Verpackungen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Gleichzeitig prägen sie aber auch das Bild einer Epoche und berühren uns emotional. In unserer neuen Serie werden Entwicklungen, Ziele sowie Ergebnisse von Wettbewerben, die zur Verbreitung von Verpackungsinnovationen beitragen, erläutert und ausgezeichnete Verpackungen vorgestellt. Wir starten mit dem Deutschen Verpackungspreis.
In Deutschland werden jährlich etwa 20 Mio. Tonnen Verpackungen mit einem Umsatzvolumen von über 30 Mrd. Euro produziert (Angaben des Gemeinschaftsausschusses Deutscher Verpackungshersteller 2014). Diese Verpackungen haben als Mittler zwischen Warenherstellern und Konsumenten nicht nur die Aufgabe, den verpackten Produkten bis zu ihrem Ziel einen optimalen Schutz zu bieten und die rationelle Abwicklung der logistischen Abläufe zu unterstützen, sondern sie übernehmen zunehmend die Aufgaben der Information über und die Werbung für den Inhalt. Über die Verpackung differenzieren sich die Waren voneinander. Immer mehr dient die Verpackung dabei auch als Qualitätskriterium für den Inhalt und unterstützt die Vermarktung.
Warum Verpackungswettbewerbe?
Ein wichtiges Ziel von Verpackungswettbewerben ist es, neben dem Leistungsvergleich der Hersteller, das Bewusstsein und die Wertschätzung der Verbraucher für optimale Verpackungslösungen zu entwickeln.
Die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung der Märkte, ständig sich erweiternde und verändernde Kundenanforderungen unter gleichzeitig sich verschärfendem Zeit- und Kostendruck stellen die Verpackungshersteller vor immer neue Herausforderungen. Um sich nationaI und international messen und behaupten zu können, sind Verpackungswettbewerbe wichtige Instrumente, die dazu beitragen sollen, Produkt- und Verfahrensinnovationen zu generieren und Spitzenleistungen zu verbreiten.
Die Historie des Deutschen Verpackungswettbewerbs
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts war es dank der intensiven Entwicklung der Verpackungstechnik und der schöpferischen Arbeit von Gestaltern möglich, in mehreren Ländern Westeuropas Verpackungswettbewerbe mit zunehmender Beteiligung ins Leben zu rufen. Seit 1958 war es den Preisträgern der nationalen Wettbewerbe sogar möglich, sich an dem jährlich stattfindenden europäischen Wettbewerb EUROSTAR der EUROPEAN PACKAGING FEDERATION (EPF), einer Vereinigung von 20 europäischen Verpackungszentren, zu beteiligen.
Der damaligen Rationalisierungsgemeinschaft Verpackung im Rationalisierungskuratorium der deutschen Wirtschaft (RKW) gelang es schließlich 1963, im Rahmen der Messe interpack den ersten Deutschen Verpackungswettbewerb zu organisieren und einen deutschen Verpackungspreis zu vergeben. Wichtige Ideengeber dieses Preises waren die Verpackungsexperten Johannes Hoffmann und Dieter Berndt.
Die Wirtschaft beteiligte sich mit 265 Einsendungen am Wettbewerb, von denen insgesamt 65 von der aus 16 Fachleuten bestehenden Jury in den beiden bewerteten Kategorien „technisch-wirtschaftlich“ oder „grafisch-werblich“ ausgezeichnet wurden. Zu den ersten ausgezeichneten Verpackungen gehörten „Dauerbrenner“ wie die Verpackung für Kartoffelpüree von Pfanni, die Feinblechdose für Speiseöl von Livio sowie die Verpackung für den Braun-Elektrorasierer, die Wolfgang Schmittel, der als Urvater der Corporate Identity bezeichnet wird, entwickelte.
Weiterentwicklung zum Deutschen Verpackungspreis (DVP)
Seit 1996 wird der Wettbewerb als eine der Aktivitäten des Deutschen Verpackungsinstituts Berlin e. V. (dvi) durchgeführt. Das Konzept des dvi bestand darin, die bis dahin alle drei Jahre stattfindende Veranstaltung zu stärken und zu profilieren. Das gelang, sodass der Preis seit 1999 jährlich vergeben werden kann und seitdem auch unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministers steht.
