Ein Meilenstein der BOBST Geschichte war die Ernennung von Jean-Pascal Bobst zum CEO im Mai 2009. Er führt die Gruppe seither in der vierten Generation seiner Familie. Mit dem Group Transformation Programm stellte er auf dem Höhepunkt der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise strategisch die Weichen für eine weitere positive Entwicklung.
pj: Herr Bobst, wo liegen aktuell die Schwerpunkte Ihres Unternehmens?
Jean-Pascal Bobst: Ein Hauptaugenmerk für das neue Jahr liegt zum einen darauf, unsere Präsenz in einer Reihe von Schlüsselmärkten, speziell Südostasien und China, auszubauen. Zum anderen bleibt die Kundenzufriedenheit nach wie vor ein Kernthema. Wir werden unseren Kundenservice mit weiteren Servicetechnikern verstärken und unter anderem mit der E-Plattform MyBOBST unser Serviceportfolio ausweiten. Und nicht zuletzt konzentrieren wir uns auf die Entwicklung von Digitaldruckmaschinen.
pj: Welche besonderen Herausforderungen gab es für Sie im letzten Jahr?
Jean-Pascal Bobst: 2017 war für uns erneut ein Jahr mit starkem Wachstum, einem positiven Ausbau unserer Marktanteile und einer erfolgreichen Entwicklung unseres gesamten Geschäfts. Auf der Technikseite haben wir die BOBST-THQ-FlexoCloud-Technologie mit erweitertem Farbraum eingeführt und mit dem Start-up-Unternehmen „Mouvent“ ein Digitaldruckkompetenzzentrum einschließlich Forschungslabor gegründet.
pj: Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage ein?
Jean-Pascal Bobst: Die Rahmenbedingungen in der Schweiz sind vorhanden, werden jedoch kaum oder schlecht genutzt. Unsere Politik versteht nicht wirklich, wie schnell sich die Industrie verändert. Ich würde den Politikern gern sagen: „Fliegt mal für einige Monate nach Asien und seht, mit welcher Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit die Menschen dort arbeiten.“ Das ist unsere Konkurrenz. Menschen wollen natürlich ihre Jobs schützen. Doch das Internet der Dinge steuert in die genau entgegengesetzte Richtung. Deshalb müssen wir uns für die Herausforderungen der Zukunft rüsten, um nicht von solchen Technologien oder übermächtigen Staaten bedrängt zu werden.
pj: Welche Auswirkungen erwarten Sie für Ihr Unternehmen?
Jean-Pascal Bobst: Wir bringen jedes Jahr fünf bis sechs Neuheiten heraus, und wir entwickeln ständig Neuerungen beim Kundenservice, bei der Vernetzung, der vorbeugenden Instandhaltung oder der Onlinefortbildung. Wir investieren 60 bis 70 Millionen Schweizer Franken pro Jahr in Forschung und Entwicklung, das sind etwa vier bis fübf Prozent des Umsatzes. Unsere größte Herausforderung jedoch ist, die Bobst Gruppe auf die Digitalisierung der Verpackungswelt auszurichten. Nur mit bahnbrechenden Entwicklungen und weitsichtiger Führungskompetenz können wir unser Unternehmen erfolgreich in die Zukunft steuern.
pj: Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben und Trends der Branche?
Jean-Pascal Bobst: Wir müssen lernen, mit Partnern als „open source“ zusammenzuarbeiten. Etwa mit Siemens, Esko, HP … Mal sind sie Konkurrenten, mal Partner. Wir beschäftigen immer mehr Fachleute aus IT-Architektur, Datenmanagement und Datenanalyse und gleichzeitig suchen wir externe Partner, mit denen wir zusammenarbeiten können.
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