„Sicherheit ist das Ergebnis eines Gesamtkonzepts“, so Klaus Blessing, Senior Security Packaging Expert der rlc | packaging group. Der Schlüssel dazu liegt nach seinen Worten in der Kombination aus sicheren Prozessen, Marken- und Produktverständnis, Produktions-Know-how und High Tech-Lösungen.
Fälscher und Produktpiraten machen vor kaum einer Branche mehr Halt. Wirksame Sicherheitskonzepte müssen deshalb ganzheitlich gedacht werden und mit Blick fürs Detail Schutzmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einbinden. Verpackungen fällt dabei eine besondere Rolle zu: Als Teil eines solchen Sicherheitskonzepts werden sie zum wirksamen Beschützer für wertvolle Inhalte und damit für die Marke, die sie repräsentieren.
Anforderungen an Sicherheitskonzepte
Fälschungen sind schon lange kein Nischenproblem mehr, denn gefälscht fast wird fast alles: von teuren Parfums über Medikamente bis hin zu Ersatzteilen von Maschinen. Die Anforderungen an Sicherheitskonzepte steigen ständig. Im ewigen Kopf-an-Kopf-Rennen vorn zu bleiben, wird immer mehr zur wirtschaftlichen Notwendigkeit: So schätzt etwa der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) den volkswirtschaftlichen Schaden durch Produkt- und Markenpiraterie allein in Deutschland auf 30 Milliarden Euro jährlich.
„Sichere Prozesse greifen im Idealfall entlang aller Schritte der Wertschöpfungskette ab dem ersten Designentwurf einer Verpackung. Diese beinhalten neben einem konsistenten und sicheren Workflow beispielsweise die Zusammenarbeit mit geprüften Lieferanten für Verpackungsmaterialien und Technologien, genauso wie die kontinuierliche, teils vollautomatisierte Qualitätskontrolle entlang der Produktion.“ erklärt Klaus Blessing, Senior Security Packaging Expert der rlc | packaging group.
Artwork Lifecycle Management System
Wenn es um die sichere Abwicklung der für ein Verpackungsprojekt notwendigen Workflowschritte geht, empfiehlt sich außerdem der Einsatz eines Artwork Lifecycle Management Systems wie PAS Media. Die webbasierte Software ist bereits seit 2006 GMP-validiert, entspricht also den Richtlinien der „guten Herstellungspraxis“ und eignet sich dementsprechend auch für die Pharma-/Healthcare-Industrie. In der Kombination aus automatisiert ablaufenden Teilprozessen und lückenloser Dokumentation aller Veränderungen bietet PAS Media ein besonders hohes Maß an Sicherheit im Artwork-Prozess.
Markenbedürfnisse im Blick
Fälscher greifen zunehmend Produkte des täglichen Bedarfs an. Systemanbieter verankern deshalb innovative Druck- und Veredelungstechnologien und setzen breitgefächertes Know-how in Sachen Produktschutz als Maßnahmen in ganzheitlichen Sicherheitskonzepten um. Alle Maßnahmen müssen dabei den Bedürfnissen der jeweiligen Marke entsprechen und ab der ersten Designidee auf das Produkt abgestimmt sein: Gilt es etwa, gesetzliche Richtlinien zu beachten, wie bei der Sicherung von Pharmaprodukten, oder handelt es sich um einen exklusiven Beautyartikel, bei dem der Fälschungsschutz zwar zuverlässig, aber am besten unsichtbar sein sollte?
Marken und Produkte sicher schützen
Für die Hersteller großer Marken besteht die zunehmende Bedrohung durch Fälscher und Produktpiraten auf mehreren Ebenen: Neben dem wirtschaftlichen Verlust durch Umsatzeinbußen droht immer auch ein Imageverlust, der nur schwer wieder zu beheben ist. Nicht vergessen werden darf die Bedrohung, die von bestimmten gefälschten Produkten für Verbraucher ausgeht.
Zahlreiche Staaten haben den Kampf gegen Arzneimittelkriminalität bereits aufgenommen. So legt die Richtlinie der Europäischen Union 2011/62/EU Regeln fest, die künftig eine höhere Sicherheit für Pharmazieprodukte innerhalb der EU sowie für Erzeugnisse aus Drittländern erreichen sollen. Ein Beispiel ist die eindeutige Serialisierung, die jede einzelne Arzneimittelpackung kennzeichnet und so eindeutig nachvollziehbar macht, welche Wege sie entlang ihrer Vertriebskette gegangen ist.
