Pharmaverpackung zwischen Nachhaltigkeit, Hightech und globalem Marktdruck

Für viele Pharmaprodukte gibt es noch keine kreislauffähigen Verpackungsmaterialien. (Bild: KI-generiert)

Die Pharmaindustrie zählt zu den innovativsten und umsatzstärksten Branchen weltweit. Der europäische Pharmamarkt erzielte 2024 einen Umsatz von rund 280 Milliarden US-Dollar. Deutschland ist der größte Markt in Europa und weltweit auf Rang vier. Gleichzeitig wächst die Bedeutung intelligenter Verpackungslösungen: Sie müssen sicher, effizient und zunehmend nachhaltig sein

Zwar sind Pharma- und Medizinverpackungen vorerst von der EU-Verpackungsverordnung PPWR ausgenommen, doch absehbare Übergangsfristen bis 2035 und 2040 zwingen die Branche, schon jetzt nachhaltige Alternativen zu entwickeln. Ein Ansatz sind Monomaterialien bei Blisterverpackungen. In einem Kooperationsprojekt entwickelten beispielsweise vier Unternehmen – darunter Uhlmann Pac-Systeme und Etimex – einen Polypropylen-Blister, der unter realen Produktionsbedingungen auf Praxistauglichkeit getestet wurde.

Vier Verpackungsunternehmen, darunter Uhlmann Pac-Systeme, haben gemeinsam eine nachhaltige Pharmablisterverpackung aus Monomaterial entwickelt. (Bild: Etimex)

Viele Maschinenhersteller sind nicht untätig gewesen und setzen auf die Verarbeitung der nachhaltigen Verpackungsmaterialien. Romaco produziert auf seiner neuen Plattensiegelmaschine Noack N 760 Blisterpackungen aus recycelfähigem PET-Monomaterial. Sie erzielt bei der Herstellung der PET/PET-Blister im vierbahnigen Betrieb eine maximale Ausbringung von bis zu 150 Blistern pro Minute.

Digitalisierung und Robotik 

Die Digitalisierung zieht in der Pharmaproduktion immer weiter ein. Steriline kombiniert Roboter mit einem 3D-Vision-System (3D CPS), das Partikelemissionen reduziert und durch Echtzeitanpassung der Bewegungen klassische Zuführsysteme ersetzt. Diese Entwicklung entstand gemeinsam mit dem Spin-off ISS des Politecnico di Milano und zeigt, wie Maschinenintelligenz und pharmazeutisches Know-how zusammenwachsen.

 

Steriline kombiniert Robotik mit einem 3D-Vision-System. (Bild: Steriline)

Auch Christ Packing Systems setzt auf Innovation: Das Unternehmen aus Ottobeuren hat ein Patent für eine neuartige Siegeleinheit erhalten, die gezielt für die Anforderungen der Pharma- und Medizintechnik entwickelt wurde. Anders als herkömmliche Maschinen, die von unten versiegeln, erfolgt das Siegeln bei der FilmTeq 250 von oben. Laut Hersteller bleibt der Siegeltisch dadurch unbeheizt, was die Aufwärmung des Produkts vermeidet und den Kühlaufwand verringert. Das Top-Down-Verfahren ermöglicht zudem eine kompaktere Maschinenkonstruktion mit geringerem Platzbedarf.

Syntegon präsentierte kürzlich das Linienkonzept „SynTiso“, das mit 600 Vials oder Spritzen pro Minute Maßstäbe in der aseptischen Abfüllung setzt. Die Lösung ermöglicht bis zu 50 Prozent schnellere Chargenwechsel und punktet mit 100-prozentiger In-Prozess-Kontrolle – laut Syntegon eine im Markt bislang noch nie dagewesene Geschwindigkeit.. Die Anlage eignet sich auch für ready-to-use (RTU) Behältnisse und wurde in Kooperation mit zwei Pharmaunternehmen entwickelt.

SynTiso ermöglicht einen schnellen aseptischen Transport. (Bild: Syntegon)

Smarte Verpackungen: Von NFC bis Funktionslabel

Neben Nachhaltigkeit spielen digitale Funktionen eine immer größere Rolle: NFC- und RFID-Labels, batterielose Bluetooth-Sensoren und smarte Blister steigern die Transparenz und sorgen für mehr Sicherheit und Komfort bei der Anwendung. Besonders in der Pharmaindustrie sind digitale Beipackzettel und manipulationssichere Etiketten gefragt. Einen wichtigen und zugleich nachhaltigen Originalitätsschutz bieten Sicherheitsetiketten wie die papierbasierten VOID-Labels von Securikett, die neben dem Manipulationsschutz zusammen mit der Faltschachtel, die sie verschließen, recyclingfähig sind.

Papierbasierte VOID-Label bieten Manipulationsschutz und sind recycelbar. (Bild: Securikett)

Fest steht: Unternehmen, die schon heute in Forschung, digitale Infrastruktur und kreislauffähige Materialien investieren, werden sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Denn künftig wird es weniger um den reinen Wirkstoff gehen, sondern auch darum, wie sicher, nachhaltig und intelligent ein Medikament zum Patienten gelangt.

Hinweis:
Dieser Artikel entstand auf Basis eines Fachartikels, den das packaging journal zur freien Verfügung für interessierte Medien im Auftrag der interpack 2026 erstellt hat. Den Originalartikel finden Sie hier. Mehr zu Verpackungslösungen für die Pharmaindustrie erfahren Sie live auf der interpack 2026 vom 7. bis 13. Mai in Düsseldorf.