2019 feiert Loesch Verpackungstechnik aus Altendorf sein großes Jubiläum. Dann liegen 100 Jahre bewegte Geschichte hinter dem Hersteller von Verpackungsmaschinen und -anlagen für Schokolade, Kaugummi und Dauerbackwaren.
Heute ist das Unternehmen einer der Innovationsführer im Verpackungsmaschinenbau und beliefert Top-Produzenten von Schokolade, Kaugummi und Süßwaren.
Der Ursprung von Loesch Verpackungstechnik liegt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1919, als Max Loesch in Dresden ein Unternehmen für die Herstellung von Verpackungsmaschinen und Produktionsanlagen aus der Taufe hob. Die Automatisierung hatte Einzug gehalten, und der Firmengründer sah Potenzial für ein Unternehmen, das Maschinen zur Verpackung von Schokoladentafeln herstellte.
Von 1919 bis in den Zweiten Weltkrieg hinein stellte die Produktion von Eintafelanlagen das Kerngeschäft von Loesch dar. Eine der Entwicklungen war die Falteinschlagmaschine LTM aus dem Jahr 1935. Damals galt sie als absolutes Hochleistungsaggregat auf dem Markt. Die Maschine verpackte 60 Tafeln Schokolade pro Minute, was zu dieser Zeit eine technologische Spitzenleistung darstellte. Nachdem ein Exemplar der Maschine von Auszubildenden aufgearbeitet wurde, steht die Maschine heute voll funktionsfähig im Foyer des Mutterunternehmens Piepenbrock.
Während der Automatisierungsgrad der Processing-Maschinen bereits zu dieser Zeit relativ hoch war, stellte sich der technische Standard in der Verpackung anders dar: Hier gab es kaum verkettete Anlagen. Stattdessen wurden die Tafeln den Verpackungsmaschinen manuell zugeführt. Die Maschinen schlugen die Schokolade in klassisches Silberpapier ein, außen erfolgte ein Papiereinschlag und anschließend wurde von Hand kartoniert. Servo-Technik oder ausgeprägte Sensorik zur Erfassung der Betriebszustände gab es in dieser Phase noch nicht. Die Maschinen wurden elektrisch betrieben und hatten im Wesentlichen drei Knöpfe: einen für den Hauptantrieb und jeweils einen Ein- und Ausschalter. Um die damalige Leistung richtig einordnen zu können: Je nach Tafel- und Riegelgröße werden heute bis zu 200 größere Tafeln pro Minute auf einer Maschine verpackt. Der Fleiß und Erfindergeist von Max Loesch und seinen Technikern waren Schrittmacher auf dem Weg zur vollautomatischen Verpackung von Süßwaren. Das Unternehmen erwarb sich einen guten Ruf in seiner Branche und lieferte schon bald Hunderte seiner Loesch Verpackungsmaschinen an Schokoladenhersteller in ganz Deutschland und den Nachbarstaaten.
Neustart in Oberfranken
Bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein produzierte das Unternehmen in Dresden. Nach dem Ende des Krieges begann die Sowjetische Militäradministration Unternehmen zu enteignen und sie in Staatseigentum zu überführen – dazu gehörte auch Loesch. Die Betriebe wurden in der sogenannten NAGEMA zusammengefasst. Die Abkürzung des Kombinats stand für Nahrungs- und Genussmittel Maschinenbau, und der Verbund sollte später dem Ministerium für Leichtindustrie der DDR unterstehen. Kurz nach der Enteignung machten sich die ehemaligen Inhaber 1949 auf den Weg nach Forchheim und nahmen einige ihrer ehemaligen Mitarbeiter nach Oberfranken mit. Dort gründeten sie das Unternehmen neu und konzentrierten sich weiterhin auf den Verpackungsmaschinenmarkt. Auf dem Betriebsgelände des heute noch in Forchheim ansässigen Schokoladen- und Pralinenherstellers Piasten wagte man mit zehn Mitarbeitern den Neustart.
LoeschPack erhielt eine kleine Produktionshalle sowie Büroflächen als Mietobjekt. Bei der Betriebstechnik begann man praktisch wieder bei null. Allerdings brachten die Inhaber und einige Schlüsseltechniker, die dem Unternehmen nach Franken gefolgt waren, eine Menge Know-how und Marktkenntnis mit. Durch die räumliche Nähe zum Schokoladenhersteller Piasten ergaben sich beim Testen von Neuentwicklungen Synergien für Loesch. So konstruierte man beispielsweise die erste vollautomatische Anlage zur Konfektionierung von Pralinenpackungen, LPK.
