Weil die Weltbevölkerung weiter wächst, bleiben Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen hoch gefragt. Auch im schwierigen Jahr 2022 verbuchten die Branchenunternehmen einen Produktionszuwachs von sieben Prozent auf 15,8 Milliarden Euro am Standort Deutschland.
Damit übertraf der viertgrößte Fachzweig des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland sein Vorkrisenniveau von 2019 in Höhe von 15,3 Milliarden Euro. Knapp die Hälfte des Umsatzes entfiel auf Verpackungsmaschinen – die größte Ausstellergruppe auf Weltleitmesse interpack.
“Auch im schwierigen Jahr 2022 blieb die Nachfrage nach unseren Maschinen hoch. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen einen entscheidenden Beitrag für die sichere Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Lebensmitteln, Getränken, und pharmazeutischen Produkten leisten.”
Christian Traumann, Vorsitzender des VDMA Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen
Das Wachstum hätte nach Einschätzung des VDMA Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen noch größer ausfallen können, doch die konjunkturelle Erholung wurde durch die anhaltenden Schwierigkeiten in den Lieferketten und durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine deutlich eingebremst.
„Der Krieg in der Ukraine sorgte mit all seinen Folgen – steigende Energiepreise, Inflation und damit verbundener Zinspolitik – vor allem in Europa für Verunsicherung, die sich in einer Investitionszurückhaltung widerspiegelte“, erklärte Traumann im Rückblick auf den ab März stark schwankenden Auftragseingang im Jahr 2022.
Export leicht im Minus – China mit starkem Zuwachs
Die Auslandslieferungen der Branche sanken im Jahr 2022 um 1,7 Prozent auf knapp neun Milliarden Euro. Dabei fielen die Exporte in die EU-27 um vier Prozent, in die Region Sonstiges Europa um acht Prozent. Insgesamt gingen 49 Prozent der deutschen Lieferungen in europäische Länder, davon 34 Prozent in die EU. Mehr als die Hälfe der Exporte wurden in Länder außerhalb Europas mit Schwerpunkten in Nordamerika und Asien geliefert. Seit vielen Jahren sind die USA mit Abstand wichtigster Markt. Auch 2022 wurden Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen im Wert von 1,4 Milliarden Euro in die USA geliefert, was einem Anteil von 16 Prozent an den Gesamtexporten entspricht.
Umgekehrt ist Deutschland für die USA das wichtigste Lieferland von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen – vor Italien, Kanada, und China.
Die Exporte in den zweitwichtigsten Markt China stiegen trotz der dortigen Null-Covid-Strategie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen um elf Prozent auf den Rekordwert von 605 Millionen Euro.
“Das zeigt, dass unsere Produkte im chinesischen Markt nach wie vor stark gefragt sind. Hochleistungsmaschinen und verfahrenstechnisches Know-how sichern uns hier die Marktposition“, sagt Traumann auf der VDMA-Pressekonferenz anlässlich der interpack. Er betonte die Bedeutung Chinas für den deutschen und europäischen Maschinenbau. Insgesamt blieb die Nachfrage aus dem Ausland hoch mit starken Impulsen aus einzelnen Märkten, darunter Japan, Indien, Mexiko, Ägypten, Südafrika und Nigeria.
Im internationalen Außenhandel kommen 65 Prozent aller exportierten Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau aus den Ländern der EU-27 (2021). Damit ist dieser Fachzweig Exportchampion des europäischen Maschinenbaus. Deutschland und Italien stehen dabei mit jeweils 20 Prozent Anteil am Weltmaschinenhandel an der Spitze.
Perspektiven und Herausforderungen
Der Markt beschert den Unternehmen der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenindustrie weiterhin Rückenwind, allein schon aufgrund der steigenden Weltbevölkerung. Auch 2022 stieg der Auftragseingang um real fünf Prozent, vor allem getragen durch das außereuropäische Ausland. „Unsere Auftragsbücher sind noch gut gefüllt und wir erwarten zudem starke Impulse von der interpack. Allerdings können wir nicht einschätzen, wie sich die geopolitischen Risiken, die Inflation und die damit verbundene Zinspolitik in den einzelnen Ländern auf die Investitionen und damit auf unsere Geschäftsentwicklung auswirken“, sagt Traumann. Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar, der für gut zwei Drittel der Branchenunternehmen gemäß VDMA-Umfrage vom März 2023 einen starken Engpass darstellt.
Die Umsatzprognose für das laufende Jahr beziffert der Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen auf Plus von acht bis zehn Prozent – auch aufgrund des hohen Auftragsbestandes.
Maschinenbau braucht Entbürokratisierung und offene Märkte
Christian Traumann appellierte an die Politik, sich stärker für eine Entbürokratisierung und offene Märkte einzusetzen. „Wenn eine Transformation der produzierenden Industrie gelingen soll, dürfen wir nicht mit Regulierungen überhäuft, sondern müssen durch industrie- und mittelstandsfördernde Politik unterstützt werden. Innovation braucht unternehmerische Freiheit und Wettbewerb“, sagt er mit Blick auf langsame Genehmigungsverfahren in Deutschland und auf die laufenden und kommenden EU-Regulierungen.
Traumann betonte die immense Bedeutung offener Märkte für den internationalen Erfolg des Maschinenbaus. In einem zunehmend protektionistischen Umfeld müsse die EU auf Freihandelsabkommen mit den wichtigsten Handelspartnern setzen. Nur dann könne verhindert werden, dass für die europäische Industrie neue Barrieren aufgebaut werden. Der VDMA-Fachverbandsvorsitzende appellierte an die Politik und die Branche, die Potenziale des chinesischen Marktes weiterhin zu nutzen: „Wir brauchen China als Absatzmarkt und wir brauchen auch Produkte aus China. Und China braucht den EU-Markt. Das sollten wir nicht vergessen und die eigenen industrie- und standortpolitischen Interessen in größerem Maße als bisher vertreten.“
Quelle: VDMA
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