Bis zum Jahr 2025 wollten viele Markenhersteller ihre Verpackungen kreislauffähig gestalten und haben dazu vor einigen Jahren ambitionierte Nachhaltigkeitsziele definiert. Seit dem Frühjahr rudern immer mehr Unternehmen zurück und gestehen ein, dass sie ihre selbst gesteckten Ziele wohl nicht pünktlich erreichen werden – darunter auch Konzerne wie Unilever, PepsiCo und Colgate-Palmolive.
Schon im April 2024 rückte Konsumgüterhersteller Unilever, weltweit einer der größten Nutzer von Kunststoffverpackungen, von seinem 2019 verkündeten Versprechen ab, den Einsatz von Neuplastik bis 2025 zu halbieren. Stattdessen strebt das Unternehmen nun eine Reduzierung um ein Drittel bis 2026 an, berichtet die britische Tageszeitung The Guardian. Dies entspräche etwa 100.000 Tonnen mehr Neukunststoff pro Jahr. Die Verschiebung des selbst gesteckten Ziels wurde unter anderem auf Mängel in den bestehenden Recyclingsystemen zurückgeführt. Zusätzlich zu den Umweltzielen gibt das Unternehmen auch das Ziel auf, seinen Zulieferern bis 2030 einen existenzsichernden Lohn zu zahlen.
Auch Colgate-Palmolive verfehlt laut seinem im Frühjahr veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht wahrscheinlich das Ziel, bis 2025 nur noch technisch wiederverwertbare, wiederverwendbare oder kompostierbare Verpackungen zu nutzen. Bis Ende 2023 hatte der Konzern hierbei aber immerhin 89,5 Prozent erreicht. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit flexiblen Kunststoffverpackungen würden allerdings, so der ESG-Bericht, eine vollständige Umstellung bis 2025 derzeit verhindern.
Anteil an Neuplastik gestiegen
Der Getränke- und Lebensmittelkonzern PepsiCo räumte ebenfalls zuletzt ein, dass es wahrscheinlich bis 2025 nicht mehr zu schaffen sei, 100 Prozent seiner Verpackungen so zu gestalten, dass sie recycelbar, kompostierbar, biologisch abbaubar oder wiederverwendbar sind. In seinem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht geht das Unternehmen davon aus, dass 92 Prozent bis 2030 erreicht werden könnten. Laut dem Bericht verfehlt PepsiCo zudem einige Ziele zur Verbesserung der unternehmerischen Nachhaltigkeit, unter anderem in Bezug auf die Kreislaufführung und Reduzierung von Kunststoffen. Im Jahr 2023 verwendete das Unternehmen nach eigenen Angaben etwa 2,6 Millionen Tonnen Kunststoff in seinen Verpackungen. Damit stieg die Menge an verwendetem Neuplastik um sechs Prozent. Bis 2030 strebt PepsiCo aber eine Reduzierung um 20 Prozent an.
Henkel hatte in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2020 verkündet, die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft aktiv vorantreiben zu wollen, unter anderem mit 100 Prozent recycelbaren oder wiederverwendbaren Verpackungen bis 2025. In den letzten beiden Jahren waren bereits 87 Prozent der Verpackungen für Recycling oder Wiederverwendbarkeit konzipiert. Auch die Menge an neuen Kunststoffen aus fossilen Quellen soll bis 2025 um 50 Prozent reduziert und der Anteil an recyceltem Kunststoff auf mehr als 30 Prozent erhöht werden. Ende 2023 lag der Anteil an recyceltem Kunststoff laut Unternehmensangaben bei 19 Prozent. Das Unternehmen hält derzeit noch an seinem Zeitplan zur Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele fest.
Eine Studie des Handelsblatts, in der bereits im letzten Jahr Nachhaltigkeitsberichte von Kosmetikkonzernen ausgewertet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen ihre Ziele, beispielsweise Verpackungen bis Ende 2025 zu 30 Prozent aus Rezyklat herzustellen, durchaus verfehlen könnten. Beiersdorf schaffte es demnach zwar, seine Quote im Vergleich zu 2020 mehr als zu verdoppeln, ist mit zehn Prozent aber noch weit von den anvisierten 30 Prozent entfernt. L’Oréal hatte für Ende 2025 sogar den Einsatz von 50 Prozent recyceltem Plastik anvisiert, lag 2023 aber erst bei 26 Prozent.
Auch Nahrungsmittelkonzern Mars bezweifelt derzeit, dass die Ziele für nachhaltige Verpackungen bis 2025 noch erreicht werden können. Im kürzlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht 2023 heißt es, man mache zwar gute Fortschritte, um das Verpackungsportfolio an die künftigen Recyclinganforderungen anzupassen, die erforderlichen Design- und Infrastrukturänderungen würden aber mehr Zeit in Anspruch nehmen als erwartet.
Weniger Öl aus Kunststoffabfällen
Ferrero hob in seinem kürzlich veröffentlichten ESG-Bericht 2023 die Fortschritte bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit von Verpackungen hervor. Dazu gehören etwa Bemühungen um leichtere Verpackungen und die verstärkte Verwendung von PCR-Inhalten. Das Ziel für 2025 lautet, dass mindestens 90 Prozent der Verpackungen so gestaltet werden, dass sie recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar sind. Aktuell will das Unternehmen bereits 90,7 Prozent erreicht haben – gegenüber 88,5 Prozent im Jahr 2022. Wie das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Packaging Dive aber berichtet, wurde das 90-Prozent-Ziel aus dem aktuellen Bericht im Vorjahresbericht (2022) noch als 100-Prozent-Ziel angegeben.
Und gerade hat auch Ölkonzern Shell eingeräumt, dass sein ambitioniertes Versprechen, ab 2025 jährlich eine Million Tonnen Kunststoffabfälle mittels chemischen Recyclings in Öl zu verwandeln, technisch und wirtschaftlich nicht mehr realisierbar ist. Ein neues Ziel wurde nicht genannt. Begründet wurde der Schritt mit einer hinter den Erwartungen zurückbleibenden globalen Nachfrage nach Kreislaufchemikalien, einem Mangel an verfügbarem Ausgangsmaterial für die Pyrolyseölproduktion, der langsamen Entwicklung der notwendigen Technologien und einer unklaren Gesetzeslage, berichtet der Wirtschaftsdienst Euwid.