Neue Maschinenkonzepte
Das Unternehmen legte eine gute Entwicklung hin und hatte zu Spitzenzeiten in den 1960er-Jahren etwa 400 Mitarbeiter. Dabei lag die Eigenfertigungsquote beinahe bei 100 Prozent. Auch baulich wuchs das Unternehmen und bezog 1970 neue Immobilien auf einem eigenen Grundstück in Forchheim. LoeschPack erwarb sich einen guten Ruf auf dem deutschen Verpackungsmaschinenmarkt. In den 1960er-Jahren hatte das Unternehmen damit begonnen, sich mit Verpackungsmaschinen für Kaugummistreifen zu befassen. Neue Maschinenkonzepte wurden entwickelt und mit großem Erfolg vertrieben. Von der LOGAMAT-Serie wurden mehrere Hundert Maschinen gebaut und fanden bei Herstellern aus der wachsenden Kaugummibranche großen Zuspruch. Mit den Maschinen wurden die die damals typischen Streifenverpackungen hergestellt, wie sie auch heute noch an der Supermarktkasse zu finden sind.
Neue Investoren und die Übernahme durch Piepenbrock
Eine schweizerische Investmentgesellschaft sowie ein italienischer Hersteller von Eintafelanlagen und Verpackungsmaschinen wurden in den 1960er Jahren als neue Anteilseigner ins Unternehmen geholt. Als dritte Partei waren die Nachkommen von Max Loesch als Gesellschafter beteiligt. Loesch geriet in den 1970ern in finanzielle Probleme, da die Anteilseigner aus der Schweiz und aus Italien eine dringend benötigte Finanzspritze verweigerten. Aus diesem Grund wurde das Unternehmen 1981 zahlungsunfähig.
Die Oberfranken hatten großes Glück, einen kompetenten Berater zu bekommen. Die Produktion konnte aufrechterhalten werden, und auch in dieser Zeit hielt ein Großteil der Kunden dem Unternehmen die Treue. Weil sie Loesch als guten Lieferanten nicht verlieren wollten, zahlten einige Auftraggeber sogar schon bei der Beauftragung die volle Kaufsumme. 1982 kaufte die Piepenbrock-Unternehmensgruppe das Unternehmen. Das Osnabrücker Familienunternehmen war vorher hauptsächlich im Segment der Gebäudedienstleistungen beheimatet und verfolgte nun eine Diversifizierungsstrategie. Ein Unternehmensberater hatte unterschiedliche Industriesegmente bewertet und Wachstumsmärkte identifiziert. Der Verpackungsmaschinenbau verzeichnete in dieser Zeit enorme Zuwachsraten.
Die treibende Kraft bei der Übernahme war Geschäftsführer Hartwig Piepenbrock. Piepenbrock kaufte in dieser Phase eine kleine Gruppe von Firmen auf: Bis heute sind davon LoeschPack und sein Schwesterunternehmen Hastamat, das ebenfalls im Verpackungsmaschinenbau zu Hause ist, in der Unternehmensgruppe verblieben.
Umzug nach Altendorf
Piepenbrock investierte bei LoeschPack: Neue Fabrikgebäude wurden wenige Kilometer nördlich von Forchheim in Altendorf gebaut und somit bessere Voraussetzungen für die Produktion geschaffen. Begründet lag der Neubau darin, dass die Zahl der Mitarbeiter in der Zwischenzeit deutlich zurückgegangen war, die Produktionsstätten nicht mehr dem Stand der Technik entsprachen und zu groß dimensioniert waren. Der kleine Ort Altendorf in der Nähe von Bamberg lag im sogenannten Zonenrandgebiet, womit der Bereich bis 50 Kilometer Entfernung von der Grenze zur DDR gekennzeichnet war. Diese unsichtbare Linie endete 300 Meter hinter dem heutigen Firmensitz von LoeschPack.
Die Lage brachte entsprechende finanzielle Förderungen mit sich, und vom Bürgermeister der Gemeinde wurden Flächen in einem kleinen Gewerbegebiet zur Verfügung gestellt. Am 23. März 1984 war das neue Betriebsgebäude bezugsfertig. Das Unternehmen erfuhr eine Umstrukturierung, und eine gemeinsame Geschäftsführung für alle Unternehmen von Piepenbrocks Industriesparte wurde installiert. Das Produktprogramm blieb erhalten, aber von nun an wurden Weiterentwicklung und Wachstum fokussiert. Verwaltungsprozesse, die mit dem Maschinenbau an sich nichts zu tun hatten, wurden in die Zentrale der Unternehmensgruppe nach Osnabrück verlagert.
