Er wollte die erste Verpackungsmaschine der Welt bauen und leistete Pionierarbeit für die Verpackungsbranche. Mit der ersten Schachtelaufrichte- und Klebemaschine und Verpackungsrobotern brachte er sein Unternehmen zu internationalem Erfolg. Nun trauert die Branche um Unternehmer Gerhard Schubert, der am 04. Juli 2023 starb.
Am 16. Juli 1938 im baden-württembergischen Crailsheim geboren, begann Gerhard Schubert seine berufliche Laufbahn mit 15 Jahren als Mechaniker beim Verpackungshersteller Strunck. Dort arbeitete er nach seiner Lehre zunächst als Konstrukteur und wechselte dann zur Firma Kugler in Schwäbisch Hall. Und er wollte mehr, wie sein Sohn Ralf Schubert sagt:
„Ich glaube, er wollte einfach eine Firma. Er wollte etwas erfolgreich machen.“
Und so begann er neben seiner Anstellung, freiberuflich zu arbeiten und gründete schließlich 1964 sein eigenes Konstruktionsbüro. 1966 folgte dann die Gerhard Schubert GmbH, mit der er in der Verpackungsbranche erfolgreich wurde.
Bis heute ist die Gruppe ein Familienunternehmen und Gerhard Schubert entwickelte die erste Schachtelaufrichte- und Klebemaschine (SKA) im Bildhauer-Atelier seines Vaters. Mit der ersten Maschine wurden die weltweit bekannten Lebkuchen beim Traditionsunternehmen Weiss aus Nürnberg verpackt.
“Es ging ja los mit dieser Schachtelaufrichte- und Klebemaschine und sie war dann nachher sehr bekannt. Wir haben Tausende dieser Maschinen gebaut, und auch das erste Mal Schachteln mit Hotmelt aufgerichtet – dafür hat er ein Patent gehabt. Damit hat die Firma gestartet. Und Lebkuchen Weiss hat eine der ersten SKAs bekommen und die steht jetzt im Verpackungsmuseum in Heidelberg.“
Ralf Schubert, Geschäftsführender Gesellschafter
1972 kam dann das Baukastensystem für Toploading-Verpackungsmaschinen hinzu – ein voller Erfolg. Zunächst wurde die Entwicklung mit Skepsis betrachtet, aber Gerhard Schubert prägt die Verpackungsbranche so nachhaltig. Er legte damit den Grundstein für die heutigen Hightech-Maschinen des Unternehmens. Auf der interpack 1981 präsentierte die Gruppe dann den ersten Verpackungsroboter der Welt – eine Revolution für die Verpackungsbranche.
“Ich wollte eine Maschine entwickeln, die entsprechend der menschlichen Prinzipien aufgebaut ist: simple Mechanik, eine hohe Intelligenz und der Einsatz von Werkzeugen. Also haben wir unsere Maschinen danach aufgebaut.“
Gerhard Schubert
Mehr Steuerung durch weniger Mechanik – darin sah Gerhard Schubert den langfristigen Erfolg von Verpackungsrobotern. Seine Vision war es den Verpackungsprozess vollständig zu automatisieren. Aber in den 1990er Jahren gab es keine Software auf dem Markt, die der Aufgabenstellung des Verpackungsmaschinenbaus gerecht wurde. So entschied sich Schubert dazu, selbst eine Steuerung zu entwickeln. Dazu kam auch sein Sohn Ralf Schubert ins Unternehmen.
“Mein Vater hat mich dann angerufen und gesagt: „Wir müssen jetzt eine Steuerung für unsere Maschinen bauen. Du kannst die Projektleitung machen.“ Und dann bin ich ins Unternehmen gekommen und habe das auch nie bereut. Heute empfinde ich mich auch nicht mehr als Softwareentwickler, sondern eher als Maschinenbauer.“
Ralf Schubert
1996 brachte das Unternehmen dann die erste Maschine mit der selbst entwickelten Steuerung auf den Markt. Die Maschinenlösungen machten die Gerhard Schubert GmbH international bekannt. Innovationen wie die modularen und intelligenten Toploading-Verpackungsmaschinen werden von Maschinenherstellern aus der ganzen Welt aufgenommen.
Intelligente Software und reduzierte Mechanik – diese Kombination überzeugte die Branche weltweit. Der einfache mechanische Aufbau der Verpackungsmaschinen und die Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit der Funktionen machen das TLM-Erfolgsgeheimnis aus – flexibel und modular also.
Familienunternehmen und Engagement in der Region
Nach diesem Prinzip wird das Unternehmen heute weitergeleitet, inzwischen in zweiter Generation von Ralf Schubert. Auch der zweite Sohn des Gründers führt mit der Schubert Business Development GmbH eine der Tochterunternehmen der Gruppe und ist Gesellschafter der Schubert GmbH. Mit Johannes Schubert steht auch die dritte Generation bereits in den Startlöchern. Heute setzt sich die Unternehmensgruppe aus neun Unternehmen in fünf Ländern zusammen.
Für seine Leistungen und zum 50-jährigen Firmenjubiläum erhielt Gerhard Schubert 2016 das Bundesverdienstkreuz. So wurden sein Lebenswerk und sein soziales Engagement in der Region anerkannt. Auch das Land Baden-Württemberg ehrte den gemeinnützigen, sozialen und ehrenamtlichen Einsatz von Gerhard Schubert mit der Wirtschaftsmedaille, ebenso wie der Medienpreis der lokalen Zeitungen und die Verdienstmedaille des Landkreises Schwäbisch Hall.
