Die Hersteller von Papier- und Folienverpackungen blicken pessimistisch auf das aktuelle Jahr. Eine Umfrage des IPV hat ergeben, dass nur jedes fünfte Unternehmen glaubt, 2021 ein besseres Geschäftsjahr vor sich zu haben. Jeder Dritte rechnet mit Verschlechterungen.
Die aktuelle Branchenumfrage des Industrieverbands Papier- und Folienverpackung (IPV) trägt natürlich den Stempel des vergangenen Corona-Jahres. Viele Prozesse mussten komplett überarbeitet werden und die wirtschaftlichen Erwartungen sind deutlich getrübt. 78 Prozent der Unternehmen haben in 2020 Umsatzrückgänge aufgrund Covid 19 verzeichnen müssen. Diese konnten nicht komplett aufgefangen werden und haben sich deshalb bei vielen Mitgliedern auch gewinnreduzierend ausgewirkt.
Lediglich 11 Prozent der Unternehmen konnten trotz der Pandemie ein signifikantes Wachstum beim Umsatz erzielen, darunter die Zulieferer des großen Lebensmitteleinzelhandels. Zurückhaltung und „auf Sicht fahren“ spürt man beim Einkauf deutlich. Das Dispositionsverhalten der Kunden war sehr vorsichtig aber auch extrem schwankend. Statt kontinuierlicher Auftragseingänge gab es extreme Spitzen mit dem Bedarf eines Drei-Schicht-Betriebs, aber auch sehr ruhige Phasen. Vor allem im Herbst 2020 musste in einigen Betrieben auf Kurzarbeitsregelungen gewechselt werden.
Weniger Stellen benötigt?
Zwei Drittel der Unternehmen haben im Krisenjahr Stellen abgebaut bzw. nicht neu besetzt. „Natürlich ist das eine Momentaufnahme. Der Fachkräftemangel bleibt ein gravierendes Problem der kommenden Jahre. Vor allem in Fragen der Qualität. In der Statistik sind natürlich auch die Stellen erfasst, die man aufgrund fehlender Qualifikationen nicht besetzen konnte“, erklärt IPV-Geschäftsführer Karsten Hunger.
„Dennoch spürt man hier, wie tiefgreifend die Pandemie Einfluss auf die Betriebe nimmt. Nur jedes dritte Unternehmen gibt aktuell noch an, einen Mangel an Fachkräften zu haben. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr waren es noch stolze 90 Prozent.“ Karsten Hunger, IPV-Geschäftsführer
Dennoch ist festzustellen, dass auch aufgrund der weitreichenden Wirtschaftshilfen, diejenigen Firmen, die noch immer händeringend Fachkräfte suchen, kaum Besserung am Arbeitsmarkt sehen. An eine nachhaltige Entwicklung glaubt der Verband daher nicht.
IPV sieht Rückgang der Investitionsbereitschaft
Nur 22 Prozent haben im vergangenen Jahr mehr Investitionsleistungen in ihrem Betrieb vorgenommen. Über 44 Prozent haben sogar im Vergleich zu 2019 den Aufwand reduziert. Und auch 2021 plant jedes dritte Unternehmen erneut weniger zu investieren. In etwa die gleiche Anzahl will den Investitionshaushalt hingegen wieder aufstocken. Natürlich darf man nicht unerwähnt lassen, dass in den vergangenen Jahren enorm viel in den Betrieben der Verpackungsindustrie investiert wurde, so dass nicht immer zwingend Bedarf an Neuinvestitionen besteht.
„Mit Blick auf das aktuelle Jahr schauen nur wenige Betriebe optimistisch nach vorne. Nur etwa jedes fünfte Unternehmen glaubt 2021 ein besseres Geschäftsjahr vor sich zu haben. Jeder Dritte rechnet mit Verschlechterungen.“ Klaus Jahn, Verbandssprecher
Nachfrage nach faserbasierten Lösungen steigt
Zudem geraten Verpackungen in der Akzeptanz weiter unter Druck und die Nachfrage nach Ersatzlösungen für Kunststoffe nimmt an Fahrt auf. „Wir erwarten weiter schwierige Zeiten für die Verpackungshersteller. Aber natürlich stecken in neuen Hygieneanforderungen und in dem durch Corona beflügelten e-Commerce auch Chancen für die Branchen. Und nicht zuletzt in der Entwicklung neuer Produktverfahren für Verpackungen.“, so Jahn.
Die Nachfrage nach faserbasierten Produkten als Ersatz für Kunststoffverpackungen bleibt deutlich und wird seit einigen Jahren als spürbarer Trend wahrgenommen. Fast 89 Prozent der IPV-Mitglieder spüren einen starken oder sehr starken Kundendruck nach mehr faserbasierten Lösungen. Die Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe und die gute Recyclingfähigkeit werden oft als Vorteile genannt. Gleichauf mit dem Wunsch der Vermeidung von Kunststoffeintrag in die Umwelt.
„Das können wir nicht weg reden. Politisch sicher auch motiviert, hat sich beim Endverbraucher eine sehr kritische Haltung zu Kunststoffverpackungen verankert. Das wird sich auch nach der Pandemie noch breiter in der öffentlichen Diskussion fortsetzen. Dem müssen wir als Hersteller natürlich Rechnung tragen, wir arbeiten mit Hochdruck an innovativen Lösungen, aber eben auch an der Aufklärung der Notwendigkeit von Kunststoff und über deren umweltsichere Recyclierbarkeit“, sagt Karsten Hunger.
Rohstoffmangel sorgt für Lieferschwierigkeiten und Verteuerungen
Bereits im März informierte der Verband in einer Kurzumfrage über Beschaffungsprobleme auf dem aktuellen Rohstoffmarkt. Vorlieferanten sprechen hier von „Force Majeure“, also von höherer Gewalt, ausgelöst durch die überraschend schnelle Erholung einzelner Branchen und umgelenkte Rohstoff-Importe nach China.
In einem Update der Kurzumfrage unter den Mitgliedern Ende April war noch immer keine Entspannung zu vermelden. Besonders betroffen sind HDPE und OPP. Insbesondere die durch die Verknappung mittlerweile deutlich gestiegenen Preise der Rohstoffe mit Erhöhungen um teilweise mehr als 50 Prozent machen sich bemerkbar. Während einige Verbandsmitglieder zwangsweise größere Mengen bevorraten müssen, haben andere Probleme mit der Produktion.
Die unerwarteten Lieferverzögerungen haben Umstellungen des Produktionsplans erforderlich gemacht und vereinzelt zur Zurückstellung von Aufträgen geführt. Erwartet wird zumeist eine Fortsetzung oder eine weitere Verschlechterung der Versorgungslage. Die Mitgliedsunternehmen des IPV appellieren daher weiterhin dringend an die gesamte Lieferkette alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Engpässe zu beheben und die Lieferfähigkeit von verpackten Lebensmitteln und anderen systemrelevanten Produkten sicherzustellen. Schon jetzt ist klar, dass die Rohstoffverknappung und die Verteuerung der Transporte weiterhin Einfluss auf die Preise haben werden.
Quelle: IPV