Anbieter von Komplettlösungen
Loesch intensivierte seine Kontakte in der Sowjetunion, die seit Mitte der 1980er-Jahre eine Phase der wirtschaftlichen und demokratischen Öffnung erlebte. Als die UdSSR Ende 1988 in der Bundesrepublik 20 neue Anlagen zur Herstellung von Keks- und Cocktailgebäck im Gesamtwert von 300 Millionen D-Mark bestellte, erhielt Loesch den Auftrag für die dazugehörigen Verpackungsmaschinen im Wert von 72 Millionen D-Mark.
Erstmals war Loesch nicht mehr nur als Hersteller von Einzelmaschinen gefordert, sondern als Anbieter von Komplettlösungen. Der Auftrag lastete das Unternehmen für zwei Jahre aus. Umso schwerer wog der Zusammenbruch des Ostblocks Anfang der 1990er-Jahre. Die UdSSR war traditionell einer der Hauptmärkte für Loesch-Maschinen gewesen. Die Sowjets hatten bis dahin zuhauf Verpackungsmaschinen in bestimmten Segmenten aus den westlichen Staaten zugekauft. Das Stichwort dabei hieß „Öl gegen Maschinen“. Das Wegbrechen des Marktes in der Sowjetunion bedeutete für Loesch einen Umsatzrückgang in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent.
Schneller, größer, weiter
1997 trat Hartwig Piepenbrocks Sohn Olaf nach beendetem Studium in das Unternehmen ein und übernahm die Verantwortung für den Bereich Industrie. Es erfolgte eine neue strategische Ausrichtung, die die Konzentration auf das Kerngeschäft bei gleichzeitiger Erweiterung und Internationalisierung des Kundenkreises umfasste.
Der Plan ging auf: Heute verzeichnet Loesch einen Exportanteil zwischen 90 und 95 Prozent. Dabei beliefert das Unternehmen Auftraggeber, die rund um den Globus verteilt sind. In Australien, Europa, Asien, Nord- und Südamerika ist das Unternehmen mit seinen Maschinen vertreten. Bei den Top-Produzenten von Schokolade, Kaugummi und Dauerbackwaren ist Loesch als Zulieferer von Verpackungsmaschinen platziert.
Vor allem die Globalisierung spielte Loesch in die Karten. Der entscheidende Punkt war, dass sich das Unternehmen für Qualitätsprodukte und Technologieführerschaft und gegen Billigprodukte entschied. Einige innovative Entwicklungen wurden in den letzten Jahren bei Loesch zur Marktreife gebracht: 1992 baute das Unternehmen die damals schnellste Kaugummiverpackungsmaschine der Welt, die GW01, auf der bis zu 2.500 Einzelstreifen pro Minute verpackt werden können.
Der größte Umsatzanteil wird auch heute noch im Bereich Schokolade realisiert. Mit der LTM-DUO wurde eine Zweistationenmaschine zum luftdichten Verpacken von Schokoladentafeln entwickelt – damals verpackte sie 160 Packungen pro Minute, heute steht sie bei einer Leistung von 215 Packungen. Für Dauerbackwaren wurde 2001 das neue Hochleistungssystem LOKEM zur Serienreife gebracht. Loesch installierte seinerzeit in den USA die größte Anlage zur Verpackung von Dauerbackwaren weltweit. Sie verpackt 9.000 Cookies pro Minute.
Auf dem Weg zum Jubiläum
Die Loesch Maschinen werden fortlaufend weiterentwickelt und im Hinblick auf Flexibilität, Hygiene und Ausbringleistung optimiert. Da sowohl Mitarbeiterzahl als auch Geschäftsumfang rapide anstiegen, wurden die Fabrikgebäude in Altendorf 2005 um eine neue Montagehalle erweitert und zwei Jahre später erneut vergrößert. Außerdem wurde ein neuer Bürotrakt errichtet. 2014 eröffnete Loesch sein neues Technikum, das für Forschung und Entwicklung sowie Produkttests zur Verfügung steht.
In wichtigen Märkten gründete das Unternehmen eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften, so zum Beispiel in Russland, der Ukraine, im Mittleren Osten, in Asien und Nordamerika. Eine Tochtergesellschaft in der Schweiz arbeitet unterdessen am Design und an der Weiterentwicklung des Portfolios an Schlauchbeutelmaschinen. Im Jahr 2015 brachte Loesch seine neue LRM-DUO auf den Markt und gewann mit ihr den Deutschen Verpackungspreis. Die Maschine kombiniert bislang in zwei getrennten Maschinen realisierte Verpackungsstufen: Kartonverpackung und Folieneinschlag.