Wer sich auf die Lohnabfüllung von Produkten ab der Stückzahl eins einlässt, der sollte äußerst flexibel sein und sich jederzeit auf seine Partner verlassen können. Und jeder Kunde muss mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden, unabhängig davon, ob es erst einmal um eine Kleinmengen- oder aber eine Großabfüllung geht.
Gerade die ständig wechselnden Herausforderungen machen diese Dienstleistung aber so spannend. Fakt ist, es kommt bei diesem Geschäftsmodell sehr häufig anders, als man denkt: Eng getaktete Zulieferungen, beispielweise von Verpackungen, verzögern sich erst, dann steht die gesamte Ware an einem Tag vor der Tür. Bei der Eingangskontrolle von Flaschen, Faltschachteln und Etiketten ergeben sich Qualitätsmängel, und kurze Reaktionszeiten sind erforderlich. Erarbeitete Abfüllkonzepte und -zeiten müssen komplett neu gestaltet werden, weil sich beim Kunden ein Termin verschiebt, an dem die Produkte zusammengestellt oder sogar für den Verkauf gelauncht werden sollen – oder die Mengen werden verändert …
„Ohne ein Team, auf das man sich immer verlassen kann, wäre es nicht möglich, den ‚täglichen Wahnsinn‘ zu meistern“, hebt Susanne Gminder, Gründerin und Geschäftsführerin von Com.pack.t aus Göppingen, hervor.
Com.pack.t: Von klein bis groß – von flüssig bis pastös
Es geht beim Lohnverpacken immer wieder um ganz individuelle Projekte. Von der Abfüllung bis hin zum verkaufsfertigen Produkt gehören auch das Etikettieren, Kennzeichnen und Verpacken in Faltschachteln zu den Prozessschritten. Damit auch Naturkosmetik, Rohstoffe sowie Nahrungsergänzungsstoffe verarbeitet werden können, müssen die Maschinen für die Lebensmittelabfüllung zugelassen sein und ein HACCP-Zertifikat dafür vorliegen. Und flexibel hinsichtlich der Flaschenformen sollten sie sein, weil die Anforderungen der Kunden immer komplexer werden.
Bei Com-pack.t wird in der Regel von flüssig bis pastös, von drei Milliliter bis zu einem Liter abgefüllt, hinzu kommen aber auch Pulver und Granulat. Besonders interessant ist immer das Konfektionieren für Produkteinführungen, mitunter geht es da sogar um ein Unikat. Aber auch Abfüllungen in höheren Stückzahlen gehören zum Geschäft. Mikrobiologische Tests von Leerbehältern und Produkten erfolgen beim CFA-Analytics-Labor oder vor Ort. Entsprechend wird das Prüflabel der CFA GmbH, Göppingen, vergeben. Seit dem Bau eines Sauberraums 2016 erfolgen durch das unabhängige Labor auch regelmäßige Kontrollen vor Ort sowie Audits im Bereich der zertifizierten Naturprodukte.
Um im Notfall flexibel reagieren und dem Kunden eine Last abnehmen zu können, spielen auch die externen Partner bei der Reaktion auf besondere Situationen eine große Rolle. So ist die Hausspedition Sommer und Elso in der Lage, Paletten im 24-Stungen-Lieferdienst auszuliefern, wenn es mal wieder dringend ist oder die Hitze im Sommer die Produkte durch lange Umlade- und Standzeiten beeinträchtigen könnte.
„Den Großteil unserer Kunden gewinnen wir durch Weiterempfehlung, und das ist unser größtes Lob“, betont Susanne Gminder. Besonders gern arbeitet sie mit Start-ups zusammen, weil dort das ganze Herzblut in den Produkten steckt und noch einmal ein besonders enger Bezug zu den Erzeugnissen besteht. „Wir sind der Verarbeiter, der das ‚Herzblut‘ abfüllt und an den Endkunden weitergibt.“
Cocktails in a Bottle
Ein interessantes Beispiel für die sehr individuelle Zusammenarbeit mit einem Start-up ist die C&L Mixology GmbH, München. Die Gründer Christian Eder und Ludwig Lützgendorf sind mit nicht weniger als dem Ziel angetreten, die Minibars der Luxushotels weltweit zu revolutionieren. Sie haben die jahrelangen und internationalen Erfahrungen auf dem Gebiet der Cocktails gebündelt und daraus eine praktisch machbare Version entwickelt: den Fokus auf Rezepte zu legen, die so umgesetzt werden können, dass der Cocktail am Ende exakt schmeckt wie direkt in einer Bar. Und sich dabei jeweils auf einen möglichst breit akzeptierten Geschmack festzulegen.
