Der Bundesverband Glasindustrie e.V. (BV Glas) hat seine CO2-Roadmap zur Klimaneutralität vorgestellt. Das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart erläuterte jetzt Klimapfade, welche die Glasindustrie in die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 führen sollen.
Insgesamt drei Szenarien hat das IER für die Glasindustrie errechnet. Ob Wasserstoff, Biogas oder Strom, der Schlüssel zur Klimaneutralität liegt darin, langfristig das Erdgas, das aktuell noch 77 Prozent des Endenergiemixes ausmacht, zu ersetzen. Die konventionellen Schmelzwannen müssten dazu durch vollelektrische oder hybride Technologien ersetzt werden. Allerdings sind diese noch nicht marktreif verfügbar, so dass noch viel Forschung und Entwicklung in den nächsten Jahren erforderlich sein wird.
„Der zügige Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze ist eine Schlüsselaufgabe, damit die Dekarbonisierung der Glasindustrie gelingen kann. Allein durch die Umstellung der konventionellen Schmelzwannen auf voll- bzw. teilelektrischen Betrieb würde der Strombedarf um den Faktor 5 auf 37 PJ pro Jahr steigen.“
Matthias Leisin, IER
Eine Frage ist nach wie vor offen: Während die energiebedingten Emissionen durch den Umstieg auf alternative Energieträger auf null gesenkt werden können, gibt es noch keine Lösung für die prozessbedingten Emissionen, die direkt aus den Rohstoffen resultieren. Hier ist bislang nur das Carbon Capture and Storage-Verfahren (CCS/CCU) verfügbar, bei dem CO2 abgeschieden und gelagert oder weiterverwendet wird.
Erstmalig liegen auch die Kosten für eine Transformation der Glasindustrie vor: Rund 4,5 Mrd. EUR müsste die Branche aufwenden, um auf klimaneutrale Schmelzwannen umzurüsten. Eine Summe, die allein nicht zu stemmen ist, wenn die Unternehmen weiterhin im globalen Wettbewerb bestehen wollen. Der Verband appellierte daher an die Politik, sich für die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Industrie stark zu machen.
„Wir brauchen ausreichend grünen Strom, einen Ausbau der Infrastruktur und endlich einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis! Außerdem sollten die Förderungen für alternative Technologien auch die Mehrkosten für den Betrieb abdecken.“
Dr. Frank Heinricht, Präsident BV Glas
Denn allein die Energiekosten pro Tonne Glas würden durch den Einsatz von klimaneutralen Technologien um durchschnittlich 150 Prozent steigen.
Quelle: BV Glas
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