Um den Durchsatz des zum Teil extrem feinen Zements bei Ohorongo Cement (PTY) Ltd. zu erhöhen, lieferte und installierte die BEUMER Group als Komplettanbieter Abfüll-, Palettier- und Verpackungstechnik für eine dritte Gesamtlinie aus einer Hand.
Die Ohorongo Cement (PTY) Ltd., Mitglied der Schwenk Zement KG, ist der einzige Zementhersteller in Namibia. Ihr Auftrag: die nationale Zementnachfrage abdecken. Um den Durchsatz des zum Teil extrem feinen Zements zu erhöhen, lieferte und installierte die BEUMER Group eine dritte Linie komplett aus einer Hand – und das in einem eng gesteckten Zeitrahmen.
Hier gibt es nichts, fast nichts. Die nächste kleine Stadt heißt Otavi und liegt 20 Kilometer entfernt, im Norden davon liegt Tsumeb. Mit rund 19.000 Einwohnern auch nicht gerade eine Großstadt. Dazwischen zieht sich eine einsame Straße durch die weiten Ebenen. Und genau hier, in der kalksteinreichen Region Otjozondjupa in Namibia, hat Schwenk Zement ein Werk gebaut. Betreiber ist Ohorongo Cement oder einfach nur Ohorongo. Das 100%ige Tochterunternehmen stellt zwei Sorten Portlandzement her, darunter eine sehr feine Qualität. „Unsere Baustoffe sind besonders hochwertig“, betont Werksleiter Manfred Pirker.
Auf den richtigen Partner gesetzt
Nach der Herstellung des Zements wird dieser vermahlen. Anschließend kommt er hier entweder direkt als loses Material auf den Lkw, in Big Bags oder er wird in Säcke abgefüllt. „Wir verwenden in diesem Werk 50-Kilo-Säcke“, erläutert Pirker. „Nach dem Abfüllen werden sie auf Paletten gestapelt und mit einer Stretchfolie überzogen.“ Dafür hatte das Werk bisher zwei Verpackungslinien im Einsatz, für die die BEUMER Group vor Jahren je einen Hochleistungs-Lagenpalettierer paletpac und Verpackungsmaschinen der stretch-hood-Baureihe lieferte und installierte. „Auf Dauer konnten wir dem wachsenden Bedarf an Zement allerdings nicht mehr gerecht werden“, sagt Pirker. „Wir mussten unseren Durchsatz unbedingt steigern.“
Mit den beiden vorhandenen Verpackungslinien hatte Ohorongo sehr gute Erfahrungen sammeln können. Deswegen war es für die Verantwortlichen auch klar, dass als Partner für die Lieferung und Montage der dritten Gesamtlinie nur die BEUMER Group infrage kommt. Auch das Mutterunternehmen Schwenk setzt seit Jahren erfolgreich auf die nachhaltigen Lösungen des Komplettanbieters für Abfüll-, Palettier- und Verpackungstechnik, aber auch auf Pipe Conveyor wie im Zementwerk in Bernburg nahe Magdeburg. Dort transportiert das geschlossene Fördersystem alternative Brennstoffe wie zerkleinertes Kunststoffmaterial, Textilien und Papier von der Lagerhalle zu den Beschickungssystemen des Ofens. „Überzeugt haben uns im Lauf der Jahre ebenfalls der reibungslose Service und die Unterstützung vor Ort“, berichtet Pirker.
Abgefüllt: nicht zu viel, nicht zu wenig
„Berücksichtigen mussten wir unter anderem die klimatischen Bedingungen, die dort herrschen“, erläutert Holger Schneider, Senior Sales Engineer bei der BEUMER Group. Die Temperaturen können im Hochsommer in den Wüstenregionen tagsüber bis zu 40 Grad und mehr erreichen. „Das kann sich sowohl auf das Fließverhalten des Zements als auch auf die Dehnbarkeit der Stretchfolien auswirken“, erklärt er. Die Maschinen waren darauf entsprechend auszulegen. Außerdem müssen die Ingenieure die Technik an den neu erstellten Anbau der bestehenden Verpackungshalle anpassen.
Da der hier hergestellte Zement besonders fein ist, installierte die BEUMER Group eine nach dem Luftfüllprinzip arbeitende Abfüllanlage vom Typ BEUMER fillpac mit acht rotierenden Füllstutzen. Die Produktabfüllung erfolgt nach dem Bruttosystem: Die Säcke werden während des Füllvorgangs verwogen. Dazu ist der BEUMER fillpac mit einer eichfähigen Wägeeinrichtung ausgestattet. Die Wägeelektronik stellt sicher, dass die Anlage immer einen exakten Füllungsgrad der Säcke erzielt. Eine spezielle Software ermöglicht den permanenten Abgleich des Gewichts zwischen Füllstutzen und Waage.
