Deutsches Verpackungsinstitut kritisiert Verpackungscheck der DUH

(Bild: Shutterstock/Salarko)

Das Deutsche Verpackungsinstitut e. V. (dvi) kritisiert den von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) veröffentlichten Verpackungscheck in Supermärkten. Das dvi weist auf die Rolle des Konsums sowie erheblichen Fortschritte der Branche bei Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung hin und rät zu einer faktenbasierten Betrachtung auch beim Thema Einweg versus Mehrweg.

„Anders als die nicht repräsentative Recherche der Deutschen Umwelthilfe behauptet, machen die Unternehmen der Verpackungswirtschaft seit Jahrzehnten erhebliche Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit. So konnten beispielsweise seit 1991 alleine durch leichtere Verpackungen mehr als 23 Millionen Tonnen Material eingespart werden. Dass es trotzdem bis 2021 einen stetigen Zuwachs an Verpackungen gab, liegt vor allem am steigenden Konsum und der steigenden Zahl verkaufter Produkte. Der steigende Konsum hat alleine im Jahr 2020 zu einem Mehraufwand von 22,2 Prozent gegenüber 1991 geführt. Dafür die Verpackung verantwortlich zu machen, geht an den eigentlichen Ursachen vorbei. Denn pro Produkt wird immer weniger Verpackung benötigt und die eingesetzten Verpackungen werden gleichzeitig immer nachhaltiger und kreislaufgerechter. Wer über das Verpackungsaufkommen reden möchte und den Konsum nicht thematisiert, drückt sich an einem zentralen Thema vorbei“, sagt Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi).

Die dvi-Geschäftsführerin weist zudem auf die zentrale Rolle der Verpackung für Klima- und Umweltschutz sowie Ressourcenschonung hin.

“Im Durchschnitt entstehen beispielsweise nur drei Prozent der Klimawirkungen verpackter Lebensmittel durch die Verpackung. 97 Prozent des Fußabdrucks stecken im Produkt. Wenn Lebensmittel verderben oder frühzeitig ungenießbar werden, weil sie unzureichend verpackt sind, dann gehen alle Ressourcen, die wir von der Saat über die Ernte bis hin zur Verarbeitung hineingesteckt haben, verloren. Verpackungen schützten mit kleinem Aufwand große Werte. Gleichzeitig senkt eine Verdreifachung der Haltbarkeit die Abfallrate bei Lebensmitteln um 80 Prozent. Verpacken ist kein Selbstzweck. Die ökologischen Vorteile der Verpackung werden leider noch immer massiv unterschätzt. Pauschale Aussagen, dass das Verpacken von Obst und Gemüse unnötig sei, sind nicht belegte Vereinfachungen. Wenig zielführend ist auch, sich vier „robuste“ Waren herauszupicken und die Schlussfolgerung dann auf die gesamte Bandbreite sehr unterschiedlicher Lebensmittel umzulegen.“

Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi)

Als wenig hilfreich ordnet das dvi auch die Behauptungen im Bereich Einweg und Mehrweg ein. „Mehrweg und Einweg grob vereinfachend gegeneinander auszuspielen, ist kontraproduktiv. Beides hat Vor- und Nachteile. Es kommt auf das Produkt und den jeweiligen Anwendungsfall an. Man sollte sich schon die Mühe machen, die konkrete Ökobilanz einer Verpackung zu betrachten, bevor man sein Urteil fällt. So hat eine jüngst veröffentlichte Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung gezeigt, dass sich bis 2040 die gefahrenen Transportkilometer um 200 Prozent und die benötigte Lagerfläche um 80 Prozent erhöhen, wenn die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen fixen Mehrwegquoten wie vorgesehen umgesetzt werden.

Mehrweg kann eine großartige Lösung sein, aber das ist kein Naturgesetz. Recyclingfähige Einwegverpackungen können in vielen Fällen die ökologisch bessere Wahl sein, das gilt auch für den Getränkebereich. Man sollte nicht vergessen, dass Mehrweg auch mehr Aufwand bedeutet – zum Beispiel beim Transport und bei der Reinigung. Bei der ökobilanziellen Berechnung sollten die Fakten zählen. Wer von idealen regionalen Ketten ausgeht, die es in der Realität nicht gibt oder vergisst, dass auch mitgebrachte Mehrweg-Behälter oder -Netze sorgfältig gereinigt werden müssen, um Hygiene und Produktqualität zu gewährleisten, unterschlägt Faktoren, die real trotzdem ins Gewicht fallen“, so Cheng.

„Ob Verpackungen nach ihrer Nutzung zur Belastung werden, haben wir selbst in der Hand. Eine recyclingfähige Verpackung ist vor allem ein wertvoller Sekundärrohstoff, der bei sachgerechter stofflicher Wiederverwertung zum Ausgangspunkt für neue Verpackungen oder andere Produkte werden kann. Gerade in Ländern mit einer guten Recyclinginfrastruktur wie Deutschland sind Verpackungen kein Müll, sondern eine Ressource. Das gilt unabhängig davon, ob es sich dabei um eine Einweg- oder um eine Mehrwegverpackung handelt.

Den Menschen in Deutschland ist das durchaus bewusst, wie eine von uns in Auftrag gegebene repräsentative Bevölkerungsbefragung von März 2023 ergeben hat. Sie zeigt, dass Recycling für 76 Prozent der Menschen in Deutschland die Top-Präferenz im Umgang mit genutzten Verpackungen ist“, informiert Cheng.

Die dvi-Geschäftsführerin weist in diesem Zusammenhang auch auf eine neue Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg hin, die das dvi gemeinsam mit anderen Branchenverbänden im Mai 2023 in Auftrag gegeben hat. Die Studie prognostiziert weitere Steigerungen bei Recyclingzuführungs- und Rezyklateinsatzquoten. „So wird eine Erhöhung des Rezyklateinsatzes bei Glas von 69 Prozent in 2021 auf 81 Prozent in 2045 erwartet, bei Kunststoff von 15 auf 53 Prozent, bei Aluminium von 94,2 auf 95,9 Prozent und bei Papier, Pappe und Karton von 89,8 auf 90,2 Prozent. Auch die Recyclingzuführungsquoten werden weiter steigen, bei Glas von 85 Prozent in 2021 auf 93,2 Prozent in 2045, bei Kunststoff von 63,5 Prozent auf 79,3 Prozent, bei Papier, Pappe und Karton von 89,8 Prozent auf 90,2 Prozent und bei Aluminium von 94,2 Prozent auf 95,9 Prozent.“

Das Fazit des dvi: „Wer sich zum Schiedsrichter ernennt und rote Karten verteilt, sollte selber fair bleiben und alle Argumente betrachten“.

Quelle: dvi

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