Die Ergebnisse der jährlichen Aktualisierung der Marktdaten von European Bioplastics (EUBP) prognostizieren ein anhaltendes dynamisches Wachstum der weltweiten Biokunststoffindustrie.
Laut den Vorhersagen soll der globale Markt in den nächsten fünf Jahren um 36 Prozent wachsen. Die weltweite Produktionskapazität für Biokunststoffe wird voraussichtlich von rund 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 2020 auf 2,8 Millionen Tonnen im Jahr 2025 steigen. Innovative Biopolymere, wie biobasiertes PP (Polypropylen) und vor allem PHAs (Polyhydroxyalkanoate), treiben dieses Wachstum weiter voran.
Seitdem PHAs auf den Markt gekommen sind, ist der Anteil dieser wichtigen Polymerfamilie weiter gewachsen. Die Produktionskapazitäten sollen in den nächsten fünf Jahren fast versiebenfacht werden. Auch die Produktion von Polymilchsäure (PLA) wird aufgrund neuer Investitionen in PLA-Produktionsstätten in China, den USA und in Europa weiter wachsen. Gegenwärtig machen biologisch abbaubare Kunststoffe fast 60 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für Biokunststoffe aus. PHA und PLA sind biobasiert, biologisch abbaubar und weisen ein breites Spektrum an physikalischen und mechanischen Eigenschaften auf.
Biobasierte, nicht biologisch abbaubare Kunststoffe, einschließlich der Drop-in-Lösungen biobasiertes PE und biobasiertes PET (Polyethylenterephthalat) sowie biobasiertes PA (Polyamide), machen derzeit 40 Prozent (0,8 Millionen Tonnen) der weltweiten Produktionskapazitäten für Biokunststoffe aus. Für biobasiertes PE sollen in den kommenden Jahren neue Kapazitäten in Europa und Südamerika in Betrieb gehen.
PEF für Getränkeflaschen geeignet
Im Gegensatz dazu wird biobasiertes PET nur einen kleinen Anteil zu den Gesamtkapazitäten beitragen. Absichten, die Produktionskapazitäten zu erhöhen, wurden nicht annähernd in dem in den Vorjahren prognostizierten Tempo realisiert. Stattdessen hat sich der Schwerpunkt auf die Entwicklung von PEF (Polyethylenfuranoat) verlagert. Das neue Polymer soll voraussichtlich 2023 auf den Markt kommen. PEF ist mit PET vergleichbar, ist jedoch vollständig biobasiert und weist darüber hinaus überlegene Barriereeigenschaften auf. Das macht es zu einem idealen Material für Getränkeflaschen.
Verpackungen bleiben das größte Anwendungsgebiet für Biokunststoffe mit fast 47 Prozent (0,99 Millionen Tonnen) des gesamten Biokunststoffmarktes im Jahr 2020. Die Daten bestätigen auch, dass Biokunststoffmaterialien bereits in vielen anderen Sektoren eingesetzt werden und sich das Anwendungsportfolio weiter diversifiziert. Segmente wie Konsumgüter oder Agrar- und Gartenbauprodukte nehmen ihren relativen Anteil weiter zu.
European Bioplastics betont geringen Flächenverbrauch
Mit Blick auf die regionale Kapazitätsentwicklung bleibt Asien mit einem Anteil von 46 Prozent ein wichtiges Produktionszentrum. Gegenwärtig befindet sich ein Viertel der Produktionskapazität in Europa. Den Prognosen zufolge wächst dieser Anteil bis 2025 auf bis zu 28 Prozent an.
„Kürzlich kündigte unsere Industrie bedeutende Investitionen an, auch im Herzen der Europäischen Union. Europa ist auf dem besten Weg, ein wichtiger Produzent von Biokunststoffen zu werden. Das Material wird eine wichtige Rolle beim Erreichen einer Kreislaufwirtschaft spielen. Die ‚lokal für lokal‘-Produktion wird die Einführung von Biokunststoffen auf dem europäischen Markt beschleunigen.“ Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics.
Die für den Anbau des nachwachsenden Rohstoffs für die Produktion von Biokunststoffen genutzte Fläche schätzen Experten für das Jahr 2020 auf 0,7 Millionen Hektar. Sie macht weiterhin 0,015 Prozent der weltweiten Agrarfläche von 4,7 Milliarden Hektar aus. Trotz des prognostizierten Marktwachstums in den nächsten fünf Jahren wird der Anteil der Flächennutzung für Biokunststoffe nur leicht auf 0,02 Prozent steigen. „Wir werden nicht müde zu betonen, dass es keine Konkurrenz zwischen nachwachsenden Rohstoffen für Lebens- und Futtermittel und der Verwendung für Biokunststoffe gibt“, sagt von Pogrell. „94 Prozent der gesamten Ackerfläche wird für Weide-, Futter- und Nahrungsmittel genutzt“.
Das Marktdaten-Update 2020 wurde in Zusammenarbeit mit dem nova-Institut (Hürth, Deutschland) erstellt. Die Daten für die weltweiten Produktionskapazitäten von Biokunststoffen basieren auf der Marktstudie „Biobasierte Bausteine und Polymere“ des nova-Instituts (2020).
Quelle: European Bioplastics