Der Branchenverband BVSE warnt vor einem möglichen Zusammenbruch des deutschen Glasrecyclingsystems. Die Gründe für die Überlastung des Systems reichen von Fehlwürfen bis zu fehlenden Schmelzkapazitäten.
Jahrzehntelang galt Deutschland als Vorreiter im Glasrecycling. Die Sammelquote war hoch, die Kreislaufwirtschaft funktionierte. Doch nun mehren sich die Warnungen vor einem strukturellen Zusammenbruch des Systems. Auf der 8. Konferenz Verpackungsrecycling in Berlin zeichnete Marc Uphoff, Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) und Geschäftsführer der Reiling Unternehmensgruppe, ein alarmierendes Bild.
Sammelquoten stagnieren
Trotz gesellschaftlicher Akzeptanz und etablierter Infrastrukturen wird die gesetzlich vorgeschriebene Sammelquote von 90 Prozent nicht mehr erreicht. Aktuell stagniert sie bei 82 bis 83 Prozent. Besonders besorgniserregend ist die hohe Menge an Glas, die im Restmüll landet – teilweise mehrere Hunderttausend Tonnen pro Jahr. Ein Paradox, so Uphoff: „Die Menschen wollen nachhaltig handeln – und dennoch werfen wir Glas in die falsche Tonne.“
Schmelzkapazitäten schwinden
Gleichzeitig kämpft die Glasindustrie mit steigenden Energiepreisen, einem veränderten Konsumverhalten und internationalem Wettbewerbsdruck. Mehrere Glashütten haben ihre Produktion reduziert oder ganz eingestellt – vor allem beim Grünglas. Die Folge: Es fehlt an Schmelzkapazitäten. Recyclinghöfe laufen voll, Lagerflächen sind begrenzt, Genehmigungen für Erweiterungen schwierig.
„Ohne Schmelzöfen kein Recycling“, brachte es Uphoff auf den Punkt. Sollte das System kollabieren, seien auch Kommunen, Verbraucher und Verpacker betroffen – mit weitreichenden Folgen für Nachhaltigkeitsstrategien in der Verpackungswirtschaft.
Forderungen der Branche
Um das Recycling zu stabilisieren, fordert der BVSE unter anderem verbesserte Produktionsbedingungen für die Glasindustrie, die Erhöhung der Scherbeneinsatzquoten, auch bei importierten Glasverpackungen, unbürokratische Genehmigungen für zusätzliche Lager- und Verwertungsflächen sowie neue Verwertungswege, beispielsweise im Bausektor. Uphoff betont: „Wenn der Kreislauf reißt, trifft es alle. Jetzt ist Mut für pragmatische Entscheidungen gefragt.“
Quelle: BVSE