Serialisierung als Dienstleistung
Für das durchgängige Management der Seriennummern müssen Pharmahersteller Strategien entwickeln, die mit ihren bestehenden Produktionsprozessen und hohen Prozessgeschwindigkeiten kompatibel sind. Da in verschiedenen Märkten unterschiedliche Serialisierungssysteme zur Anwendung kommen, sind global agierende Unternehmen gezwungen, ihre ohnehin schon komplexen Verpackungsprozesse für sämtliche international geforderten Codierungen anzupassen. Das ist mit hohen Investitionen in Technologie und Know-how verbunden, denn Codierungseinheiten in alle Abpacklinien einzubauen ist aufwendig und anspruchsvoll.
„Die Aufwände und Investitionen für die Serialisierung von Arzneimittelverpackungen lassen sich in der Zusammenarbeit mit einem entsprechend aufgestellten Verpackungsdienstleister kosteneffizient und prozesssicher auslagern“, erklärt Blessing. „Indem wir fertig serialisierte Faltschachteln liefern, spart der Pharmahersteller nicht nur Investitionskosten, sondern kann seine Liniengeschwindigkeit aufrecht erhalten und erhöht zudem seine Flexibilität.“
rlc fertigt aktuell in zwei modernen Pharmazieverpackungszentren Faltschachteln, Packungsbeilagen und Etiketten und konfektioniert Pharmazeutika nach § 13 Abs. 1 des Arzneimittelgesetzes.
Flexibel und effizient codieren
Im PHARMACENTER am Standort Rüdersdorf bei Berlin nahm rlc 2014 eine speziell konfigurierte Codierlinie in Betrieb. „Ausgestattet mit zwei verschiedenen Druckmodulen und einem Kamerakontrollsystem kann die Anlage bei Bedarf sämtliche Rückverfolgungssysteme umsetzen, die derzeit entweder bereits im Einsatz oder geplant sind“, sagt Blessing.
Die Faltschachteln können sowohl plano als auch geklebt codiert werden. Der Etikettenspender bringt bis zu 600 Etiketten pro Minute auf. Je nach gewünschter Code-Qualität (Grading) arbeitet die Codierlinie mit verschiedenen Druckköpfen und Geschwindigkeiten. Die Maschine verfügt sowohl über ein thermisches als auch über ein hochauflösendes UV-Inkjet-Druckmodul. Außerdem kann die Verpackung mit Barcodes und Produktinhaltsangaben bedruckt werden. Schließlich überprüft ein Inspektionssystem die Kennzeichnung jeder einzelnen Einheit auf korrekten Dateninhalt und Lesbarkeit. Qualitativ unzureichende Einheiten werden direkt ausgeschleust. Gleichzeitig hinterlegt das System alle bei der Kennzeichnung und Kontrolle generierten Daten in Echtzeit in einer Datenbank.
Den entscheidenden Schritt voraus
Auch neue Technologien wie Signoptic machen Fälschern branchenübergreifend das Leben zunehmend schwerer: So ist es dank ausgefeilter IT- und Scannersysteme möglich, die einzigartige Oberflächenstruktur eines Produktes bzw. seiner Verpackung zu erfassen, bei einer Verpackung aus Karton also die Faserstruktur. Ein optischer Scan erkennt die Merkmale des Materials und verarbeitet sie zu einer unverwechselbaren, „natürlichen“ Signatur. Diese wird in einer Datenbank des Kunden hinterlegt. Bei einer Echtheitsprüfung vergleicht das System einen zweiten Scan mit den bereits vorhandenen Daten. Stimmt das Ergebnis überein, ist die Echtheit des Produkts mit absoluter Sicherheit bestätigt, da sich ein Objekt niemals mit all seinen „natürlich“ vorkommenden Zufallsstrukturen kopieren lässt. Die Oberfläche der Verpackung bzw. des Produkts wird dabei nicht verändert. Das ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn eine besonders aufmerksamkeitsstarke Optik oder ein definiertes Markendesign einer Verpackung uneingeschränkt erhalten bleiben sollen. Fälscher können außerdem nicht erkennen, ob eine Signatur zum Abgleich vorliegt.
Technologie hilft, ist allein allerdings noch kein Garant, um Marken und ihre Produkte zuverlässig vor Schaden durch Fälschungen zu schützen. Erst in der Kombination aus sicheren Prozessen, zuverlässigem Produktschutz und dem Wissen um Markenbedürfnisse entstehen Verpackungslösungen, die als Beschützer Fälschern den entscheidenden Schritt voraus sind.