Der DVP verfolgt das Ziel, den Leistungswettbewerb zwischen den Herstellern zu unterstützen, Erfindungen und neue Entwicklungen zu fördern und somit den Qualitätsstandard von Verpackungen zu erhöhen. Einreichen kann man sowohl Prototypen als auch fertige Produkte, Detaillösungen oder komplette Maschinen – für die Jury zählt allein die Qualität der Innovation.
Wer sollte teilnehmen?
Der Verpackungswettbewerb richtet sich in der Kategorie „Verpackungen“ an national und international tätige Hersteller und Anwender aller Arten von Packstoffen, Packmitteln, Einzel-, Sammel- und Displaypackungen, an Designer sowie Entwicklungsingenieure aller Branchen, aber auch an Studierende, Auszubildende und Schüler, die oftmals völlig neue Ideen in den Verpackungsbereich einbringen. Die Kategorie „Maschinentechnik“ wendet sich an Hersteller von Verpackungsmaschinen und Verpackungstechnik, die mit ihren Einreichungen dazu beitragen, die rationelle Herstellung und Anwendung von Verpackungen weiter voranzutreiben.
Kategorien für Einreichungen:
• Gestaltung & Veredelung,
• Nachwuchs (Schüler, Auszubildende, Studenten),
• Funktionalität & Convenience,
• Warenpräsentation,
• Wirtschaftlichkeit,
• Nachhaltigkeit,
• Sicherheit,
• Logistik & Materialfluss,
• neues Material,
• Verpackungsmaschinen (Technik, Technologie, Software).
Bisher beteiligten sich Unternehmen aus den verschiedensten Verpackungsbereichen an dem Wettbewerb. Zu den namhaftesten Firmen gehörten die Henkel-Gruppe, Tetra Pak, die Bayer AG, die Siemens AG, InBev, die Beiersdorf AG, Unilever, Adidas, Amcor Flexibles Europe & Amricas, Edelmann, Panther Packaging, Rexam, die Dr. August Oetker KG, Rovema und die Rügenwalder Mühle. Für eine Reihe kleinerer Unternehmen sowie Einzelpersonen war der Gewinn des Deutschen Verpackungspreises der Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Karriere in der Verpackungsbranche.
Auszeichnungsmodus und Öffentlichkeitswirkung
Transparenz, Fair Play und Jurykompetenz sind die Basis des Verpackungswettbewerbs. Alle fristgerecht abgegebenen Einreichungen werden von einer unabhängigen, überparteilichen Jury aus Fachleuten nach vorher festgelegten, geeigneten Bewertungskriterien begutachtet. Dabei hat sich die Zweiteilung in Fach- und Hauptjury bewährt. Eine Fachjury, bestehend aus Mitgliedern von Fachverbänden der Verpackungswirtschaft, unterstützt die Hauptjury. Ihr gehören Vertreter fachlich kompetenter Forschungsinstitute und Hochschulen, der Industrie und des Handels sowie der Fachpresse an. Sie ermittelt die Preisträger in den einzelnen Kategorien.
Die besten Verpackungslösungen des Jahres zeichnet die Jury mit dem Deutschen Verpackungspreis (DVP) aus. Dabei können je nach Preiswürdigkeit keine oder mehrere Einreichungen in jeder der aktuell zehn Wettbewerbskategorien ausgezeichnet werden. Die Gründe für ihre Entscheidung legt die Jury zu jedem Preisträger in einem Bewertungstext, der veröffentlicht wird, dar. Alle Gewinner werden auf einer Festveranstaltung mit Trophäe, Urkunde, Siegel und Siegerfotos ausgezeichnet. Im Anschluss werden die Preisträger vom dvi bekannt gegeben und gewürdigt.
Als zusätzlicher Ansporn wurde 2016 erstmals an wenige Preisträger ein „Gold-Award“ vergeben. Damit belohnte die Jury Leistungen, die Trends setzen, völlig neue Möglichkeiten eröffnen, besondere Antworten auf drängende Fragen liefern oder auf andere Weise herausragen. Die Gold-Award-Gewinner werden aus dem Kreis der Ausgezeichneten ausgewählt.
Der DVP qualifiziert auch für die Teilnahme am internationalen Wettbewerb „WorldStar“ der World Packaging Organisation. Davon und von Wettbewerben der jeweiligen Packstoffhersteller sowie von ausgezeichneten Verpackungen, die Zeitgeschichte schrieben, berichten die weiteren Teile unserer Serie.