Schon immer habe die Fakuma die ganze Prozesskette der Kunststofftechnik dargestellt. Auf die zunehmende Vernetzung unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ sei man deswegen gut vorbereitet, sagt Messeveranstalterin Bettina Schall. Das Thema Verpackung spiegele sich in etwa 35 Prozent der ausgestellten Anwendungen.
Messeveranstalterin Bettina Schall setzt seit jeher auf die Darstellung kompletter Prozessketten. Im Jubiläumsjahr sieht sie die „Fakuma“ deswegen gut aufgestellt für das Thema „Industrie 4.0“.
pj: Die Fakuma ist zu ihrem Jubiläum ein weiteres Mal ausgebucht. Was überwiegt bei Ihnen: die Freude über das große Interesse oder die Wehmut angesichts der langen Warteliste teilnahmewilliger Unternehmen?
Bettina Schall: Natürlich freuen wir uns sehr, die Fakuma in diesem großartigen Format durchführen zu können. Zumal wir mit den zusätzlichen Ausstellungsflächen die Warteliste spürbar reduzieren konnten. Wir werden bei etwa 1.700 Ausstellern und rund 85.000 Quadratmetern Brutto-Ausstellungsfläche landen. Damit ist im Messezentrum Friedrichshafen auch das Maximum erreicht. Im Übrigen wollen wir gar nicht um jeden Preis wachsen, sondern setzen im Sinne der Fachbesucher wie der etablierten Aussteller auf den qualitativen Ausbau des Angebots.
pj: Ihre Messe hat bereits ein Vierteljahrhundert technischen Fortschritts begleitet. Worüber würde ein Messebesucher der Anfangszeit auf der Fakuma 2017 wohl am meisten staunen?
Bettina Schall: Ziemlich sicher über die hochgradige Vernetzung einzelner Prozesse zu durchgängigen Prozess- und Funktionsketten. Vom Spritzgießen über die Extrusion und das Thermoforming zum 3D-Printing verzahnen sich die Technologien und Verfahren immer mehr und werden vor allem durch einen sehr hohen Automatisierungsgrad geprägt. Stellt man dem nun die werkzeugtechnischen Innovationen und die Funktionsintegration bei gleichzeitiger Reduzierung von Teilegrößen und Wandstärken gegenüber, dann werden die Fortschritte in vergleichsweise kurzer Zeit erst so richtig greifbar.
pj: Zum Thema Verpackungen und Verpackungsmaschinen: Wie sehen Sie die Rolle der Fakuma in diesem Markt?
Bettina Schall: Das Generalthema Verpackungen nimmt eine zentrale Rolle im Angebotsportfolio der Fakuma ein. Der Anteil dürfte wohl bei etwa 35 Prozent liegen. Verpackungen spiegeln in unzähligen Anwendungen modernste, material- und energieeffiziente Kunststofftechnik wider, angefangen bei Blasform- oder Thermoformprodukten über geschäumte Schutzverpackungen bis hin zu Mehrwegbehältern in allen Größen und Bauformen. Auf der Fakuma sind alle relevanten Materialien, Werkzeuge, Produktionseinrichtungen und natürlich auch Automatisierungsbausteine für die Herstellung von Verpackungen aller Art zu finden.
pj: Unter anderem wird den Besuchern die sterile Verpackung medizintechnischer Komponenten präsentiert. Werden weitere Verpackungslösungen aus dem medizinischen Bereich gezeigt?
Bettina Schall: Ja, denn die Bereiche Medizintechnik und Pharmazeutika boomen nach wie vor. Gerade in diesem Bereich kommt die Prozesskettenphilosophie der Fakuma zum Tragen. Das Thema wird in mehreren Facetten beleuchtet. Beispielsweise geht es erst um das Spritzgießen von Dosierflaschenkomponenten, die direkt danach in Montageprozessen zusammengefügt und auch gleich verpackt werden. Dies geschieht zumeist unter Reinraumbedingungen.
pj: Sie haben sich seit einiger Zeit dem Thema 3D-Druck geöffnet. Welche Entwicklung erwarten Sie bei den additiven Verfahren künftig gerade in der Kunststoffverarbeitung?
Bettina Schall: Zum einen eröffnen verbesserte und ganz neue Werkstoffe weitere Anwendungen, an die bis dato noch gar nicht gedacht wurde. Zum anderen sehen wir ein großes Potenzial in der Verarbeitung, insbesondere in der Verarbeitungsgeschwindigkeit, indem noch leistungsfähigere Laser- oder auch Faserlasersysteme genutzt werden. Schließlich sind auch bei der Oberflächenqualität und der reproduzierbaren Genauigkeit der Bauteile weitere Optimierungen zu erwarten.
pj: Der Megatrend Industrie 4.0 spielt auch auf der Fakuma eine große Rolle. Blicken wir nach vorn: Wird sich das Messekonzept wegen der immer weiter voranschreitenden Vernetzungsprozesse verändern müssen?
Bettina Schall: Die Fakuma bewegt sich von Anfang an auf dem Pfad der „Prozesskettendarstellung“ und will einzelne Funktionen und Prozesse nicht isoliert betrachten, sondern „über den Tellerrand“ hinausblicken. Die Kunststofftechnik – und damit auch die Fakuma – ist sicher ein Vorreiter der „Industrie 4.0“-Produktion, da die vernetzte Produktion auf diesem Gebiet schon seit Jahren Realität ist. Das Messekonzept ist insofern bereits zukunftsfähig, was aber nicht heißt, dass Nomenklatur und Messestrategie nicht immer wieder auf den Prüfstand kommen.