Hohe Effizienz der Abfüllanlage
Über eine Drehklappe gelangt der Zement in den Füllkessel. Der gleichmäßige Produktaustrag wird durch die getrennt voneinander einstellbare Kesselboden- und Oberbelüftung ermöglicht. Diese sorgt für einen kontinuierlichen Produktfluss bei minimalem Druckluftverbrauch. Während der Befüllung saugt die Fülldüse mit Entlüftungskanal und einem zyklisch arbeitenden Ejektor die Luft aus dem Sack ab. Nach jedem Füllvorgang wird die Fülldüse freigeblasen. Das vermeidet Verschmutzungen am befüllten Sack. „Damit lassen sich die Förderluftmengen produktabhängig getrennt voneinander einstellen“, sagt Schneider. Die Füllturbine zeichnet sich durch Schnelligkeit und maximalen Materialdurchsatz aus.
Um die Effizienz der Abfüllanlage weiter zu steigern, ergänzt die BEUMER Group zudem einen Sackaufstecker mit Sackbündelmagazin der neuesten Technologie. Servomotoren treiben die Antriebsleiste und den Sauggreifer automatisch positionsgenau und energieeffizient an. Das Greif- und Aufstecksystem stülpt die Säcke vom Stapel sicher auf den Füllstutzen. Pro Stunde lassen sich so mit hoher Genauigkeit 2.400 Säcke aufschießen.
Schonendes Palettieren sichergestellt
Um die Säcke anschließend vollautomatisch, zuverlässig und vor allem schnell zu palettieren, installierte die BEUMER Group einen Lagenpalettierer BEUMER paletpac 3000. Diese Anlage stapelt die 50-Kilo-Säcke exakt Lage für Lagen im Fünferverband auf die Paletten. „Um die Säcke schnell, schonend und formstabil in die geforderte Position zu drehen, sind die Anlagen mit einer Doppelbanddrehvorrichtung ausgeführt“, erläutert Schneider. „Was die Positioniergenauigkeit anbelangt, bietet diese einen immensen Vorteil gegenüber herkömmlichen Drehverfahren.“ Denn die Anlagenkomponente bewegt die Säcke, ohne sie mechanisch zu verformen. Stattdessen kommen zwei parallel angetriebene Gurtförderer zum Einsatz, die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fahren und so die Säcke schnell und schonend drehen. Die intelligente Steuerung der Doppelbanddrehvorrichtung bezieht die Maße und das Gewicht der Säcke mit ein, um eine exakte, durch die jeweiligen Packmuster vorgegebene Positionierung zu erreichen.
Schnell und sicher verpackt
Über Rollenbahnen gelangen die fertigen Sackstapel zur Verpackungsanlage. Dafür lieferte der Komplettanbieter die BEUMER stretch hood A. „Wir haben diese Maschine aus der stretch-hood-Baureihe von Grund auf neu konzipiert“, erklärt Schneider. Der Anwender kann sie im Vergleich zu den anderen Anlagen noch einfacher und sicherer handhaben. Um die Arbeit für das Wartungspersonal zu erleichtern und damit auch eine höhere Verfügbarkeit der Anlage sicherzustellen, kommt die Verpackungsanlage komplett ohne Bühne aus. Instandhaltungsarbeiten wie Wechsel der Messer oder Schweißbalken erfolgen auf Bodenniveau. Ein weiterer Vorteil liegt in der kompakten Bauweise und der damit einhergehenden geringen Bauhöhe und Aufstellfläche. „Damit passt die BEUMER stretch hood A sehr gut in die neue Halle“, sagt Pirker.
Ein materialschonendes Folientransportsystem führt die zuvor zugeschnittene und verschweißte Folienhaube der Anlage zu. Die Schweißnaht der Folienhaube kühlt bereits auf dem Weg zur Reff- und Stretcheinheit ab, sodass diese ohne Zeitverlust gerefft werden kann. Damit sind weder eine energieaufwendige Kühleinheit noch effizienzmindernde Kühlzeiten erforderlich. Die Paletten werden so mit einer schnelleren Taktung verpackt. „Wir verarbeiten 60 Paletten in der Stunde“, freut sich Holger Schneider von Ohorongo: „Bei Bedarf lässt sich dies noch weiter steigern.“
Eine heiße Angelegenheit
Bei der Verpackung gab es allerdings noch etwas zu beachten: „Anders als in Deutschland legt in Afrika die Ware auf den Lkw-Ladeflächen nicht nur einige Hundert Kilometer zurück, sondern oft bis zu 1.000“, berichtet Pirker. Dazu kommen die hohen Temperaturen, die das Folienmaterial weicher machen. „Um die erforderliche Sicherheit zu erreichen, setzen wir Folien mit den Stärken 80 und 100 Mikrometer ein“, ergänzt er.
„Hier ist eine Verpackungslinie entstanden, die speziell auf unsere Anforderungen zugeschnitten ist.” Werkleiter Manfred Pirker zeigte sich bei der Inbetriebnahme sichtlich zufrieden.
Möglich war dies in einem engen Zeitrahmen nur, weil alle am Projekt Beteiligten intensiv zusammengearbeitet haben. Überzeugt war der Zementhersteller von der ausgefeilten technischen Planung, der raschen Entwicklung sowie der optimalen Anpassung der Anlagen und der sehr schnellen Umsetzung durch die BEUMER Group.