Immer häufiger präsentieren Unternehmen Verpackungsalternativen, die nachhaltiger oder umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststofflösungen sein sollen. Das wurde gerade erst auf der Messe „Cosmetic Business“ deutlich, die am 6. Juni 2019 in München zu Ende ging.
Allein am Beispiel von Lippenstifthülsen zeigte sich auf der Cosmetic Business die neue Vielfalt der Verpackungslösungen. Verbraucherinnen haben mittlerweile unter anderem die Wahl zwischen Produkten aus Holz, Biopolymeren, Papier und Karton.
Lippenstifthülsen aus Holz finden sich bereits seit einiger Zeit in den Kosmetikregalen. Der spanische Hersteller Quadpack präsentierte in München aber eine besonders nachhaltige Alternative. Die elegant designte Hülse lässt sich nämlich mit einem Nachfüllmechanismus ausstatten.
Tutzinger Start-up setzt auf recycelte Papierfasern
Vor allem aus recycelten Zellstoffgranulaten besteht hingegen der „CelPen“ des Tutzinger Start-ups Weimako. Die Entwicklung der zum Patent angemeldeten Stifthülse wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Produkt eignet sich nach Angaben von Weimako als wirtschaftliche Alternative zu thermoplastisch gefertigten Kunststoffverpackungen. Zu 95 Prozent bestünden die auf Extrusions- und Spritzgussanlagen gefertigten Hülsen aus biobasierten Materialien, hebt Weimako hervor. Endkappe, Hülse und Frontkappe werden somit aus Biopolymere gefertigt, die neben dem überwiegenden Bestandteil Cellulose noch Lignin, Naturharze, Naturwachse, Maisöle, biologische Additive und natürliche Verstärkungsfasern enthalten.
Die Anwendungsmöglichkeiten der Stifthülse sind vielfältig. Tatsächlich kann sie für Bleistifte genutzt werden, weil sie wie ein Holzstift anspitzbar ist. Weil sie aber auch mit Ester-basierten Farben, mit pflanzlichen Ölen oder mit Heißprägefolien vielseitig veredelbar ist, ist sie prädestiniert für edle kosmetische Produkte wie Eyeliner, Crayons, Kajal- oder Lippenstifte, meint das Herstellerunternehmen. Weimako liefert die CelPens dann auf Kundenwunsch nur die undekorierten Hülsen wie auch fertig dekorierte und sogar befüllte Stifte.
Italienischer Hersteller setzt auf Papier und Karton
Papier und Karton sind hingegen die Materialien der Wahl des italienischen Herstellers MKTG Industries. Er zeigte seinen „Eco Beauty Stick“, der komplett aus FSC-zertifiziertem Kartonmaterial besteht. Der Spezialist für Kosmetikverpackungen verzichtet bei der für Lippenstifte geeigneten Verpackung auf jedwede Kunststoffkomponente. Der Stick besteht ausschließlich aus Papier und Karton und soll nach Unternehmensangaben komplett recycelbar, biologisch abbaubar und kompostierbar sein.
Der „Eco Beauty Stick“ von MKTG Industries besteht komplett aus Papier und Karton. (Bild: MKTG Industries)
Besondere Gedanken haben sich die Entwickler des Herstellers aus dem lombardischen Crema um den Mechanismus gemacht, mit dem der Pflegestift aus der Hülse herausgeschoben wird. Der Innenteil der Hülse ist mit einer gewachsten Papierschicht ausgekleidet, sodass der Stift durch ein leichtes Antippen des Hülsenbodens herausgeschoben werden kann.
Kunden wünschen häufiger ökologische Verpackungen
MKTG Industries reagiere mit dem neuen Verpackungskonzept auf vermehrte Kundennachfragen nach umweltfreundlicheren Verpackungen, erläutert Unternehmenssprecherin Evita Riboli auf Anfrage. Bereits 2015 sei man auf der Cosmopack in Bologna mit einem Eco-Design-Award ausgezeichnet worden. Mehrere weitere Prämierungen für Eco-Design-Produkte wurden in den Folgejahren auf der MakeUp-Messe in Paris eingesammelt.
Bevor man die jetzige, komplett aus Papier und Karton bestehende Lippenstifthülse entwickelte, habe man bereits eine Lösung im Portfolio gehabt, bei der die äußere Hülle aus Karton bestand, der Innenteil aber noch aus Kunststoff. Nun sei man einen Schritt weiter gegangen. Gerade französische Kosmetikmarken hätten im März auf der Cosmopack großes Interesse am Eco Beauty Stock gezeigt, freut sich Evita Riboli.
MKTG biete auch für die Karton-Lippenstifthülsen Oberflächenveredelungen an, ergänzt die Sprecherin. Mit einer speziellen, biologisch abbaubaren Laminierfolie ließen sich matte oder glänzende Effekte erzielen. Damit werde die Oberfläche der Hülse auch etwas widerstandsfähiger.
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