2025 geht zu Ende – nicht nur, aber insbesondere für die Verpackungsindustrie ein turbulentes Kalenderjahr. Wir lassen drei bekannte Branchenpersönlichkeiten in exklusiven Statements zurückblicken auf die vergangenen zwölf Monate – und auf das, was vor uns liegt.
Rainer Wilke Kasanický, Präsident DFTA Flexodruck Fachverband:
Das Jahr 2025 stand für unsere Mitglieder im Zeichen verschiedenster Herausforderungen. Preisdruck, Fachkräftemangel, Digitalisierung und Automatisierung beschäftigen die Flexo- und Verpackungsbranche. Auch wenn es im politischen und sozialen Umfeld den Anschein hat, dass Nachhaltigkeitsthemen in den Hintergrund gedrängt sind, kann ich dies für unsere Branche nicht bestätigen. Nachhaltigkeit ist und bleibt ein wichtiges Thema, nicht zuletzt, da es auch eng mit den oben erwähnten Herausforderungen im Wechselspiel steht. Hinzu kommt die oft unklare und bisweilen bedrohliche politische und soziale globale Entwicklung, die uns alle umtreibt.

Rainer Wilke Kasanický (Bild: privat)
Wir als der führende Flexodruck-Fachverband in Europa unterstützen unsere Mitglieder bei diesen Herausforderungen bestmöglich, indem wir zum einen ein Netzwerk von Experten und Profis bieten und zum anderen durch unsere Technologiezentren praktische Unterstützung anbieten – auch im Jahr 2026! Darauf freue ich mich.
Anna Kupferschmitt, Leiterin Europapolitik und Kommunikation AVU (Allianz Verpackung und Umwelt):
2025 befand sich die Verpackungs- und Kreislaufwirtschaft in einer Phase der Anpassung: Mit der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) sind zentrale Rahmenbedingungen gesetzt, doch viele Detailvorgaben stehen noch aus. Das sorgt in den Unternehmen weiterhin für Unsicherheit – insbesondere beim Rezyklateinsatz. Hier besteht eine komplexe Problemlage: Während ab 2030 anspruchsvolle Rezyklatquoten zu erfüllen sind, trägt die derzeit geringe Nachfrage nach Rezyklaten dazu bei, dass das künftig benötigte breite Angebot nicht entsteht. Die „Rezyklatlücke“ verbreitert sich zusehends – möglicherweise sind regulatorische Impulse notwendig, um den Markt zu stabilisieren.

Anna Kupferschmitt (Bild: AVU)
Die großen Chancen der PPWR liegen in ihrem positiven Effekt auf den europäischen Binnenmarkt für Verpackungen. Doch ganz wird aus dem bisherigen regulatorischen „Flickenteppich“ noch kein einheitliches Geflecht: So wird die aus der Einwegkunststoffrichtlinie stammende Littering-Abgabe für Einwegkunststoffverpackungen in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich ausgestaltet. Auch die von einigen deutschen Kommunen eingeführten Verpackungssteuern erhöhen die Komplexität im System.
Die Branche bleibt somit in Bewegung und wird sich auch 2026 mit zahlreichen Herausforderungen auseinandersetzen müssen.
Thomas Pfeiffer, Geschäftsführung Wirtschaftsverband Papierverarbeitung (WPV):
Das Jahresfazit 2025 fällt für die Papier, Pappe und Karton (PPK) verarbeitende Industrie unerfreulich aus. Die allgemeine Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft hat natürlich auch negative Konsequenzen für die Hersteller von PPK-Verpackungen: Branchenumsatz, Beschäftigung und Investitionen sind entsprechend rückläufig. Der Ifo-Geschäftslima-Index der Branche bewegt sich seit drei Jahren im negativen Bereich.

Thomas Pfeiffer (Bild: WPV)
Leider haben sich auch die wirtschaftspolitischen Erwartungen an die neue Bundesregierung bislang nicht erfüllt. Dringend notwendige Maßnahmen zur Entlastung der Wirtschaft wie eine Reduzierung der Steuer- und Abgabenbelastungen, eine Reform der Sozialsysteme sowie ein nachhaltiger Bürokratieabbau wurden zwar versprochen, sind bislang allerdings nicht erkennbar.
So sieht sich die PPK verarbeitende Industrie mit einer enormen Regulierungsdichte konfrontiert, ausgelöst sowohl von europäischer als auch von der deutschen Politik. Diese Regularien binden enorme Ressourcen in den Unternehmen und sind letztlich von Misstrauen gegenüber der Wirtschaft geprägt.
Dennoch gelingt es den PPK-Verarbeitern immer wieder, innovative und nachhaltige Verpackungslösungen für ihre Kunden in Industrie und Handel zu entwickeln. Dies gibt Anlass für Optimismus für die weitere Branchenentwicklung!



