Die Bedeutung nachhaltiger Verpackungen mit großen Differenzierungspotenzialen für Marken steigt angesichts eines immer globaler werdenden Marktes immer weiter an. packaging journal hat Michael Prechtl, Country Group Executive des Unternehmens O-I in Zentraleuropa, im Vorfeld der ProWein 2015 gefragt, welche Position das Unternehmen vertritt und wie man den steigenden Herausforderungen gerecht werden kann.
O-I gehört zu den weltweit größten Herstellern von Glasbehältern und ist bevorzugter Partner zahlreicher weltweit führender Marken. Lebensmittel- und Getränkehersteller fragen zunehmend Conveniencelösungen nach und unterstreichen ihre Marken durch individuelle Optik und Haptik von Verpackungen jenseits von Standardformaten. Dies ist eine herausragende Stärke von O-I.
Das Unternehmen verfügt über mehr als 100 Jahre Erfahrung mit der Fertigung reiner, nachhaltiger und markendefinierender Glasverpackungen für viele der weltweit bekanntesten Lebensmittel- und Getränkemarken. Im Focus stehen Glasverpackungen von hoher Qualität für Bier, Wein, Spirituosen, Lebensmittel und alkoholfreie Getränke.
Michael Prechtl verfügt über nahezu 20 Jahre Berufserfahrung in der Glas- und Lebensmittelindustrie und ein umfassendes Verständnis des europäischen Marktes. Seit der Umstrukturierung des Europageschäfts von O-I verantwortet er die Region Zentraleuropa mit 950 Mitarbeitern in fünf Werken in Deutschland und der Tschechischen Republik.
Durch die Reorganisation rückt O-I in den Märkten wieder näher an seine Kunden heran, um ihren Bedürfnissen nach nachhaltigen und gesunden Glasverpackungslösungen flexibler entsprechen zu können.
pj: Herr Prechtl, mit welchen Erwartungen geht das Unternehmen zur ProWein im März?
Michael Prechtl: In diesem Jahr haben wir einen Stand gemeinsam mit unserem Partner Amorim. Das ist der Korkhersteller, mit dem wir gemeinsam die innovative Weinverpackung Helix entwickelt haben. Wir freuen uns sehr, diese Verpackungslösung in Deutschland zum ersten Mal einem breiten Publikum präsentieren zu können. Auf der Messe werden außerdem zwei Weinhäuser vertreten sein, die ihre Weine bereits in Helix verpackt vermarkten. Wir sind überzeugt, dass die Messe weiteres positives Feedback zu dieser ersten großen Innovation im Bereich der Weinverpackungen seit vielen Jahren ergeben wird, nachdem wir im September 2014 in Düsseldorf im Rahmen des Edeka-Zurheide-Gourmetfestivals zum ersten Mal Helix-Weine gezeigt haben.
pj: Welche Verpackungstrends sind aus Ihrer Sicht im Lebensmittel- und Getränkebereich maßgeblich? Gibt es dabei Unterschiede?
Michael Prechtl: Wir haben festgestellt, dass bei Konsumenten eine wachsende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und gesunden Lebensmitteln besteht. Dieses Bedürfnis schlägt sich auch im Trend nieder, Verpackungsmaterialien und Verpackungslösungen zu bevorzugen, die den Lebensmitteln den bestmöglichen Schutz vor äußeren Einflüssen bieten. Darüber hinaus schätzen Konsumenten nachhaltige Verpackungen sowie solche Lösungen, die ihnen einen Mehrwert in der Handhabung bieten (Convenience). Zusammengefasst verstehen wir diese Phänomene als Trend der Premiumisierung.
Lebensmittel- und Getränkehersteller reagieren auf diesen Trend, indem sie ihre Produkte in hochwertigen, nachhaltigen und benutzungsfreundlichen Verpackungslösungen anbieten. Dabei werden Verpackungen immer häufiger verwendet, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren und die Markenbotschaft zu unterstreichen. Standardformate werden hierzu häufig individualisiert, beispielsweise setzen Hersteller auf optische und haptische Effekte.
