Gemäß einer Umfrage des Aktionsforums Glasverpackung unter ausgewählten Lebensmittel und Getränke abfüllenden Unternehmen soll 2024 ein innovationsstarkes Jahr werden. 42 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen mehr Produktinnovationen als in den Vorjahren auf den Markt bringen.
Seit 2014 gibt es die Produktinnovation in Glas (PiG) – den Award vom Aktionsforum Glasverpackung, der einmal jährlich im Rahmen des Branchenevents Trendtag Glas vergeben wird. Eine Vielzahl von Unternehmen hat sich mit insgesamt mehreren Hundert in Glas verpackten Produkten seit Bestehen um die sehr begehrte Trophäe in Form eines gläsernen Möbiusbands beworben. „Wir konnten an der Zahl und Art der Bewerbungen für unseren inzwischen fest etablierten Branchen-Award immer tendenziell erkennen, wie die wirtschaftliche Situation und die Stimmung ist“, erläutert Dorothée Richardt, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vom Bundesverband Glasindustrie e. V. und Sprecherin vom Aktionsforum Glasverpackung. „Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Prognosen für 2024 ist es umso erfreulicher, dass die Innovationsstimmung im Jahr 2024 laut der Umfrage deutlich stärker zu sein scheint.“
Produktinnovationen haben hohe bis sehr hohe Relevanz
Um mehr über die Innovationsstimmung in der Lebensmittel und Getränke abfüllenden Industrie herauszufinden, hat das Aktionsforum Glasverpackung Anfang des Jahres eine nicht repräsentative Umfrage unter allen Unternehmen gestartet, die sich in der Vergangenheit für die Produktinnovation in Glas beworben haben. Elf Prozent der befragten Unternehmen gaben an, 2023 keine Neuheiten eingeführt zu haben. Dagegen haben 62 Prozent der Umfrageteilnehmer eigenen Aussagen zufolge im vergangenen Jahr zwischen ein bis fünf Produktinnovationen auf den Markt gebracht – und das trotz zahlreicher Krisen. Mit Blick auf die Umfrageergebnisse scheint dies jedoch weniger als in den Vorjahren zu sein: Rund 45 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren die Entwicklung von neuen Produkten oder die Markteinführung ganz bis teilweise ausgesetzt oder verschoben.
Doch für fast 80 Prozent der antwortenden Unternehmen haben Produktinnovationen eine sehr hohe bis hohe Relevanz. So auch für die Marke Flensburger, wie Marketingleitung Stephan Helms erzählt: „Innovationen waren, sind und werden immer hochrelevant für ein erfolgreiches Unternehmen wie die Flensburger Brauerei sein. Der Unterschied zu früher ist, dass es vielschichtiger wird und sich die Geschwindigkeit erhöht. Industrialisierung 4.0, künstliche Intelligenz, Kostendruck, nachhaltiges Wirtschaften, veränderte Konsumtrends der Verbraucher – das Ganze bedarf eines stetigen Innovationsgeists in allen Bereichen eines Unternehmens.“ Das zeigt, dass neue Produkte nach wie vor ein fester Bestandteil der Foodindustrie sind.
Neue Sorten, Produkte und Verpackungen
Etwa ein Jahr dauert es laut mehrheitlicher Aussage der Befragten von der Innovationsidee bis zur Markteinführung. Es kann aber auch schneller gehen, wie einige Kommentare zeigen. Auch die Innovationsvielfalt der Unternehmen war Gegenstand der Umfrage. Den Großteil der Produktinnovationen machen mit 81 Prozent neue Sorten und Varianten aus, wie beispielsweise die Haus-Rabenhorst-Produkte „Immunkraft“ oder „Basen-Balance“ zeigen. Gänzlich neue Produkte und Marken belegen mit 58 Prozent den zweiten Platz unter den Innovationen, gefolgt von veränderten Rezepturen mit 42 Prozent. Für je 33 Prozent der Antwortenden bestand die Innovation in einer neuen Verpackung oder Packungsgröße. So auch für Cofi Loco mit der Minibottle für Kaffeebohnen mit abwechslungsreichen, bunten Etiketten.
