Illig meldet Insolvenz in Eigenverwaltung an

Illig produktion
(Bild: Illig)

Der Heilbronner Maschinenbauer Illig schafft eine Wachstumsfinanzierung nicht mehr aus eigener Kraft und hat beim Amtsgericht Heilbronn Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Kunden sollen durch den Restrukturierungsprozess keine Einschränkungen spüren.

Das Traditionsunternehmen will seinen Eigenkapital- und Restrukturierungsprozess im Zuge eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung fortsetzen. Die Eigenverwaltung wird von dem bestehenden Management geleitet und durch den Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz von der Stuttgarter Kanzlei Grupp Brugger begleitet. Für die Kunden soll der Restrukturierungsprozess zu keinen Einschränkungen führen. Illig kann und wird Projekte weiterbearbeiten und seine Services ausführen. Die Präsenz auf den weltweit wichtigen Marktplattformen wie der ChinaPlas 2024 und der NPE in den USA soll wie geplant erfolgen, um Kunden und Interessenten die ILLIG-Produkte und Innovationen vorzustellen.

Externe Faktoren ausschlaggebend

Nach wie vor ist Illig weltweiter Technologietreiber und gilt als eine starke und international breit aufgestellte Qualitätsmarke im Bereich der Entwicklung und Herstellung leistungsstarker Maschinen und Werkzeuge für Verpackungen und Thermoformen. Für die aktuelle Geschäftsentwicklung fallen die folgenden zwei Faktoren besonders ins Gewicht: Illig trifft – wie zahlreiche mittelständische Unternehmen – die derzeitige konjunkturelle Lage massiv: Extrem gestiegene Kosten durch Inflation, Zinsen und Energiepreise sowie Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Folgen internationaler Konflikte.

Veränderte Kundenanforderungen nach nachhaltigeren und flexibleren Lösungen stehen einer zunehmenden, international spürbaren Investitionsschwäche im Bereich der Thermoform- und Verpackungsmaschinen gegenüber. Diese resultiert vorwiegend aus der mangelnden Investitionsbereitschaft möglicher Kunden durch die Zinsentwicklungen der letzten zwei Jahre sowie aus weiteren politischen Rahmenbedingungen auf nationaler wie internationaler Ebene. Für Illig bedeutet das, massiv in Technologie und Innovationen investieren zu müssen, dies aber marktseitig noch nicht kompensieren zu können. Entsprechend fehlt es dem Unternehmen an dem benötigten finanziellen Freiraum, um auf diese Marktveränderungen aus eigener Kraft reagieren zu können.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Illig daher einen Investorenprozess angestoßen, um die Wachstums- und Innovationsfinanzierung in den sich verändernden Märkten zu ermöglichen. Die Gesellschafter hatten für diesen Wachstumskurs grünes Licht gegeben und sich partnerschaftlich voll hinter die Planungen der Geschäftsführung gestellt. Mehrere strategische Partner wie auch Finanzinvestoren haben Interesse bekundet und erste Angebote abgegeben, aber vor dem gesamtkonjunkturellen Hintergrund noch keine Vereinbarung geschlossen. Daher muss der Investorenprozess durch Instrumente der gerichtlichen Sanierung unterstützt und im Rahmen des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung fortgeführt werden.

Gute Ausgangsvoraussetzungen für Eigenkapital- und Restrukturierungsprozess

Mit einem umfassenden Strategie-Programm hatte sich Illig bereits im Oktober 2022 neu aufgestellt. Der Fokus des Programms liegt unter anderem auf einer klareren Produktions- und Supply-Chain-Strategie, einem innovativen Technologiefokus und einer intensiveren Marktbearbeitung. Denn Geschwindigkeit, Innovation und Wachstum in den internationalen Märkten sind die entscheidenden Schlüsselfaktoren für den künftigen Unternehmenserfolg. Die Gesellschafter wie auch das Illig-Management sind sich sicher: Verpackungen werden künftig weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil von Markenprodukten sein und insbesondere im Bereich Produktschutz noch mehr Funktionalitäten erfüllen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Nachhaltigkeit der Produkte. Illig möchte diese weltweiten Megatrends durch das vorhandene Know-how, die Technologien und Services mitbedienen, wie auch eigene innovative Akzente für die Verpackungstechnologien der Zukunft setzen.

Um dies zu realisieren, braucht es nun Partner aus dem Markt. Die Ausgangsvoraussetzungen für diesen Investorenprozess sind gut. Illig ist eine starke globale Marke und die „Installed base“, also die Anzahl der in Betrieb genommenen Maschinen und Services ist mit über 10.000 eine der weltweit größten im Bereich Maschinenbau für Verpackungen und Thermoformen. Dabei sind für die Industrie wichtige Innovationen kurz vor der Markteinführung: Illig hat eine neue Verpackungstechnologie für Nicht-Kunststoff-Verpackungen entwickelt und mit Patenten abgesichert, die bereits jetzt auf großes Kundeninteresse stößt und im kommenden Jahr im Markt eingeführt wird. Die Kapazitäten hierfür stehen zur Verfügung: Mit seinem etablierten neuen Werk in Rumänien mit guten Erweiterungsmöglichkeiten ist Illig in der Lage, extrem schnell auf wieder ansteigende Nachfragen zu reagieren.

Quelle: Illig