Temperaturempfindliche Waren zu jeder Zeit, an jedem Ort zu schützen, das war das Ziel des Münchner Unternehmens Easy2cool bei der Entwicklung von Paperfloc. Heute werden vor allem Lebensmittel in dem nachhaltigen Isolationsmaterial aus recyceltem Altpapier verschickt. Noch in diesem Jahr soll es spezielle Lösungen für den Pharmabereich geben.
Im Onlinehandel werden zunehmend mehr Lebensmittel versendet. Obst, Gemüse, Wurstwaren, Käse oder ganze Kochboxen müssen aber gut und vor allem konstant gekühlt auf den Weg geschickt werden. Bislang bestehen Isolierverpackungen in der Regel aus geschäumten Polystyrol (EPS) und Kunststoff – aufgrund des hohen Energiebedarfs bei der Herstellung und der problematischen Entsorgung nach Verwendung eine Belastung für Klima, Wasser und Böden.
Ganzheitliches Kühlkonzept mit paperfloc
Das Münchner Unternehmen Easy2cool hat vor einigen Jahren in einem Forschungsprojekt mit dem Lehrstuhl für Papiertechnik der Technischen Universität Dresden die Isolierverpackung paperfloc als nachhaltige, ökologische Alternative zu herkömmlichen Versandkühlungen entwickelt. Der Grundrohstoff besteht dabei aus recyceltem Altpapier, das aus Produktionsabfällen der Papier- und Verpackungsindustrie stammt.
Die Isolierung aus Papierflocken ist somit deutlich ressourcenschonender in der Herstellung als Styropor und kann problemlos zu 100 Prozent in den bestehenden Recyclingkreislauf zurückgeführt werden. Im Vergleich zu EPS (Styropor) wird bei der Produktion von Zellulosefasern etwa ein Viertel weniger Energie aus nicht erneuerbaren Quellen gebraucht.
Das Ergebnis wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der IF Design Award 2018, der Deutsche Verpackungspreis 2018 und der Innovationspreis Wellpappe für eine mit Thimm gemeinsam entwickelte temperaturgeführte Verpackung, die paperfloc als Isoliertechnologie nutzt.
Die nachhaltigen Versandverpackungen sind gefragt. „Seit dem Lockdown boomt der Onlinehandel mit Lebensmitteln. Wir bekommen Nachfragen aus allen Richtungen: von bestehenden Kunden, die gerade stark wachsen ebenso wie von Anbietern, die gerade neu in den Bereich Food einsteigen. Es gibt Neugründungen oder alteingesessene Unternehmen, die neue Vertriebswege gehen wollen“, sagt Gründer und Geschäftsführer Sebastian Leicht. „Für viele war früher die Listung bei Aldi, Lidl und Co das Ziel, heute wollen sie ihren eigenen Online-Channel eröffnen.“
Passive Lösung für temperatursensible Logistik
Heute ist Easy2cool einer der führenden Anbieter ganzheitlicher Kühlkonzepte für Transport und Logistik mit mittlerweile über 40 Mitarbeitern in der Münchner Zentrale und dem Produktionsstandort im oberfränkischen Lichtenfels.
Gründer und Geschäftsführer Marco Knobloch: „Derzeit sind wir überwiegen im Bereich Lebensmittel tätig, wollen aber künftig neue Märkte erschließen, unser Sortiment erweitern und neue Lösungen aus Zellulose und Papier entwickeln. So planen wir, noch in diesem Jahr in den Pharmamarkt einzusteigen. Hier haben wir bereits Entwicklungen angestoßen und sind auf einem guten Weg. Ein weiteres Thema der Zukunft ist Internationalisierung: Aktuell sind wir im DACH-Raum aktiv, wollen aber darüber hinaus tätig werden.“
Laut einer Studie des VDI im Auftrag des Bundesumweltministeriums, bei der die Energie- und Materialeffizienz verschiedener Dämmstoffe verglichen wurde, schneidet für den Bereich Kühlversand die Dämmung aus losen Zellulosefasern am besten ab. Der Grund dafür ist der extrem niedrige Energieverbrauch bei einer negativen CO2-Emission und der Recyclingfähigkeit.
Aus diesem Grund verwende man Zellulose als Dämmmaterial für die paperfloc-Isolierverpackungen. Sebastian Leicht: „Wir reden hier nicht nur über gekühlte Lebensmittel, die transportiert werden müssen. Es geht immer auch um temperatursensible Ware, die beispielweise einen Temperaturbereich von +5 bis +15° C braucht und beispielsweise im Winter vor kalten Temperaturen geschützt werden muss. In diesem Bereich sehen wir noch Potenzial.“
Easy2cool-Verpackungen könnten etwa eingesetzt werden, wenn man sein To-go-Essen abholen und heiß nach Hause bringen möchte oder für die Pizza, die der Lieferdienst bringt.