Warum gibt es im Supermarkt keine Nudelverpackungen nur aus Papier?

Reinhold und Domenica Müller (Bild: Landhaus Teigwaren Müller)
Reinhold und Domenica Müller präsentieren einen Teil ihres Nudel-Sortiments. Für die Einzelhandelsverpackungen verwenden sie noch Kunststoffbeutel. (Bild: Landhaus Teigwaren Müller)

Warum werden Nudeln nicht einfach in Säcken aus FSC-zertifiziertem Papier verpackt? Die „Nudelmanufaktur“ Landhaus Teigwaren Müller hat die Erfahrung gemacht, dass Einzelhandelskunden diese nachhaltigen, kunststofffreien Verpackungslösungen nicht akzeptieren. Gut kommen Großpackungen aus Papier hingegen bei Unverpackt-Läden und gastronomischen Betrieben an.

Allein in Deutschland soll es mehr als 100 Nudelsorten geben, weltweit sogar über 600, berichtet Rewe. Jeder sechste Deutsche bezeichnet laut Bundesernährungsministerium die Teigwaren als sein Lieblingsgericht. Mehr als eine Milliarde Euro erlöst die deutsche Lebensmittelindustrie pro Jahr mit Tagliatelle, Tortellini & Co., hat statista.de ermittelt. Jeder und jede Deutsche vertilgt somit pro Jahr 6,6 Kilogramm Nudeln und gibt dafür 12,54 Euro aus.

Was kann es also noch Neues zum Thema Nudeln geben? Seit dem Jahr 2014 befindet sich das Wegberger Unternehmen Landhaus Teigwaren Müller GmbH & Co. KG nach eigener Darstellung auf seiner Mission, „den Menschen wirklich wertvolle Lebensmittel zu bieten“. Der von Reinhold und Domenica Müller gegründete Betrieb geht neue Wege bei Nudelproduktion und -vertrieb.

Regionalität wird großgeschrieben

Geachtet wird auf regionale Rohprodukte direkt aus der Nachbarschaft. Das Getreide wird auf eigenen Feldern oder von Vertragslandwirten nach ökologischen Kriterien angebaut. Alle Eier stammen aus biologischer Freiland-Hühnerhaltung. Viele der Nudeln unter dem Markennamen „Müller’s Landnudeln – echt lecker“ gibt es in Bioqualität. Verarbeitet wird alles im wahrsten Sinne des Wortes transparent in der „gläsernen Produktion“.

Vor allem aber will das Familienunternehmen verantwortlich für Mensch und Umwelt wirtschaften. „Wir müssen nachhaltiger arbeiten“, ist Reinhold Müller überzeugt. Das gilt natürlich auch für die Nudelverpackungen. Gerade erst meldete die Nudelmanufaktur, dass sie als erster Hersteller Großabnehmer mit Nudeln in FSC-zertifizierten Papierbeuteln beliefert. Vor allem Unverpackt-Läden und die Gastronomie „sind sehr dankbar, dass es das jetzt gibt“, berichtet Reinhold Müller. Zwar sei die Herstellung der Papiergebinde etwas teurer, gleichzeitig spare man aber bei Lizenzierungsentgelten nach dem Verpackungsgesetz etwas ein.

Verbraucher nehmen Papierverpackungen nicht an

Bei den Einzelhandelsverpackungen – immerhin gibt es die Müller-Nudeln in etwa 1.000 Filialen großer Supermarktketten – ist man hingegen noch auf Plastikverpackungen mit Rezyklatanteil angewiesen: „Die Verbraucher wollen die Nudeln in der Verpackung sehen“, erklärt der aus Österreich stammende Nudel-Unternehmer. Man habe bereits mit Papierverpackungen experimentiert, stellte aber fest: „Die Verbraucher nehmen das nicht so an.“

Nudelverpackungen aus Papier für Großabnahmer (Bild: andhaus Teigwaren Müller)

Großabnehmer wie Unverpackt-Läden und die Gastronomie erhalten ihre Müller-Nudeln in solchen Papiersäcken. (Bild: andhaus Teigwaren Müller)

Trotzdem bekräftigt Reinhold Müller: „Wir wollen im Einzelhandel unbedingt vom Plastik weg!“ Im Hintergrund experimentiert er mit seinem Team ständig an besseren, plastikfreien Verpackungen. Eine Alternative sieht er in teiltransparenten Verpackungen aus Stärkematerialien. Vorerst seien sie aber nicht haltbar genug und zeigten nach etwa einem halben Jahr erste Auflösungserscheinungen. Zudem sei das Material noch nicht für den Kontakt mit Lebensmitteln zertifiziert. Also suche er weiter das Gespräch mit Fachunternehmen. Allerdings sei das Angebot begrenzt: „Man muss sehr, sehr viel Input geben“, hat Müller bei den Gesprächen mit den Verpackungsherstellern gelernt.

Bis zu den großen nachhaltigen Verpackungslösungen bringt Landhaus Teigwaren Müller im Oktober doch noch eine Einzelhandelsverpackung aus Papier, das sogar mit umweltschonenden Wasserfarben bedruckt ist, auf den Markt. Diese spricht eine spezielle, gesundheits- und umweltbewusste Zielgruppe an. Die Bionudeln aus Emmer- und Einkorngetreide werden nämlich an Bioläden geliefert.

Crowdfunding für nachhaltiges Wachstum

Neue Wege sind Reinhold und Domenica Müller auch bei der Finanzierung ihres innovativen Unternehmens gegangen. Sie starteten eine Finanzierungsrunde auf der Crowdfunding-Plattform für grüne Projekte „Econeers“. Bis zu 500.000 Euro sollen nachhaltigkeitsbewusste Investoren für sechs Jahre und mit sechs Prozent jährlicher Verzinsung zur Verfügung stellen.

„Wir sind heute glücklich, dass wir das gemacht haben“, freut sich Reinhold Müller. Einen Monat vor Ende der Laufzeit war bereits mehr als die Hälfte der angestrebten Summe erreicht. Eingesetzt werden sollen die Investorengelder für den Aufbau eines Online-Shops, den Ausbau der Vertriebsstruktur und nicht zuletzt auch für neue Verpackungskonzepte.

Aber auch ganz neue Produkte dürfen die Geldgeber und die Kunden vom Landhaus Teigwaren Müller erwarten: Zu Beginn des nächsten Jahres werde man Trinkhalme aus Nudelteig präsentieren, kündigt Müller an. Anders als viele andere alternative Trinkhalme gebe es die Teigwarenrohre sogar in nahezu beliebigen Farben.

Mehr Informationen zum Unternehmen und zum Portfolio von Landhaus Teigwaren Müller erhalten Sie auf der Unternehmenshomepage.