Italien geht aktiv gegen Prosecco Fälschungen vor

(Bild: Prosecco DOC)

Die Tage sind heiss, die Abende lau, da trifft man sich gerne nochmal auf ein Gläschen Prosecco. Dabei dürfte nur in den seltensten Fällen Schaumwein in den Gläsern perlen, der diesen Namen auch verdient. Oder besser: ihn wirklich tragen darf. Für die ordnungsgemäße Verwendung des Begriffs gibt es strenge Regeln. Auf deren Einhaltung achtet das italienische Prosecco DAC Konsortium, das nun aktiv gegen Fälschungen vorgeht. Ein Interview mit dem obersten „Prosecco-Präsidenten“.

Immer wieder kommt es zu Versuchen, die geschützte Ursprungsbezeichnung „Prosecco DOC“ zu fälschen und so auf den Erfolgszug des Schaumweinklassikers aus Nordostitalien aufzuspringen. Stefano Zanette, Präsident des Konsortiums Prosecco DOC erklärt in diesem Interview, wie das Schutzkonsortium aktiv auf Fälschungsversuche von Prosecco DOC weltweit reagiert.

Stefano Zanette, Präsident des Konsortiums Prosecco DOC (Bild: Prosecco DOC)

Frage: welche Maßnahmen trifft das Konsortium gegen Fälschungen von Prosecco? Haben Sie einen weltweiten Aktionsplan?

Das Konsortium hat verschiedene Kontrollsysteme entwickelt, um weltweite Verstöße auf allen Ebenen zu prüfen. Wir schreiten in den festgestellten Fällen, die durch die Kontrollen gemeldet wurden, sofort ein: An erster Stelle bei den ganz klaren Verstößen, wie zum Beispiel Nachahmungen, eindeutigen Anspielungen, bzw. Nutzung der Bezeichnung Prosecco DOC für Weine, die nicht Prosecco sind. Bei den schwerer nachweisbaren Fällen werden Untersuchungen und zusätzliche Ermittlungen durchgeführt. So prüfen wir, ob der Begriff Prosecco DOC hier absichtlich falsch verwendet wurde.

Das Konsortium arbeitet im Kampf gegen Fälschungen eng mit den italienischen und europäischen Behörden zusammen, deren gemeinsames Ziel der Schutz der Ursprungsbezeichnung Prosecco DOC ist. Mit der weltweiten Registrierung der geografischen Angabe für Marken und Bezeichnungen haben wir den Schutz weiter ausdehnt – so ist der Begriff Prosecco DOC auf wichtigen Märkten wie unter anderem Kanada, Russland und Großbritannien geschützt.

Frage: Wie entdecken Sie gefälschte Produkte? Durch Hinweise der Verbraucher oder haben Sie offizielle Beauftragte, die Fälschungen „aufspüren“?

Ein großer Teil der Hinweise die wir zum Thema Fälschung bekommen, besteht aus Meldungen von Verbrauchern und unsere Mitglieder wie beispielweise Abfüllern.

Dazu hat das Konsortium verschiedene Kontrollsysteme entwickelt und eingeführt:

  • Weltweite Kontrollen der Markenregister auf eingetragene Produktnamen die „Prosecco“ (oder angelehnte Begriffe) enthalten
  • Kontrollen in EU- und Nicht-EU-Staaten, in denen Prosecco eine gute Markdurchdringung hat oder in denen bereits Verstöße bei der Produktbezeichnung verzeichnet worden sind
  • Überwachung des inländischen Markts
  • Kontrollen im E-Commerce – Onlinehandel
  • USA: Kontrolle über COLA (Certification/Exemption of Label/Bottle Approval ) – Behörde

Frage: Was war der kurioseste Fall, der entdeckt wurde?

Der ungewöhnlichste Fall war der sogenannte Prosecco APM (“Automatic Prosecco Machine“ – also keine wirklichen ATMs, wie die Geldautomaten im englischsprachigen Ausland heißen), d.h. ein Automat, der angeblich Prosecco ausgeschenkt hat: ein klarer Fall von Betrug. Ähnlich sind die zahlreichen Fälle von angeblichen Prosecco Badesalzen, Parfum, Seifen, Bonbons, Lippenstiften usw., die wir immer noch finden, u.a. in Märkten wie Großbritannien und Deutschland.

Prosecco kommt ausschließlich aus Norditalien. Das Anbaugebiet erstreckt sich über die Regionen Veneto und Friuli Venezia Giulia. Dort wachsen die Trauben geschützt durch die Dolo-
miten im Norden und die Adria im Süden. (Foto: Prosecco DOC)

Frage: Wie erkennen die Endverbraucher einen echten Prosecco DOC?

Prosecco DOC darf nur in Flaschen hergestellt und verkauft werden. Auf dem Verschluss jeder Flasche wird ein staatliches Kontrollsiegel aufgebracht, dass die fortlaufende Kontrollnummer und den alphanumerischen Code zeigen: diese ermöglichen den Behörden des Konsortiums, den Ursprung und die Authentizität jeder Flasche im Handel zu prüfen. Die Nennung der Bezeichnung DOC, bzw. „Denominazione di Origine Controllata/Protetta” (geschützte Ursprungsbezeichnung), sowie des italienischen Ursprungs sind auch auf dem Etikett obligatorisch.

(Bild: Prosecco DOC)

Frage: Was können die Endverbraucher machen, wenn sie eine Fälschung von Prosecco entdecken? Wen sollen sie kontaktieren?
Um dem Konsortium ein Handeln zu ermöglichen, wenn man eine Fälschung entdeckt hat, ist es notwendig diese zu dokumentieren. Die Etiketten (und die jeweiligen entsprechenden Informationen) sollten abfotografiert werden – dazu sind detaillierte Informationen über den Ort, wo der Verstoß entdeckt wurde, hilfreich. Konsumenten können ihre Informationen direkt an diese Mail-Adresse schicken – wir freuen wir uns über jeden Hinweis!

Quelle: CONSORZIO DI TUTELA DELLA DENOMINAZIONE DI ORIGINE CONTROLLATA PROSECCO