In der Vergangenheit zählten beispielsweise die Grillsoßen „Made for Meat“ von Kühne (Gewinner 2016) angesichts ihrer markanten, außergewöhnlichen Formsprache zu den herausragenden Innovationen der letzten Jahre. Innovationsgeschichte schreiben aus Sicht der gesamten PiG-Jury auch die 2017 prämierten GLÜCK-Fruchtaufstriche der Friedrich Göbber GmbH, die 2023 anlässlich des zehnjährigen PiG-Bestehens ebenso den Jubiläumspreis der Produktinnovation in Glas gewannen. Aber auch die sehr wertige, kristallin anmutende Schmuckflasche des Freixenet Prosecco D.O.C. (Henkell Freixenet) setzte ganz neue Akzente im Flaschendesign.
Wachstumspotenziale über Innovationen erschließen
Dass Innovationen in der Food- und Getränkewelt eine große Rolle spielen und ein wichtiger Wachstumsmotor sind, bestätigt auch Oliver Schwegmann, CEO der Berentzen-Gruppe. „Besonders der Markt für Liköre lebt von immer neuen Impulsen und Geschmacksvielfalt. Ähnliches gilt für den sehr dynamischen Markt der Erfrischungsgetränke“, erläutert er. „Wir bei Berentzen wollen dabei nicht nur auf aktuelle Marktbedingungen reagieren, sondern die Märkte aktiv vorantreiben und uns damit einen Wettbewerbsvorteil sichern. Dafür ist es wichtig, dass unsere Innovationspipeline immer gut gefüllt ist.“ Die Berentzen-Gruppe zählt laut Aussage von CEO Schwegmann zu den Topinnovatoren auf dem deutschen Getränkemarkt. „In unserer Konzernstrategie ‚Building Berentzen 2028‘ nehmen Innovationen einen noch höheren Stellenwert für alle unsere Geschäftsbereiche und drei Topmarken Mio Mio, Berentzen und Puschkin ein, als das bisher der Fall war“, sagt der Berentzen-Chef.
Gute Innovationsstimmung in der abfüllenden Industrie
Während die Postcoronajahre bei 30 Prozent der antwortenden Unternehmen zu einem Innovationsrückgang geführt haben, steigt die Innovationsrate in diesem Jahr merklich an. 42 Prozent der Umfrageteilnehmer planen mehr Produktinnovationen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr oder den Vorjahren. Fast 70 Prozent würden die Stimmung in ihrem Unternehmen in diesem Jahr als „innovationsfreudig“ bezeichnen. Das zeigt unter anderem die Katlenburger Kellerei mit dem „NanoFizz“, nach eigenen Angaben Europas erster KI-generierter Ready-to-drink-Cocktail. Verhalten und vorsichtig in puncto Innovationen blicken nur 24 Prozent in das Jahr 2024.
„Es freut mich, dass die Lebensmittel und Getränke abfüllende Industrie trotz der ganz sicher nicht einfachen Rahmenbedingungen wieder optimistischer in die Zukunft blickt. Krisen sind schlecht für das Innovationsklima und blockieren Innovationstätigkeiten. Die wirtschaftliche Unsicherheit, Corona, Rohstoffpreise, Energiekosten und Inflation haben bei 45 Prozent und damit fast der Hälfte der antwortenden Unternehmensvertreter dafür gesorgt, dass die Entwicklung von Produktinnovationen in den vergangenen Jahren vollständig oder teilweise ausgesetzt wurde. Angesichts der besseren Stimmung hoffen wir auf viele spannende neue Produkte im Jahr 2024.“
Dorothée Richardt, Sprecherin des Aktionsforums Glasverpackung
Seit 2014 wurden mit der Produktinnovation in Glas zahlreiche Produkte aus der Lebensmittel- und Getränkebranche prämiert. Die Preisträger reichten von innovativen Start-ups über traditionsreiche Familienunternehmen bis zu fest etablierten Platzhirschen der Branche. Das Aktionsforum Glasverpackung vergibt die Auszeichnung in drei Kategorien. In zweien davon übernimmt eine unabhängige Expertenjury nach Ablauf der Einreichungsphase die Ermittlung der Nominierten und Gewinner. Der Preisträger in der dritten Rubrik „Publikumsliebling“ wird im Rahmen des Branchenevents Trendtag Glas von den teilnehmenden Vertretern aus der abfüllenden Industrie und dem Handel gewählt. Die kostenlose Bewerbung für dieses Jahr ist – auch mit mehreren Einreichungen pro Unternehmen – noch bis zum 31. Mai 2024 möglich.