Aus dem Unternehmen, das Gerhard Schubert vor 57 Jahren mit drei Mitarbeitern startete, ist ein Weltkonzern mit rund 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden. Die Tochterunternehmen der Gruppe bilden die Bereiche IT, Präzisionsteile und Verpackungsservice ab.
Über sich selbst sagte Gerhard Schubert:
“Ja, ich bin ein Visionär. Ein Konstrukteur muss Visionen haben.”
Quelle: Gerhard Schubert GmbH
Die Branche trauert um Gerhard Schubert
Gerhard Schubert steht für Innovation und Unternehmertum wie kaum ein Anderer in der Verpackungswelt. Mit seinen Visionen, seinem Mut und seiner Schaffenskraft, hat er eine gesamte Branche nicht nur wesentlich beeinflusst , sondern wesentlich weiter entwickelt und geprägt.
In Gedanken an eine große Persönlichkeit.Hans-Dieter Worch, CEO der CTA GmbH (via LinkedIn)
“Gerhard Schubert war ein Pionier und Visionär. Er hat seine wegweisenden Ideen umgesetzt und damit neue Maßstäbe geschaffen. Die Branche verliert mit ihm eine außergewöhnliche Persönlichkeit.”
Richard Clemens, Geschäftsführer VDMA
“Mit Gerhard Schubert verliert die Verpackungsbranche einen ihrer großen Vordenker. Ich selbst habe ihn leider nur wenige Mal treffen können und habe dabei immer sein bescheidenes Auftreten bewundert. Er hat eine Lebensleistung vollbracht, die uns allen allerhöchsten Respekt abverlangt. Vom Konstrukteur, der sich 1966 selbstständig machte, hat er es zu einem Weltmarktführer im Verpackungsmaschinenbau gebracht. Die Fachpack in Nürnberg war ihm als Hohenloher immer nah. Obwohl seine Maschinen in der ganzen Welt beste Dienste leisten, ist er stets seiner württembergisch-fränkischen Heimat und den Menschen dort treu geblieben. Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk Gerhard Schuberts und sind in diesen Tagen im Gedanken bei seiner Familie.“
Heike Slotta, Executive Director Fachpack, NürnbergMesse
“Die Begegnungen und persönlichen Gespräche mit Gerhard Schubert waren für mich über 30 Jahre immer Sternstunden in meinem ‘Verpackungsleben’. Bereits zur interpack habe ich ihn vermisst … Diese große Lücke wird bleiben. Ich ziehe meinen Hut vor seiner Lebensleistung!”
Brigitte Bähr, langjährige Expertin und Autorin bei packaging journal
“Gerhard Schubert war ein begeisterter Maschinenbauer. Ein Blatt Papier und ein Zeichenstift gehörten auf seinem Schreibtisch zum Standard. Wenn er seine neueste Idee in schnellen Zügen erläutert hatte, war aber jedes andere Thema ebenso spannend. Die mit Begeisterung betriebene und benutzte Fliegerei bis hin zum Lear Jet. Der feine Bau von Präzisionsfernrohren oder das Stimmen von Klavieren, falls mal ein langweiliger Strandurlaub zu überbrücken war. Gerhard Schubert war aber auch ein ausgebuffter Marketingprofi und, nicht zu vergessen, ein gewiefter Packmittelentwickler.”
Norbert Sauermann, ehemaliger Chefredakteur Verpackungs-Rundschau
“Meine tiefe Anteilnahme und mein Beileid an die Familie und engen Freunde von Hrn. Schubert. Zugleich bin ich in Gedanken bei den für mich so inspirierenden Reden und persönlichen Treffen bei seinen Besuchen und Vorträgen an meiner damaligen Professur für Verpackungstechnik der TU Dresden. Er ist und bleibt mir mit seiner großartigen Unternehmergeschichte ein Vorbild. Auch bewies Herr Schubert mit der erstmaligen Nutzung der Robotertechnik in Verpackungsmaschinen, dass auch in so konservativen Industriebereichen (wie der Verpackungsindustrie) technologischer Wandel schneller und weitreichender passieren kann, als von vielen Erfahrungsträgern eingeschätzt, damals wie heute.”
Markus Stein, watttron Kaufmännischer Geschäftsführer (via LinkedIn)
“Mit Gerhard Schubert verliert die gesamte Verpackungsbranche einen herausragenden Pionier des Verpackungsmaschinenbaus, den wir als begeisternden Wegbereiter und Vorbild bleibend in Erinnerung halten werden. Der dvi‐Vorstandsvorsitzende ist sehr dankbar für die vielen Jahre der Zusammenarbeit, in denen wir nicht nur seine bahnbrechenden Ideen bewundern durften, mit denen er seiner Zeit stets weit voraus war. Auch menschlich ist der Tod von Gerhard Schubert ein Verlust. Sein Humor, sein offenes und interessiertes Wesen und sein respektvoller und empathischer Umgang mit seinen Mitmenschen hat uns fortwährend beeindruckt.“
Wolf‐Dieter Baumann, Vorstandsvorsitzender des dvi
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Verstärktes Nachhaltigkeitsengagement
Gerhard Schubert ist seit August 2024 Mitglied im UN Global Compact Netzwerk Deutschland und bekennt sich zu den zehn Prinzipien der Vereinten Nationen.
Ansatzpunkte für nachhaltigere Verpackungslösungen
Eines der zentralen Unternehmensziele von Schubert ist, die Konsumgüterhersteller auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen.
Schlankes Maschinenkonzept mit hoher Leistung
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