Die virtuelle Entwicklung technischer Systeme ist im Verpackungsmaschinenbau angekommen. Im Rahmen von K 4.0 steht das Thema „Virtual Engineering“ auch bei der Koch Pac-Systeme GmbH, Pfalzgrafenweiler, im Fokus. Die darin enthaltene Unterstützung mittels dreidimensionaler Produktentwicklungsprozesse bietet große Chancen.
Zu dieser komplexen Entwicklungsrichtung gehört nicht zuletzt auch die virtuelle Inbetriebnahme. Dabei kann die komplexe Verpackungslinie am PC virtuell programmiert werden. Für den Endkunden leitet sich aus diesem Prozess ein ganzes Paket von Vorteilen ab. Das Potenzial ist dabei noch lange nicht ausgereizt und wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Für die Unternehmen, aber auch für deren Kunden bietet sich dadurch auch die Möglichkeit, bestimmte Szenarien vorab durchzuspielen und Fehlerquellen frühzeitig zu eliminieren.
Wir haben Jürgen Welker, Director Automation und Technologie bei Koch zur virtuellen Inbetriebnahme und der Neuentwicklung des HMI befragt. Beide Themen stehen auch im Fokus der Präsentation des Unternehmens auf der kommenden interpack.
pj: Herr Welker, Ihr Unternehmen setzt in der künftigen Zusammenarbeit mit den Kunden verstärkt auf die virtuelle Entwicklung technischer Systeme. Seit wann beschäftigen sich Ihre Entwickler mit dieser Thematik und welchen Stellenwert nimmt dabei die Inbetriebnahme ein?
Jürgen Welker: Es geht nicht nur um die genannten Punkte, sondern tatsächlich um eine Vielzahl an Themen, die branchenweit ja derzeit unter dem Begriff Industrie 4.0 diskutiert und bereits umgesetzt werden. Diese digitalen Themen werden zukünftig vermehrt Einfluss auf die Produktion nehmen und die Vernetzung der Prozesse vorantreiben.
Hier wirken wir im Bereich unserer komplexen, kundenspezifischen Maschinen mit und bieten adäquate Lösungen. Mit der virtuellen Inbetriebnahme beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit: Erste Projekte schließen wir derzeit ab. Anwendungsbeispiele werden wir auf unserem Stand auf der interpack live präsentieren.
pj: Welche Vorteile ergeben sich daraus für die Praxis?
Jürgen Welker: Hauptvorteile der virtuellen Inbetriebnahme sind aus Sicht des Kunden kürzere und schnellere Lieferzeiten dank einer kürzeren Bauphase. Bisher musste der Programmierer warten, bis eine Maschine mechanisch fertiggestellt war, und konnte die Maschine erst anschließend in Betrieb nehmen. Mit den neuen Voraussetzungen kann er schon vorarbeiten und sein Programm virtuell schreiben. Zwingend notwendig ist natürlich eine gute Datenbasis, die von der Elektrokonstruktion zur Verfügunggestellt wird. Wir sind überzeugt, dass die virtuelle Inbetriebnahme die Qualität der Sonderanlagensoftware stark verbessern wird.
pj: Welche Herausforderungen sind für die Partner damit verbunden?
Jürgen Welker: Bisher hat die Softwareentwicklung mit der Softwarevorbereitung erst nach Fertigstellung der Elektrokonstruktion begonnen. Mit der virtuellen Inbetriebnahme darf der Programmierer erstmals schon während der mechanischen und elektrischen Konstruktionsphase mit dabei sein und im Team seine Erfahrung mit einbringen. Der mechatronische Gedanke wird dadurch gefördert und gestärkt.
pj: Herr Welker, Koch Pac-Systeme hat ein neues HMI entwickelt, das auf Webservertechnologie basiert. Das bisherige HMI ist seit gut 18 Jahren im Einsatz und genießt eine hohe Akzeptanz bei Kunden und Mitarbeitern. Warum wird jetzt umgestellt?
Jürgen Welker: Über die Jahre hinweg hat sich das bisherige Panel tatsächlich sehr bewährt. Unser Anspruch ist es aber, immer wieder neue Akzente zu setzen. Diese leiten sich aus unserem hohen Innovationspotenzial ab. So wollten wir unseren Kunden sowohl von der Ästhetik und Anmutung, aber besonders natürlich von softwaretechnischer Seite eine auf HTML5-Technologie basierte neue Lösung aufzeigen.
pj: Welche Features möchten Sie besonders hervorheben?
Jürgen Welker: Ein wesentlicher Punkt ist die Basis auf Webserver-Technologie. Dadurch können mehrere Panels und auch mobile Geräte auf die Maschine zugreifen (Multi-Panel-Fähigkeit). Schaltzugriff erhält immer nur ein Panel, so dass hier konkurrierende Situationen vermieden werden können. Jedes andere Panel, das über die entsprechende Berechtigungen verfügt, kann aber den Schaltzugriff anfordern. Das 21“ Panel bietet aber auch interaktive Anzeigen von beispielsweise ausgewählten Aktoren (z. B: Motoren, Zylindern) und Sensoren. Zu Diagnosezwecken lassen sich diese Aktoren und Sensoren besser hervorheben und erleichtern dem Benutzer die Arbeit. Für jede maschinenbezogene Ansicht (Bereiche, Stationen) lassen sich zusätzlich dreidimensionale Bilder in verschiedenen Perspektiven (Draufsicht, Rückansicht) einbinden und anzeigen. Dies ist besonders für den Einrichtebetrieb und die Diagnoseanzeige von Vorteil. Für weitere Aspekte verweisen wir auf unseren Live-Betrieb der Blistermaschine KBS-KF auf der interpack.
Koch Pac-Systeme auf der interpack 2017: Halle 6, Stand E80