Sie wollen weltweit agieren und suchten vor etwa zwei Jahren einen Partner, der sich auf diese Gebindegrößen und Abfüllmengen einlässt und im Sauberraum per Hand abfüllt. Mit ihren ambitionierten Kreationen haben sie Anfang letzten Jahres auf Anhieb neun Fünfsterne-Hotels von ihrem Konzept überzeugt. Die Erfolgsstory wurde aber durch die Corona-Maßnahmen erst einmal ausgebremst. Derzeit wird auch im einschlägigen Fachhandel und online hochpreisig mit verkauft.
„Sowohl die Transparenz als auch das prozessorientierte Briefing sind bei Com.pack.t. besonders hervorzuheben.“ Ludwig Lützgendorf, Geschäftsführer und Mitgründer der C&L Mixology GmbH, München
Die in einer Gastronomieküche produzierten Mischungen werden in 60- und 120-Liter-Fässern angeliefert, bei Com.pack.t nach einer mikrobiologischen Qualitätskontrolle kurzfristig in die Hundertmilliliter-Flaschen abgefüllt und anschließend in speziell angefertigte 14er-Verpackungen und für den Versand optimierte 6er-Umkartons verpackt. Im Jahr 2020 waren es immerhin 15.000 Flaschen. Die Verantwortlichen werden in diesem Segment weiterhin gern mit Com.pack.t zusammenarbeiten, auch bei deutlich höheren Stückzahlen. „Die Abläufe werden von Susanne Gminder immer entsprechend unseren Wünschen individualisiert. Und die Abfüllung erfolgt händisch im Sauberraum“, erklärt Ludwig Lützgendorf.
Naturkosmetik als Zutat oder Produkt
Die NKM Naturkosmetik Muenchen GmbH, Oberhaching, will sich von anderen Anbietern abheben und als Familienunternehmen immer noch nachhaltiger, noch regionaler und vor allem noch transparenter agieren. Kunden mit genau diesem Anspruch können Produkte und Bestandteile aus deren Portfolio auswählen und damit ihre Pflege individuell an ihre Bedürfnisse und ihren Hautzustand anpassen. Weil der Hauptlohnabfüller von NKM Pasten, Balme und Puder nicht verarbeitet, hat er dem Unternehmen Com.pack.t als Partner empfohlen. Die Zusammenarbeit besteht inzwischen seit einem Jahr.
Es wird Bulkware in Tiegel (zu zwei, fünf oder zehn Gramm) sowie Flaschen (zehn und 50 Milliliter) abgefüllt. Das kann ein fertiges Produkt sein, oder es werden Zutaten portioniert. Aus diesen Packungen stellt NKM dann die individuellen Pflegesets zusammen.
Bei der Warmabfüllung beispielsweise von Shea- und Pflaumenbutter müssen die sensiblen Rohstoffe sehr schonend behandelt werden. Temperaturen dürfen nicht überschritten werden, und die Erwärmung muss stufenweise erfolgen, um die natürlichen Inhaltsstoffe nicht zu zerstören. Die Mengen schwanken bedarfsabhängig, beim pflegenden Pflaumenbalm waren es zuletzt etwa 600 Kilogramm im Jahr.
NKM agiert aktuell deutschlandweit, wobei die Entwicklung, die Produktion und die Rohstoffherkunft regional konzentriert sind, plant aber einen Online-Auftritt in Frankreich und EU-weit. Die Partnerschaft will man auf jeden Fall fortsetzen, denn „bei Com.pack.t. wird lösungsorientiert gehandelt, und die Flexibilität ist besonders hervorzuheben“, bringt es Joséphine von Klitzing von NKM auf den Punkt.