Als wenig hilfreich ordnet das dvi auch die Behauptungen im Bereich Einweg und Mehrweg ein. „Mehrweg und Einweg grob vereinfachend gegeneinander auszuspielen, ist kontraproduktiv. Beides hat Vor- und Nachteile. Es kommt auf das Produkt und den jeweiligen Anwendungsfall an. Man sollte sich schon die Mühe machen, die konkrete Ökobilanz einer Verpackung zu betrachten, bevor man sein Urteil fällt. So hat eine jüngst veröffentlichte Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung gezeigt, dass sich bis 2040 die gefahrenen Transportkilometer um 200 Prozent und die benötigte Lagerfläche um 80 Prozent erhöhen, wenn die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen fixen Mehrwegquoten wie vorgesehen umgesetzt werden.
Mehrweg kann eine großartige Lösung sein, aber das ist kein Naturgesetz. Recyclingfähige Einwegverpackungen können in vielen Fällen die ökologisch bessere Wahl sein, das gilt auch für den Getränkebereich. Man sollte nicht vergessen, dass Mehrweg auch mehr Aufwand bedeutet – zum Beispiel beim Transport und bei der Reinigung. Bei der ökobilanziellen Berechnung sollten die Fakten zählen. Wer von idealen regionalen Ketten ausgeht, die es in der Realität nicht gibt oder vergisst, dass auch mitgebrachte Mehrweg-Behälter oder -Netze sorgfältig gereinigt werden müssen, um Hygiene und Produktqualität zu gewährleisten, unterschlägt Faktoren, die real trotzdem ins Gewicht fallen“, so Cheng.
„Ob Verpackungen nach ihrer Nutzung zur Belastung werden, haben wir selbst in der Hand. Eine recyclingfähige Verpackung ist vor allem ein wertvoller Sekundärrohstoff, der bei sachgerechter stofflicher Wiederverwertung zum Ausgangspunkt für neue Verpackungen oder andere Produkte werden kann. Gerade in Ländern mit einer guten Recyclinginfrastruktur wie Deutschland sind Verpackungen kein Müll, sondern eine Ressource. Das gilt unabhängig davon, ob es sich dabei um eine Einweg- oder um eine Mehrwegverpackung handelt.
Den Menschen in Deutschland ist das durchaus bewusst, wie eine von uns in Auftrag gegebene repräsentative Bevölkerungsbefragung von März 2023 ergeben hat. Sie zeigt, dass Recycling für 76 Prozent der Menschen in Deutschland die Top-Präferenz im Umgang mit genutzten Verpackungen ist“, informiert Cheng.
Die dvi-Geschäftsführerin weist in diesem Zusammenhang auch auf eine neue Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg hin, die das dvi gemeinsam mit anderen Branchenverbänden im Mai 2023 in Auftrag gegeben hat. Die Studie prognostiziert weitere Steigerungen bei Recyclingzuführungs- und Rezyklateinsatzquoten. „So wird eine Erhöhung des Rezyklateinsatzes bei Glas von 69 Prozent in 2021 auf 81 Prozent in 2045 erwartet, bei Kunststoff von 15 auf 53 Prozent, bei Aluminium von 94,2 auf 95,9 Prozent und bei Papier, Pappe und Karton von 89,8 auf 90,2 Prozent. Auch die Recyclingzuführungsquoten werden weiter steigen, bei Glas von 85 Prozent in 2021 auf 93,2 Prozent in 2045, bei Kunststoff von 63,5 Prozent auf 79,3 Prozent, bei Papier, Pappe und Karton von 89,8 Prozent auf 90,2 Prozent und bei Aluminium von 94,2 Prozent auf 95,9 Prozent.“
Das Fazit des dvi: „Wer sich zum Schiedsrichter ernennt und rote Karten verteilt, sollte selber fair bleiben und alle Argumente betrachten“.
Quelle: dvi
Deutsche Umwelthilfe macht Verpackungscheck