Wie Hohlkörper direkt bedruckt werden

Sieben Dosen ohne Deckel demonstrieren die Bedruckung von Hohlkörpern mit unterschiedlichen Motiven
Verschiedene Motive auf Getränke- oder Aerosoldosen lassen sich ohne Umrüstzeit mittels Digitaldruck in einem Durchlauf produzieren. (Bild: Polytype DigiCan)

Der Direktdruck auf Hohlkörper-Verpackungen wie Dosen, Flaschen und Tuben bietet gegenüber Klebeetiketten und Shrinksleeves einige Vorteile. Die Sujets sind robust, von hoher Farbintensität und ermöglichen eine Verpackung aus Monomaterial – nicht zu unterschätzen mit Blick auf die Recyclingfähigkeit. Mittels Digitaldruck lassen sich zudem individualisierte Verpackungen produzieren.

Moderne Anlagen zur Hohlkörper-Bedruckung sind inzwischen auch längst nicht mehr auf zylindrische Körper limitiert. Sie können eine Vielzahl von Formen und Materialien verzerrungsfrei bedrucken. Der Digitaldruck ist in diesem Anwendungsbereich auf dem Vormarsch. Die aufgrund der teureren Druckfarben entstehenden Mehrkosten für digital bedruckte Gebinde sind für viele Markeninhaber kein Hindernis mehr. Denn es gibt, will man entsprechende Marketingkonzepte oder medienübergreifende Komponenten wie Augmented Reality oder Virtual Reality umsetzen, schlicht keine Alternative dazu.

Ähnlich wie bei anderen Verpackungsarten entstehen immer mehr Varianten und ständig wechselnde Sujets, für die im Sieb-, Flexo-, Tief- oder Offsetdruck jeweils eigene Druckformen angefertigt werden müssen. Nicht so im Digitaldruck: Hier können selbst Muster oder Proofs auf Knopfdruck produziert werden. Kosten durch Überproduktion und Lagerhaltung entfallen damit ebenfalls.

Individuelle Designs für die Dose

Wie auch andere Hersteller von Anlagen zur Hohlkörper-Bedruckung hatte sich Polytype auf die Messen interpack und Metpack gefreut, um dort gemeinsam mit der Schwesterfirma Mall+Herlan erstmalig eine neue Digitaldruckmaschine für Aluminium- oder Stahlzylinder vorzustellen. Mall+Herlan gehört wie Polytype zur WIFAG-Polytype Holding und stellt komplette Produktionslinien für metallene Dosen und Tuben her. Darin integriert sind bisher Anilox-Druckmaschinen, bei denen der Farbübertrag mittels flexibler Klischees erfolgt.

Drei Dosen werden im Digitaldruck maschinell bedruckt

Auf Hohlkörper aus Metall ist die neue Digitaldruckmaschine von Polytype spezialisiert, hier im Einsatz in einer Dosenlinie von Mall+Herlan. (Bild: Polytype DigiCan)

 

Die neue „DigiCan“ für kleine und mittlere Losgrößen stammt wie diese ebenfalls von Polytype. Verwendet wird die hauseigene UV-Inkjet-Digitaltechnologie „CALMAR“, die auch in weiteren Maschinentypen zum Einsatz kommt. So etwa zur Bedruckung von Bechern, Tuben und Flaschen aus Kunststoff. DigiCan kann ebenso wie diese in Linie oder stand alone eingesetzt werden.

„Mit CALMAR bekommt der Kunde direkt von Polytype alles aus einer Hand. „as reicht von Elektronik und Software über Drucksysteme, Automatisierung und Tintenzuführung bis zum Kundenservice.“ Daniel Kohlenbrenner, Sales Manager Plastic Tubes & Containers Polytype AG

Mit einer Auflösung von 600 dpi lassen sich auch fotorealistische Motive erzeugen, und bei einem Motivwechsel entfällt die Umrüstzeit. Verarbeitet werden können zylindrische Körper von 35 bis 66 Millimeter Durchmesser und 50 bis 215 Millimeter Höhe mit einem Ausstoß von maximal 7.200 Stück pro Stunde.

Kunststoff und Glas

Seit einiger Zeit rückt Glas als Verpackungsmaterial zunehmend in den Blickpunkt der Dekorateure. „Wir hätten unser Direktdruckverfahren auf Glasflaschen gerne auf der interpack vorgestellt“, sagt Ingrid Reuschl, Head of Public Relations bei der Krones AG, einem Hersteller von Anlagen für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie. Als die interpack abgesagt wurde, gestaltete das Unternehmen einen Online-Showroom für seine Digitaldrucklösung „DecoType“. Entwickelt wurde die Inkjet-Maschine von der zu Krones gehörenden Dekron GmbH in Kelkheim. Es gibt sie in drei Leistungsstufen. An der Spitze steht das Modell „Performance“ mit bis zu 36.000 Behältern pro Stunde.

