Eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe zeigt: Mehr als 150 Städte erwägen oder planen eine Verpackungssteuer, also eine kommunale Abgabe auf Einwegverpackungen. Für die Wirtschaft ein Signal mit Risiken.
Immer mehr Städte in Deutschland denken über die Einführung einer Steuer auf Einwegverpackungen nach – insbesondere im Takeaway-Bereich. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor. Insgesamt 155 Städte haben laut DUH Interesse bekundet, eine solche Verpackungssteuer zu erheben. Freiburg will sie bereits zum 1. Januar 2026 umsetzen, weitere Städte wie Köln, Bremen und Bonn haben erste Beschlüsse gefasst. Für verpackende Unternehmen und Hersteller stellt sich damit die Frage: Steht eine neue Welle kommunaler Sonderabgaben bevor – mit zusätzlichen bürokratischen und finanziellen Belastungen?
Ein Flickenteppich lokaler Regelungen
Laut DUH befinden sich aktuell 42 Städte in konkreter Prüfung, 21 beraten über entsprechende Anträge. 85 weitere Kommunen bekundeten grundsätzliches Interesse, ohne bereits Verfahren eingeleitet zu haben. Tübingen und Konstanz gelten als Vorreiter – dort existiert die Verpackungssteuer bereits. Sie gilt typischerweise für Einwegverpackungen, die beim Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen anfallen, z. B. Becher, Essensschalen oder Einwegbesteck.
Auch wenn sich die Maßnahmen vorrangig gegen gastronomische Einwegverpackungen richten, wächst die Sorge, dass sich solche Regelungen perspektivisch auf weitere Produktsegmente ausweiten oder andere Verpackungstypen einbeziehen könnten – etwa wenn Kommunen eigene Steuerarten definieren oder ausweiten. Dies würde für verpackende Unternehmen zu einem schwer kalkulierbaren Regelungsumfeld führen.
Wirtschaft warnt vor zusätzlicher Belastung
Die Verpackungswirtschaft sieht die Entwicklung mit Skepsis. Bereits heute bestehen komplexe Pflichten zur Lizenzierung und Rücknahme von Verpackungen gemäß Verpackungsgesetz. Regionale Sondersteuern könnten nicht nur die Systematik des bundesweiten Recyclings untergraben, sondern auch zu Mehrfachbelastungen führen.
Zudem steht die Frage im Raum, ob Kommunen das Instrument der Steuer ausschließlich als ökologischen Hebel nutzen oder auch zur Haushaltsfinanzierung. Tübingen etwa meldete laut DUH im Jahr der Einführung Einnahmen von rund einer Million Euro – ein Vielfaches der Verwaltungskosten .
DUH setzt auf Mehrwegförderung – fordert aber gesetzliche Klarheit
Die Deutsche Umwelthilfe, die die Umfrage initiierte, spricht sich ausdrücklich für die Kombination von Steuermaßnahmen mit dem Ausbau kommunaler Mehrweginfrastrukturen aus. Die Organisation fordert von Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), im Rahmen der anstehenden Novelle des Verpackungsgesetzes einen verbindlichen Fördermechanismus für Mehrweg vorzusehen.
Allerdings sieht die DUH auch politischen Gegenwind: So hat Bayern angekündigt, ab Januar 2026 keine kommunalen Verpackungssteuern mehr zuzulassen. Die DUH kritisiert dies scharf – nicht zuletzt, weil auch bayerische Städte Interesse an der Steuer signalisiert hatten.
Unklare Lage – Handlungsbedarf für Unternehmen
Die zunehmenden Initiativen auf kommunaler Ebene zeigen, wie stark das Thema Einwegverpackung politisiert ist. Verpackungshersteller und abfüllende Unternehmen sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen – insbesondere dort, wo sie im Bereich Takeaway, Foodservice oder To-Go-Verpackungen tätig sind. Ohne bundeseinheitliche Regelung droht ein Flickenteppich lokaler Vorgaben, der sowohl die Planbarkeit als auch die Wettbewerbsbedingungen in der Branche erschwert.