Unterschiede zwischen dem Lebensmittel- und Getränkebereich lassen sich bei der Premiumisierung feststellen: Während die Aufwertung bei Lebensmittelherstellern eher in der Entscheidung für das höherwertige Verpackungsmaterial Glas besteht, liegt sie bei Spirituosen in ausgefallenen und häufig auch aufwendigen Formen und Designs.
pj: Mit welchen Möglichkeiten kann Ihr Unternehmen diesen Herausforderungen gerecht werden?
Michael Prechtl: Wir sind fest davon überzeugt, dass Glas das am besten geeignete Verpackungsmaterial für Getränke und Lebensmittel ist. Aus diesem Grund setzen wir auch ausschließlich auf Glas. So können wir unsere gesamte Energie dem Ziel widmen, innovative und nachhaltige Glasverpackungen von höchster Qualität anzubieten. Darauf haben wir unser Unternehmen ausgerichtet: Unsere Design-Teams arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen und entwickeln neue Produkte gemeinsam, auch unter Rückgriff auf das Forschungszentrum von O-I in den USA.
In den vergangenen zwei Jahren wurden 280 Millionen Euro in die Modernisierung der Anlagen in Europa gesteckt. Diese millionenschweren Investitionen werden 2015 fortgesetzt, u.a. in unserem Werk in Rinteln. Außerdem wurde das Europageschäft so umstrukturiert, dass wir in den Märkten näher am Kunden sind. Durch eine Ländergruppenstruktur können wir jetzt viel flexibler agieren als zuvor.
pj: Welche Beispiele würden Sie besonders hervorheben?
Michael Prechtl: Gemeinsam mit dem Korkhersteller Amorim haben wir die Weinverpackungslösung Helix entwickelt, eine Weinflasche mit innenliegendem Gewinde im Flaschenhals, so dass der Korken ohne Korkenzieher herausgedreht werden kann. Dadurch ist es besonders einfach, die Flasche wieder zu verschließen.
Ebenfalls im Bereich Convenience setzen wir mit unserer Verpackungslösung VersaFlow an, die das leichte und saubere Ausgießen von z. B. Saucen und Dressings besonders unterstützt. Ein ganz konkretes Beispiel ist unsere Kooperation mit dem Smoothie- und Fruchtsafthersteller „truefruits“, der ausschließlich Glasverpackungen verwendet und dies als Bestandteil seiner Markenidentität begreift. Die gemeinsam entwickelte Glaskaraffe hat erst im Herbst den Deutschen Verpackungspreis 2014 gewonnen.
pj: Welche Rolle spielen Sonderanfertigungen in geringen Stückgrößen?
Michael Prechtl: Eine bedeutende Rolle, gerade für O-I. Wir sind Spezialist für Kleinserienproduktionen in unseren Werken in Holzminden und Rinteln und bedienen von dort z.B. die Spirituosenindustrie mit individuellen und anspruchsvollen Formen und Glasfarben. Wir decken so die gesamte Bandbreite von der Großserie über Standardprodukte bis zu Spezialitäten bei unseren Kunden ab.
pj: Glas ist wegen vieler seiner Eigenschaften beim Verbraucher sehr beliebt. Wie hat sich die energieintensive Herstellung gewandelt?
Michael Prechtl: Seit etwa 5.000 Jahren werden Lebensmittel in Glas verpackt. Die Herstellungsprozesse sind dabei im Kern unverändert geblieben. Trotz dieser langen Historie sind die Möglichkeiten, die Produktionsabläufe zu verbessern unbegrenzt. Dies betrifft vor allem den Einsatz von Recyclingglas sowie den Energieaufwand. In diesen Punkten unsere Prozesse weiter zu optimieren steckt tief in unserer DNA: So reduziert die Verwendung von Recycling-Glas beim Einschmelzen die CO2-Bilanz von Glasverpackungen. Die Recyclingquote in Deutschland liegt derzeit bei etwa 87 Prozent. Dies entspricht dem Grundprinzip nachhaltigen Handelns und ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung von O-I. Weiterhin konnte das Glasgewicht über die Jahre deutlich verringert werden, was sich natürlich sehr positiv auf die Energiebilanz auswirkt.