Der Nutri-Score ist auf Lebensmittelverpackungen in Deutschland zwar weit verbreitet sichtbar, entfaltet seine Wirkung am Regal jedoch nur begrenzt. Das zeigt eine aktuelle Verbraucher:innenstudie im Auftrag von Foodwatch. Zwar kennen 91 Prozent der Befragten das farbige Nährwertlogo auf der Vorderseite von Verpackungen, doch nur ein kleiner Teil nutzt es regelmäßig bei der Kaufentscheidung.
Ein zentrales Problem liegt laut der Studie der Agentur Zühlsdorf & Partner und des Lehrstuhls Lebensmittelmarketing der Universität Göttingen im mangelnden Vertrauen in die Verpackungskennzeichnung selbst: Zwei Drittel der Verbraucher:innen halten den Nutri-Score auf Verpackungen zumindest teilweise für irreführend, mehr als die Hälfte zweifelt an seiner Neutralität. Besonders kritisch wird gesehen, dass das Label freiwillig ist und häufig auf stark verarbeiteten Produkten mit insgesamt fragwürdigem Gesundheitsimage platziert werde.
Hinzu kommt Unsicherheit bei der Interpretation direkt am Point of Sale. Vier von fünf Befragten geben an, nicht sicher zu sein, wie sie den Nutri-Score auf Verpackungen korrekt anwenden sollen. Dadurch verliert die Kennzeichnung ihre eigentlich intendierte Orientierungsfunktion im schnellen Einkaufsalltag.
Gleichzeitig zeigt die Studie fünf Jahre nach Einführung des Nutri-Score auf freiwilliger Basis ein klares Potenzial für die Verpackungsgestaltung: Zwei Drittel der Verbraucher:innen wünschen sich eine verpflichtende Platzierung des Nutri-Scores auf der Vorderseite aller Lebensmittelverpackungen sowie mehr erklärende Informationen. Aus Sicht der Autor:innen könnte eine einheitliche, verbindliche Kennzeichnung das Vertrauen stärken und die Verpackung wieder stärker als verlässliche Entscheidungshilfe positionieren.
Quelle: Foodwatch



