Glas zählt zu den ältesten künstlich erzeugten Packstoffen. Erste Funde aus Mesopotamien datieren um 1600 v. Chr. Behältnisse aus Glas wurden bereits um 1450 v. Chr. in Ägypten benutzt. Hier entdeckten die Römer deren Vorteile, in erster Linie die Geschmacksneutralität im Vergleich zu den bis dahin üblichen Gefäßen aus Ton, Holz oder Leder.
Die Technologie der Glasherstellung wurde kontinuierlich weiterentwickelt und breitete sich rasch in Europa aus. Heute nimmt Glas in Deutschland den vierten Platz in der Verpackungsbilanz ein. Jährlich werden aus rund vier Millonen Tonnen Glas mehr als 17 Miliarden Glasbehältnisse gefertigt und vorrangig in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. 40 Prozent der Getränke werden in Glasverpackungen abgefüllt. Dabei bestehen die Vorteile dieser Packstoffart vor allem in der guten Verfügbarkeit der benötigten, überwiegend natürlichen, Rohstoffe, wie Sand, Soda und Kalk, wobei der größte Rohstoffeintrag bei der Glasherstellung aus Altglas besteht, das nach einer durchschnittlich fünfzigmaligen Nutzung von Mehrwegverpackungen aus Glas dem Prozess wieder zugeführt wird und so zu einer wesentlich verbesserten Energiebilanz beiträgt.
Glasverpackungen mit ausgezeichneten Eigenschaften
Neben den genannten Vorteilen der Rohstoffgrundlage für die Glasherstellung führten technologische Verbesserungen seit 1970 auch zu einer 25%igen Gewichtsreduzierung der Verpackungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Bruchfestigkeit. Außerdem sind Glasverpackungen physiologisch unbedenklich bei der Nutzung und somit im besten Sinne als nachhaltig zu bezeichnen. Aber auch dem gestalterischen Element wird in neuester Zeit zunehmend Bedeutung beigemessen. Glas ist ein idealer Rohstoff, um hervorstechendes Verpackungsdesign herzustellen und damit vielen namhaften Marken zu helfen, ihre Produkte von der Konkurrenz abzuheben.
Verpackung als Träger der Markenbotschaft
So wird zum Beispiel bei Premiumspirituosen darauf geachtet, die Wertigkeit der Marke durch eine Verpackung mit besonderen Details in Form, Farbe, Prägung oder Gravur hervorzuheben. Eine derartige Markenvision hat Rocker Spirits, eine Mikrodestillerie mit Sitz in Littleton, Colorado, an den weltweit größten Hersteller für Glasbehälter O-I, Owens-Illinois, Inc. herangetragen. O-I ist ein bevorzugter Partner vieler weltweit führender Lebensmittel- und Getränkemarken. Es wurde eine Flasche entwickelt, die schaukeln kann. Das Design basiert auf einer Vintage-Ölkanne aus den 1930er-Jahren mit einem Kippmechanismus, der das Ausgießen erleichtert.
„Rocker Spirits hat uns beauftragt, eine ikonische Flasche zu entwickeln, und wir haben uns gefragt: Wie kann man die Ölkanne in Glas überführen?“, sagt Douglas Laib, Innovation und Produkt Design Group Leader von O-I Nordamerika. „Für uns müssen Lösungen aber auch neben der Geschichte immer einen Mehrwert bieten – für die Verbraucher wie für die Marken, die sich damit vom Wettbewerb abheben wollen“, erklärt Steffi Lenz, Innovations-Projektleiter bei O-I.
Diesen Anspruch verwirklichte auch die O-I-Tochter GLASSPACK GmbH & Co. KG gemeinsam mit dem Bonner Früchteverwerter true fruits GmbH. Das Konzept von true fruits heißt: 100 % Frucht – keine Tricks, keine Konzentrate, Zuckerzusätze und Farbstoffe. Das Versprechen wird auf die Verpackung übertragen. Das schlichte Design in Form einer Glaskaraffe, versehen mit einem hochwertigen Keramikdruck, fiel der Jury des Deutschen Verpackungswettbewerbs 2014 besonders ins Auge und wurde mit dem Deutschen Verpackungspreis (DVP) prämiert. Der große Verschluss ist leicht zu öffnen, das Ausgießen in ein Glas einfach. Das Gesamtkonzept wurde somit hervorragend umgesetzt.
Von Stölzle Glas Deutschland wurde 2015 ein kobaltblauer Whisky-Dekanter für den Deutschen Verpackungspreis eingereicht und prämiert. Das scharfeckige und gleichzeitig gerade Design der Verpackung ist an sich sehr außergewöhnlich und bricht mit den bekannten Kategoriemerkmalen. Die dadurch entstehende Aufmerksamkeit und Alleinstellung kann nicht nur neue Zielgruppen aufmerksam machen und erschließen, sondern bringt auch eine moderne Anmutung in das Produkt, die sich klar von den oft traditionellen Markenerscheinungen abhebt und das Whiskytrinken damit in den Lifestyle positioniert. Darüber hinaus fielen der Jury die hohen technischen Anforderungen an die Produktion auf. Die Verarbeitung von blauem Glas stellt aufgrund der speziellen chemischen Zusammensetzung eine große Herausforderung dar, die durch die Stölzle Glasgruppe erfolgreich gemeistert wurde.
Auch in der Kosmetikbranche wird Wert auf Glasverpackungen gelegt, die die Markenwertigkeit zur Geltung bringen. 2016 erhielt der Parfümhersteller Curiosity aus Tokio einen iF Design Award für den zum Parfüm „Curiosity Essence“ geschaffenen Glasflakon, der „den Duft für die Ewigkeit“ enthält. Der Flakon besticht durch absolute Einfachheit: Der Designer hat einen Tropfen in dem Moment der Bewegung erstarren lassen und als Verschluss des Flakons kreiert. Unter ihm breitet sich ein gläserner See aus.