Hans-Joachim Boekstegers ist seit 2002 geschäftsführender Direktor und CEO der Multivac-Unternehmensgruppe. Der Allgäuer Maschinenhersteller beschäftigt rund 5.100 Mitarbeiter und ist mit fast 80 Tochtergesellschaften auf allen Kontinenten vertreten.
pj: Herr Boekstegers, wo liegen aktuell die Schwerpunkte bei Multivac?
Hans-Joachim Boekstegers: Wir treiben den Ausbau unserer internationalen Vertriebs- und Serviceorganisation konsequent voran, um möglichst nahe am Kunden zu sein. Hier haben wir wie kein anderer Marktteilnehmer in den letzten Jahren investiert – und das werden wir auch in den kommenden Monaten tun. Zu unseren Zielen zählt aber auch, unser Portfolio entsprechend den sich ändernden Marktanforderungen konsequent auszubauen und damit Innovationsführer in unserer Branche zu sein. Aktuell liegt einer unserer Schwerpunkte auch auf der Erweiterung unseres Produktportfolios hinsichtlich vor- und nachgelagerter Prozessschritte. Wir werden daher künftig mehr und mehr neben „Better Packaging“ auf „Better Processing“ setzen.
pj: Welche besonderen Herausforderungen gab es für Sie im letzten Jahr?
Hans-Joachim Boekstegers: Bekanntermaßen hat Multivac im Bereich der Tiefziehverpackungsmaschinen das mit Abstand umfassendste Produktportfolio. 2016 ist es uns nach unserer Marktbeobachtung gelungen, auch im Bereich der automatischen Traysealer zum marktführenden Lieferanten zu werden. Ebenso erfreulich hat sich unser Geschäftsbereich MCP (Medical Devices, Cosmetics and Pharmaceuticals) entwickelt. Dieses starke Wachstum unseres Produktportfolios erfordert auch ein innovatives Wissensmanagement. Hier haben wir in den letzten Jahren unterschiedliche Konzepte erfolgreich implementiert.
pj: Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage ein?
Hans-Joachim Boekstegers: Generell sind die Märkte für Verpackungsmaschinen in einigen klassischen Märkten tendenziell gesättigt. Hinzu kommt ein eher gemäßigtes Investitionsverhalten aufgrund der aktuellen und der politischen Tendenzen. In Europa gehen wir zum Beispiel eher von einer unterdurchschnittlichen Wachstumskurve aus. Insbesondere sehen wir auch weiterhin in Nord- und Südamerika, aber auch in anderen Regionen wie Australien und Ozeanien ein erfreuliches Potenzial für unser Geschäft.
pj: Welche Auswirkungen erwarten Sie für Ihr Unternehmen?
Hans-Joachim Boekstegers: Wir sind weltweit aktiv und mit unserem Vertriebs- und Servicenetz hervorragend aufgestellt. Sollte es also beispielsweise in den USA protektionistische Maßnahmen geben, dürften wir mit unserer Produktionsstätte in Nordamerika nicht in dem Maß von der geplanten Erhöhung der Einfuhrzölle oder den Veränderungen im Steuersystem betroffen sein wie Unternehmen, die Produkte in die USA importieren. Ähnliches gilt für Südamerika – hier haben wir in Brasilien eine Produktionsstätte etabliert.
pj: Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben und Trends der Branche?
Hans-Joachim Boekstegers: Schon lange steht das Thema Verbraucherschutz ganz oben auf der Agenda. Hier geht es vor allem darum, Lösungen zu entwickeln, die eine nahtlose Rückverfolgbarkeit entlang der Wertschöpfungskette ermöglichen. Wir beschäftigen uns aber auch mit der Nachhaltigkeit unserer Verpackungslösungen sowie mit der Schonung von Ressourcen bei deren Herstellung und wir nehmen uns der diversen Fragestellungen rund um die Thematik Industrie 4.0 und Digitalisierung an. Technisch sind wir bereits in der Lage, alle Daten, die für das „Internet der Dinge“ notwendig sind, zu handeln bzw. prozessintern durchzureichen, und arbeiten an Konzepten, um für unsere Kunden die notwendige Datensicherheit zu gewährleisten.
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