Wasserbasierte Barrierebeschichtungen machen aus einfachem Papier ein funktionales Verpackungsmaterial, das Produktschutz und Recyclingfähigkeit vereint. Im letzten Jahr hat Sappi Europe an seinem Standort im niedersächsischen Alfeld eine der weltweit modernsten Anlagen für die Barrierebeschichtung von Papier in Betrieb genommen. Wir haben uns vor Ort informiert, was die neue Anlage alles kann.
Das Sappi-Werk Alfeld liegt südlich von Hannover, direkt am Leine-Ufer. Seit mehr als 300 Jahren wird an diesem Standort Papier hergestellt. Heute produzieren rund 750 Mitarbeiter auf fünf Papiermaschinen (mit Breiten von 3,3 bis 4,8 Meter) gestrichene und ungestrichene Spezialpapiere sowie gebleichten Vollkarton. Mit der neuen Inhouse-Beschichtungsanlage setzt das Unternehmen jetzt auf strategische Erweiterung im Bereich der flexiblen Verpackungspapiere. Man könne nun die steigende Nachfrage nach Funktionspapieren und Barrieresorten bedienen und besonders schnell auf sich ändernde Kundenbedürfnisse reagieren, so das Unternehmen.
“Innovativen Spezialpapieren gehört die Zukunft“, sagt . „Unsere neue Beschichtungsanlage ist der Schlüssel zu neuen Märkten, innovativen Produkten und nachhaltigen Lösungen. Zuvor konnten wir nur offline beschichten, und die Standardbeschichtungsanlagen waren nicht für alle Anforderungen geeignet. Jetzt bietet die neue Inhouse-Anlage sehr viel Flexibilität und eröffnet zahlreiche Möglichkeiten – dazu gehört nicht nur eine große Vielfalt an unterschiedlichen Barrierebeschichtungen, sondern auch die perfekte Abstimmung auf Rohpapiere mit verschiedenen Oberflächen auf der Druckseite, wie etwa Natural, Silk und Gloss.“
Thomas Rajcsanyi, Mill Director und Geschäftsführer der Sappi Alfeld GmbH
Und: Man denke bereits über eine zweite Beschichtungsanlage nach, ausreichend Platz ist am Standort Alfeld vorhanden. „Der Markt für Spezialpapiere, einschließlich der flexiblen Verpackungspapiere, wächst deutlich. Auch bei Sappi ist der Anteil am Gesamtumsatz in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen – von neun Prozent im Jahr 2014 auf 25 Prozent im Jahr 2024“, erläutert Michael Bethge, Sales Director Flexible Packaging bei Sappi. Das Unternehmen entwickelt seit über einem Jahrzehnt mit seinen Funktionspapieren Alternativen zu herkömmlichen Mehrschicht- und Kunststoffverpackungen und setzt seit Jahren auf den Wachstumsmarkt: 2014 baute Sappi in Alfeld seine Papiermaschine PM 2, die zuvor grafische Papiere produziert hatte, zu einer Anlage für Verpackungspapiere um. 2018 erfolgte die Übernahme des Spezialpapierherstellers Cham Paper Group. Jüngster Meilenstein ist die Inbetriebnahme der Barrierebeschichtungsanlage im Jahr 2023. Mit diesen Investitionen wolle man sich mit der Marktnachfrage weiterentwickeln und die Produktionskapazitäten weiter optimieren, heißt es.
Funktionale Papiere für Lebensmittel
Sappi will mit seinen funktionalen Verpackungspapieren Papier-Folien-Laminate und extrusionsbeschichtete Papiere ersetzen, die nicht recyclingfähig sind. Die wasserbasierten Beschichtungen erzeugen integrierte Barrieren – je nach Anwendung mit hohen, mittleren oder niedrigen Barriereeigenschaften – gegen Sauerstoff, Wasserdampf, Fette, Aromen, Mineralöl und mit zusätzlicher Heißsiegelfähigkeit. Damit eignen sich diese Papiere – verarbeitet zu Portionsbeuteln, Schlauchbeuteln oder Standbodenbeuteln – gut für Lebensmittel.
“Unsere funktionalen Papiere, einschließlich der Guard-, AvantGuard- und Seal-Produktfamilien, sind das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung in der Barrieretechnologie. Unsere kürzlich getätigte Investition in Höhe von mehreren Millionen Euro in eine neue weltweit einzigartige Barrierebeschichtungsanlage erhöht nicht nur unsere Produktionskapazitäten, sondern unterstützt uns auch dabei, innovative Produkte auf den Markt zu bringen und unser Portfolio an Funktionspapieren der nächsten Generation zu erweitern.“
René Köhler, Director Paper & Packaging Solutions bei Sappi Europe
Das Sappi-Werk in Alfeld produziert derzeit verschiedene Barrierepapiere mit unterschiedlichen Flächengewichten von 44 g/m² bis 120 g/m², die mit verschiedenen Oberflächen auf der Druckseite in den Ausführungen Natural, Silk und Gloss erhältlich sind. Nach Unternehmensangaben befindet sich derzeit noch eine Reihe weiterer Produkte in verschiedenen Entwicklungsstadien. Bei voller Auslastung wird die Anlage, die bei einer Arbeitsbreite von 2,4 Metern mit einer Geschwindigkeit von 450 Meter pro Minute fährt, eine jährliche Kapazität von 320 Millionen Quadratmetern haben. Die Anlage ist flexibel in der Lage, ein breites Spektrum von Papieren mit verschiedenen Barrieren zu beschichten. Zum Einsatz kommt eine Vielzahl an wasserbasierten Beschichtungsmaterialien, darunter auch biobasierte Rezepturen.