Der Europäische Behälterglasverband FEVE hat die erste umfassende, branchenweite Untersuchung der Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Glasherstellung veröffentlicht und fordert auf dem Weg zur Netto-null-Industrie den schnellen Zugang zu Infrastrukturen für kohlenstoffarme Energie.
Die europäische Behälterglasindustrie hat heute ihren Bericht „One Destination, Multiple Pathways: How the European Container Glass Industry is Decarbonising Glassmaking“ veröffentlicht – die erste umfassende, branchenweite Untersuchung der Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Glasherstellung. Dem Bericht ist ein eigener Bereich auf der FEVE-Website gewidmet, einschließlich einer Online-Karte mit über 90 Fallstudien zu Dekarbonisierungsprojekten aus der Glasindustrie in ganz Europa. Auch wenn die Glasindustrie diesen Wandel aktiv vorantreibt, kann sie ihre ehrgeizigen Ziele nicht allein erreichen. Sie ist auf Zusammenarbeit angewiesen, um Verpackungslösungen zu schaffen, die nicht nur vollständig kreislauffähig, sondern auch klimaneutral sind.
Dringender Bedarf an bezahlbarer Energie mit niedrigem CO2-Ausstoß
Damit die Branche bis 2050 ihr Netto-Null-Ziel erreichen kann, ist der schnelle Zugang zu bezahlbarer kohlenstoffarmer Energie entscheidend. Derzeit stammen 80 Prozent der direkten CO2-Emissionen der Behälterglasindustrie aus der Verbrennung von Erdgas. Die Umstellung auf Energiequellen mit niedrigem CO2-Ausstoß hat daher höchste Priorität. Mehr als 90 Prozent des in der EU produzierten Verpackungsglases wird von Unternehmen hergestellt, die sich der Initiative „Science Based Targets“ (SBTi) verpflichtet haben.
EU-Unterstützung entscheidend
Der Zugang zu neuen finanziellen Mitteln und die Fortführung bestehender finanzieller Unterstützungsmaßnahmen sind ebenfalls essenziell, um den Wandel der Branche voranzutreiben. Da Schmelzwannen eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren und eine geschätzte jährliche Austauschrate von lediglich 7 bis 10 Prozent aufweisen, müssen alte Wannen schrittweise durch solche ersetzt werden, die mit kohlenstoffarmen Technologien arbeiten können. Um sicherzustellen, dass die Glasbranche ihr Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen kann, ist es unerlässlich, jetzt zu handeln.
Derzeit investiert die Behälterglasindustrie jährlich mehr als 600 Millionen Euro in Innovation und Dekarbonisierung, wie beispielsweise effizienzsteigernde Maßnahmen und Modernisierungen von Anlagen. Um eine vollständige Netto-Null-Industrie zu erreichen, sind bis 2050 schätzungsweise 20 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen zur Modernisierung von Produktionstechnologie und zur Dekarbonisierung erforderlich. Dabei handelt es sich um eine konservative Schätzung, die die höheren Betriebskosten für den Erwerb und die Nutzung kohlenstoffarmer Energiequellen noch nicht berücksichtigt.
Vertrauen in Glas für eine nachhaltige Zukunft weiterhin gefragt
Hersteller von Glasverpackungen bleiben entschlossen, die Dekarbonisierung ihrer Branche voranzutreiben, um die steigende Nachfrage nach emissionsarmem Glas zu decken und Glas als nachhaltiges Verpackungsmaterial der Zukunft zu positionieren. Glas kann ohne Qualitätsverlust unendlich oft recycelt werden kann, da es ein inertes, beständiges Material ist. Die Sammelquoten in Europa sind dementsprechend beeindruckend hoch: 80,2 Prozent im Jahr 2022, das heißt der größte Teil des Materials wird in einem geschlossenen Kreislauf recycelt. Glas ist außerdem ein äußerst sicheres Verpackungsmaterial, das keine schädlichen Chemikalien an die verpackten Produkte abgibt, unabhängig davon, wie oft es recycelt wird.
Mit 162 Glasproduktionsstätten in ganz Europa sichert die Behälterglasindustrie direkt und indirekt 125.000 Arbeitsplätze. Darüber hinaus werden EU-Exporte im Wert von über 140 Milliarden Euro in Glas verpackt. Schätzungsweise 45.000 herstellende Betriebe, davon 98 Prozent kleine und mittelständische Unternehmen, sind in der EU auf Glasverpackungen angewiesen, um ihre Produkte zu verkaufen. Glas spielt in der Pharma-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie in der Parfümerie- und Kosmetikbranche eine entscheidende Rolle und bleibt ein unverzichtbares Verpackungsmaterial.
Quelle: FEVE