in der Verpackung Gase abgibt, die sonst die Verpackung aufblähen oder sogar zum Aufplatzen bringen würden. Momentan bietet das Unternehmen die Ventile in den Kombinationen PE+PET oder PP+PET an. In Zukunft sei aber geplant, besser recycelbare Versionen ins Portfolio aufzunehmen, etwa eine Mono-PE-Lösung. „Auch die Siegeltechnologie muss neuen Anforderungen gerecht werden“, so Schlaepfer.
Ebenso wie Wipf stellten auch die beiden anderen Kooperationspartner im Rahmen kürzerer Vorträge die Vorteile ihrer Packmittel vor. Antonis Proedrou hob die Kreislaufeignung der Mono-PP- und Mono-PE-Lösungen von A. Hatzopoulos hervor. Die X-Cycle-Reihe hat bereits verschiedene Preise, darunter den WorldStar Award, eingeheimst und ist zudem zertifiziert durch u.a. das Institut Cyclos-http sowie Interseroh. Isabell Lauer von Südpack wiederum betonte die Nachhaltigkeitsvorteile der Mono-Pe- und Mono-PP-Folien des Unternehmens. Durch die Umrüstung auf die Monofolien könnten Unternehmen im Vergleich zu herkömmlichen Folien bis zu 19 Prozent Material und damit verbunden bis zu 58 Prozent CO2 einsparen. Nachhaltigkeit auch im Bereich Druck: Mittels der SPQ-Technologie kann bei geringerem Farbeinsatz die gleiche Qualität erzielt werden. Dafür gab es für die Ochsenhausener bereits 2021 den Deutschen Verpackungspreis in Gold.
Austausch und Know-how im Mittelpunkt
Ein großer Pluspunkt des Veranstaltungsformates zeigte sich dann allerdings zwischen den Vorträgen und Vorführungen: der Austausch und das Vernetzen. Bei – wie sollte es anders sein – leckerem Kaffee vom lokalen Barista kamen zwischen den Vertreterinnen und Vertretern namhafter Kaffeeproduzenten und den Verpackungsexperten zahlreiche spannende Gespräche zustande und es wurde gefachsimpelt.
Stellt das Format also eine valide Alternative zu einem Messeauftritt dar? Ganz so scharf wollte Ingo Hamel, CTO bei Rovema, das dann nicht formulieren. Einige Vorteile liegen für ihn aber klar auf der Hand. „Hier vor Ort können wir als Unternehmen ganz anders auftreten, als auf einer Messe, wo es manchmal schwierig ist zu zeigen, was die Firma leisten kann. Hier hingegen erhalten die Kunden Einblick in unsere Fertigung und können für sich die Frage ‚Ist Rovema geeignet für mein Produkt‘ wesentlich besser beantworten.“
Bei einem geführten Rundgang durch das über die Jahre beeindruckend gewachsene Rovema-Werk konnten sich die Besucherinnen und Besucher dann ein genaues Bild über den Herstellungsprozess der Maschinen machen. Herzstück ist hier die Werkstatt, in der jede später verbaute Schulter in detaillierter Handarbeit geformt wird. Außerdem haben die Spezialisten im Werk eine vollständige Abfülllinie präsentiert, vom Einfüllen der Bohnen bis hin zum Abpacken im Pappgebinde. So einen Einblick erhält man nicht alle Tage.
Kurzum: Mit dem Auftakt der Veranstaltungsreihe konnten sowohl Rovema und seine Kooperationspartner wie auch die angereisten Besucherinnen und Besucher hochzufrieden sein. Der nächste Block steht bereits fest. Im Mai dreht sich in Fernwald alles um das Thema Süßwaren und Snacks.
http://www.rovema.com
http://www.hatzopoulos.de
http://www.suedpack.de
http://www.wipf.ch
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