Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit beschäftigen die Verpackungsbranche wie nie zuvor. Kein Wunder also, dass diese Entwicklung auch an den Universitäten und Fachhochschulen durchschlägt. Das zeigen unter anderem zwei Designprojekte von Studentinnen der Münster School of Design, die den Werkstoff Karton neu denken und Probleme angehen, die sicher jeder aus dem Haushalt kennt.
Wie Bilderrahmen gut geschützt und gleichzeitig nachhaltig verpackt werden, zeigt das Projekt der Designstudentinnen Kristina Scheld und Farina Nagel. Die in einem Semesterprojekt entwickelte Rundum-Schutzverpackung „Frame it“ besteht komplett aus Karton und verzichtet auf die sonst übliche Kunststofffolie. Dafür wurden sie jetzt mit einem Pro Carton Young Designers Award ausgezeichnet. Das Design sei clever, weil es einen zusätzlichen Nutzen biete und die Ausführung auf einfache Art und Weise erfolgte, urteilte die Jury.
„Im Segment Bilderrahmen findet man fast ausschließlich Verpackungen aus Kunststoff. Höchstens die Ecken werden mit Karton geschont, die dünne Folie schützt meist den Rahmen nicht optimal. Unsere Verpackung sollte praktisch und nachhaltig sein, das Produkt gut schützen und zur Müllvermeidung beitragen. “ Farina Nagel
Designprojekte stellen Karton in den Mittelpunkt
Herausgekommen ist eine Kartonverpackung, die nicht gleich weggeworfen wird, sondern einen zusätzlichen Nutzen bietet: Nach dem Auspacken und dem Abtrennen der Kantenschoner bleibt eine Schablone zurück, mit der die neuen Rahmen probeweise an der Wand positioniert werden können, ohne diese markieren zu müssen.
„Die Schablone kann genutzt werden, um die beste Position an der Wand zu finden – sie haftet dann über sanfte Klebepads, die sich leicht wieder entfernen lassen. Hat man die gewünschte Lage gefunden, dient sie auch dazu, den Nagel an der richtigen Stelle in die Wand zu schlagen.“ Kristina Scheld
Will man mehrere Bilderrahmen im gleichen Abstand aufhängen, ist zudem das in die Verpackung integrierte Lineal hilfreich. „Frame it“ gibt es gleich als Verpackungsserie für die gängigen Bilderrahmengrößen in den Maßen 10 x 15, 13 x 18 und 20 x 30 Zentimeter. „Wir haben außerdem Inlays aus Papier entwickelt, die das Glas optimal schützen sollen. Die komplette Verpackung kann dann später über das Altpapier entsorgt werden“, sagt Farina Nagel.
Detaillierte Informationen zu Material, Rahmengröße und Handhabung findet man in Form von selbsterklärenden Piktogrammen, die die beiden Studentinnen ebenfalls entworfen haben, auf der Verpackungsrückseite.
Mit Fillær nachhaltig ausbessern
Die drei angehenden Designerinnen Kim Bujak, Giulia La Spina and Suh-Kyung Choi hingegen haben sich mit einem Problem auseinandergesetzt, das vor allem Vielumziehern bekannt sein dürfte: Um ein paar Löcher in den Wänden zu verspachteln, muss gleich ein ganzer Sack Wandspachtel gekauft werden. Mit Fillær haben die drei Münsteranerinnen jetzt eine nachhaltige All-in-one-Lösung in einem Einwegkarton entwickelt.
„Für uns war klar, es sollte etwas Praktisches sein, mit dem viele im Alltag in Berührung kommen. Und so sind wir dann schnell auf den Wandspachtel gestoßen“, erläutert Kim Bujak. „Unsere Zielgruppe sind Menschen, die für kleine Ausbesserungsarbeiten auch nur kleine Mengen Spachtelmasse brauchen“, ergänzt Giulia La Spina. „Gerade Studenten ziehen ja häufig um und haben wenig Platz für Material und Werkzeug. Mit Fillær muss man keine großen Gebinde und vor allem kein zusätzliches Werkzeug kaufen.“
Spachtelmasse im Karton anrühren
Die Verpackung der drei Studentinnen enthält 330 Gramm Spachtelmasse – genug um zehn Dübellöcher oder kleinere Risse damit zu verfüllen. Der Karton ist mit einer Perforation versehen, an der die Verpackung geöffnet wird. Gleichzeitig verwandelt sich der Verschluss in einen praktischen Spatel mit eingearbeiteter Schräge zum leichten Abstreifen der Spachtelmasse. Die Kartonverpackung selbst wird zu einem schalenförmigen Behälter mit ergonomischem Griff, in dem die trockene Spachtelmasse mit Wasser angemischt wird.
„Wir haben Materialstudien mit vier Kartonqualitäten gemacht, die uns Pro Carton zur Verfügung gestellt hat, und waren selbst überrascht, wie gut alle Sorten mit dem Wasser zurechtkamen, ohne zu durchfeuchten.“ Suh-Kyung Choi
Verwendet wurde schließlich ein 300 g/m² starker Karton, der ohne Kunststoff bzw. Beschichtung auskommt und umweltfreundlich über das Altpapier entsorgt werden kann.
Beim Verpackungsdesign haben die Studentinnen darauf geachtet, dass alle Informationen zur Handhabung leicht verständlich sind, und so erläutern Piktogramme, wie es geht. Wichtig sei aber vor allem gewesen, dass alle Komponenten zum Ausbessern in einer Verpackung stecken. Mit ihrem Projekt nahmen die Designstudentinnen am diesjährigen Pro Carton Young Designers Award teil und schafften es unter die Finalisten.