Helle Dose bedruckt mit einem farbigen Drachenmotiv und pinkem Schraubverschluss

Die speziell für die DecoType entwickelte Tinte ist migrationsarm und lässt sich beim Recyclen leicht vom PET trennen. (Bild: Krones)

Alle bieten eine Auflösung von 360 dpi und können zylindrische Körper aus PET, rPET und Glas verarbeiten (Druckhöhe 190 Millimeter). Das verwendete Drop-on-Demand-UV-Inkjetverfahren kann auch Reliefs und Strukturen gezielt bedrucken sowie andere nicht oder nur schwierig etikettierbare Bereiche. Gedruckt wird mit migrationsarmer, speziell für die DecoType entwickelter Tinte in W+CMYK, optional sind Sonderfarben möglich.  Eine „klare Tinte“, auch digital Varnish genannt, kann einen haptischen Effekt erzeugen (Digital Embossing). Umfangreiche Druckbild-Inspektionstechnik gehört ebenfalls zum Leistungsumfang. Die bedruckten PET-Behälter sind voll recyclingfähig, wie die Association of Plastic Recyclers (APR) 2019 bescheinigte.

Flexibles Plattformkonzept zur Hohlkörper-Dekoration

Etwas anders an das Thema Dekoration von Hohlkörpern geht man bei der zu Koenig & Bauer gehörenden Kammann GmbH aus Löhne heran. „Unsere Spezialität ist das Handling der zu bedruckenden Körper“, sagt Geschäftsführer Matthias Graf. „Wie man also auch komplex geformte Objekte so unter eine Druckeinheit führt, dass dabei ein konsistentes und verzerrungsfreies Druckbild entsteht.“ Kammann macht dies schon seit den 1950er-Jahren erfolgreich im Siebdruck auf Kunststoff und Glas. Hier hätte es auf der diesjährigen glasstec die Präsentation einer neuen Produktfamilie geben sollen, doch auch diese Veranstaltung wurde auf das Jahr 2021 verschoben.

„Unsere neuen HS-Maschinen für den thermoplastischen Siebdruck auf Glas sind schneller und präziser als ihre Vorgänger“, so Graf. „Es können bis zu 36.000 Flaschen in der Stunde mit bis zu acht Farben bedruckt werden.“ Kammann stellt neben der dritten Generation seiner Prägestation zur Heißfolienveredelung von Hohlkörpern ein mobiles Prägemodul vor, das sich in bestehende Siebdruckmaschinen integrieren lässt.

Detailbild eines rotfarbigen Blatts mit haptischen Effekt auf einer durchsichtigen Glasflasche

Digitales Embossing erzeugt fühlbare Oberflächenstrukturen, ohne dass dafür aufwändige Glasformen angefertigt werden müssen. (Bild: Koenig & Bauer Kammann)

Seit Kurzem entwickelt Kammann eine Lösung für den Inkjet-Digitaldruck. Matthias Graf: „Das Verfahren arbeitet kontaktlos über Distanzen von bis zu mehreren Zentimetern. Erhabene Stellen oder Mulden können genauso bedruckt werden wie Flächen – auch Formen, die analog nicht bedruckbar wären.“ Kammann setzt dabei auf einen hexachromen Farbraum mit hoher Auflösung. Hybride Lösungen in Kombination mit der Heißfolientechnik sind aufgrund des Plattformkonzepts von Kammann ebenfalls möglich. „Im Digitaldruck bieten wir zudem eigene Lösungen für den gesamten Vorstufen-Workflow fokussiert auf den Hohlkörperdruck an“, so Graf.

Der Markt entwickelt sich

Es gibt viele weitere Lösungen für den digitalen Direktdruck auf Hohlkörpern am Markt. So beispielsweise das UV-Inkjet-Drucksystem D240 des Eislinger Behälterdruck-Spezialisten Hinterkopf, 2014 als weltweit erste Digitaldruckmaschine für zylindrische Hohlkörper aus Metall oder Kunststoff vorgestellt. In diesem Jahr folgte die weiterentwickelte Version D240.2. Ein vergleichbares System ist die Michelangelo KX48P des auf Industriedruckmaschinen spezialisierten Herstellers Martinenghi aus Italien. Koenig & Bauer MetalPrint hat dagegen mit der CS MetalCan ein marktführendes analoges 10-Farben-Anilox-Drucksystem für die Massenproduktion zweiteiliger Getränkedosen im Programm. Insbesondere das Potenzial des Digitaldrucks, da sind sich die Anbieter offenbar einig, wird sich in den nächsten Jahren noch stärker herauskristallisieren. Dazu trägt auch die permanent fortschreitende Entwicklung der Drucktechnik bei.