Im Verpackungsbereich sind zwischenzeitlich viele zertifizierte Materialien wie Druckfarben oder Papier vorhanden. Da liegt es auf der Hand, auch kreislauffähige Klebstoffe zu produzieren. Grund genug, bei Reto Stoppa, der seit mehr als zehn Jahren im Vertrieb von Dispersions- und Schmelzklebstoffen bei Alfa Klebstoffe arbeitet, einmal nachzufragen.
Herr Stoppa, welche Rolle spielt der Klebstoff, wenn man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit bei Verpackungen befasst?
Reto Stoppa: Die Nachhaltigkeit von Verpackungen wurde in den letzten Jahren ein immer größeres Thema. Dementsprechend haben wir uns mit diesem Thema auch befasst und uns für kreislauffähige Klebstoffe nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip entschieden, um unseren Kunden auch zertifizierte, kreislauffähige Verpackungen zu ermöglichen.
Haben Sie bereits eine kreislauffähige Klebelösung?
Reto Stoppa: Ja. Ursprünglich durch eine Kundenanfrage im Jahr 2017 initiiert, haben wir diesen Weg weiterverfolgt und in enger Zusammenarbeit mit dem Cradle To Cradle Products Innovation Institute und EPEA Switzerland im vergangenen Sommer das Material Health Certificate Status GOLD erhalten. Diese zertifizierten Klebstoffe tragen den Namen Alfapura, und es handelt sich bei dieser Serie um ein gesamtes Portfolio für verschiedene Branchen, das nach Kundenbedürfnissen erweitert wird.
Worin lag die Herausforderung, einen nachhaltigen Klebstoff zu entwickeln?
Reto Stoppa: Vor allem die Rohstoffevaluation stellte uns vor eine große Aufgabe. Wir konnten auf keine bestehenden Normen oder Zertifikate zurückgreifen. Bei den Rohstofflieferanten waren diese schlicht nicht verfügbar. Es war ein intensiver Prozess, die Anforderungen von Cradle-to-Cradle auf die Evaluation von Rohstoffen umzusetzen und von deren Lieferanten die benötigten Informationen zu erhalten, damit der Klebstoff als Gesamtprodukt zertifiziert werden konnte.
Kreislauffähige Klebstoffe in der Praxis
Für welche Industrien können Sie bereits Klebelösungen anbieten?
Reto Stoppa: Zu Beginn haben wir uns auf Klebstoffe für die Druckweiterverarbeitung konzentriert, da wir in diesem Bereich auch konkrete Anfragen hatten. Rasch erkannten wir aber auch das Potenzial für Verpackungsklebstoffe und Klebstoffe für Holzverklebungen. Parallel dazu laufen Entwicklungen sowohl für den Bereich Hygieneprodukte wie z. B. Wattestäbchen als auch für den Textilbereich. Die Zukunft wird zeigen, welche zusätzlichen und uns vielleicht noch unbekannten Anwendungen vom Markt gewünscht werden. Wir sind bereit, auch diese Herausforderungen anzunehmen.
Was unsere Produzenten interessieren wird: Müssen Maschinen ausgewechselt werden, um kreislauffähige Klebstoffe zu verarbeiten?
Reto Stoppa: Nein, keinesfalls. Mit unserer Erfahrung in der Anwendungstechnik haben wir die Kompatibilität der Klebstoffe mit den üblichen Auftragssystemen in die Entwicklung einbezogen. Wir sind überzeugt, dass sich auch Verpackungshersteller in Zukunft einen erheblichen Marktvorteil erschaffen, wenn sie zertifizierte, kreislauffähige Produkte anbieten können.