Pack- und Greiferkopf ermöglicht das Verbundstapeln auf der Palette

Es wurde ein völlig neuer Pack- und Greiferkopf mit beweglichen Packtulpen entwickelt. (Bild: broesele)
Es wurde ein völlig neuer Pack- und Greiferkopf mit beweglichen Packtulpen entwickelt. (Bild: broesele)

Während bundesweit Brauereien schließen oder von Konzernen übernommen werden, gibt es einige, die mit neuen, alternativen Konzepten erfolgreich sind. Dazu zählt die Privatbrauerei von Frank und Vivien Liebhart aus Detmold. Wichtige Bausteine dabei sind auch die Verpackung sowie modernste Technik, so etwa die neue kombinierte Flascheneinpack- und Palettieranlage von PackTec Maschinenbau aus Hof.

Frank Liebhart und seine Frau Vivien haben beide in Berlin an der VLB studiert. Im Jahr 2003 eröffneten die Liebharts die Gasthausbrauerei „Sudhaus“ in „Liebharts Detmolder Fachwerkdorf“. „Doch immer mehr Fachwerkdorf-Besucher wollten das Bier auch mitnehmen, und so fiel Ende 2004 der Entschluss, eine eigene, richtige Brauerei zu bauen“, berichtet Frank Liebhart. Sie fanden schnell, nur ein paar Hundert Meter vom Fachwerkdorf entfernt, ein leer stehendes Objekt.

„Wir planten so mit 500 bis 1.000 Hektoliter im Jahr, in der Dimension kauften wir auch die Maschinen: ein Sudhaus mit 20 Hektoliter, eine Flaschenreinigungsmaschine, in die die Flaschen von Hand eingelegt wurden. Der Füller wurde zu klein dimensioniert, das Ein- und Auspacken der Flaschen erfolgte ebenso manuell wie das Palettieren“, berichtet Frank Liebhart. Klar war, dass sie, die von der Bio- und Reformhausschiene mit ihren anderen Produkten kamen, ausschließlich Bio-Bier brauen und -Limonaden herstellen wollten.

Zum Aspekt von Bio und Nachhaltigkeit zählt für die Liebharts auch, dass sie möglichst regionale Lieferanten und Handwerker beauftragen. „Es war nicht einfach, Bio-Hopfen und -Malz zu finden. Bio-Zucker für die Limonaden gibt es eigentlich nur aus Chile, auch Bio-Früchte in höchster Qualität mussten wir lange suchen.“ Die Verwendung von Ökostrom der Stadtwerke, eine eigene PV-Anlage und die Energierückgewinnung in der Brauerei schonen Ressourcen, die Technologie Ohren und Nasen der Nachbarn.

In „Liebharts Detmolder Fachwerkdorf“ begann die Geschichte der Privatbrauerei 2003. Die Nachfrage wurde schnell so groß, dass eine Gasthausbrauerei nicht mehr ausreichte. (Bild: broesele)

In „Liebharts Detmolder Fachwerkdorf“ begann die Geschichte der Privatbrauerei 2003. Die Nachfrage wurde schnell so groß, dass eine Gasthausbrauerei nicht mehr ausreichte. (Bild: broesele)

Ãœberzeugendes Konzept

Im Frühjahr 2005 wurde der neue Sudkessel zum ersten Mal „angefeuert“. Es begann mit einem (damals noch filtrierten) Pils, es folgten Weizen, Dunkel und Hell sowie schnell Biere aus Reis, Dinkel und Roggen. Damit begann eine große Erfolgsgeschichte: Nicht nur im Fachwerkdorf waren die Kunden begeistert, immer mehr Naturkost- und Reformhäuser listeten Liebharts Biere. Heute sind sie sogar im regionalen Lebensmittel- und Getränkeladen zu finden. Die Masse der Biere wird in Flaschen (0,33-Liter- sowie 0,5-Liter -Long Neck mit Kronenkorken), die Limonaden zudem auch noch in 0,5-Liter-Long-Neck-Bügelflaschen abgefüllt.

Seit dem ersten Sud 2003 setzt „Liebharts Privatbrauerei“ auf Bio-Bier und -Limonaden mit besonderen Zutaten und Geschmacksrichtungen. Heute ist sie mit ihrem Sortiment im Gebiet zwischen Kassel, Hannover und Münster etabliert. Zum Sortiment gehören mittlerweile 43 verschiedene Biere und 15 Limonaden. „Ganz neu sind unsere ‚barrel aged‘-Biere, die bis zu 14 Monate reifen und von Hand etikettiert werden. Jede Flasche hat sogar eine eigene Nummer“, erläutert Vivien Liebhart. Für die Limonaden, die ebenso gut ankommen wie die Biere, werden die Grundstoffe in ihrer Sirup-Küche selbst hergestellt.

Besonderes Kistensortiment

Eine weitere Besonderheit neben dem Sortiment sind die Kisten. „Aus unserer Sicht geht der Trend ganz klar zu kleinen Gebinden, die Leute wollen keine 20er- oder 24er-Kiste schleppen“, so Vivien Liebhart. Daher haben sie von Anfang an ausschließlich auf 8er- und 10er-Kisten gesetzt, beide mit einem Mitteltragegriff. „So kann man die Kistchen bequem wie einen Sixpack tragen“, erklärt Frank Liebhart.

 

„Wir haben ein spezielles Sortiment, das müssen wir den Kunden perfekt präsentieren“, so Frank und Vivien Liebhart, hier mit ihrem Braumeister Hendrik Oehlschläger (ganz rechts). (Bild: broesele)

„Wir haben ein spezielles Sortiment, das müssen wir den Kunden perfekt präsentieren“, so Frank und Vivien Liebhart, hier mit ihrem Braumeister Hendrik Oehlschläger (ganz rechts).

Die 10er-Kiste ist so aufgebaut, dass rechts und links auf der langen Seite je vier Flaschen stehen und dann noch einmal versetzt zu den anderen je eine Flasche auf der schmalen Seite. „Das war nicht einfach für den Hersteller der Einpackmaschine. Zudem war unser Ziel, die Kisten so stabil auf den Europaletten zu positionieren, dass wir keine Sicherungsbänder benötigen“, sagt Frank Liebhart. Ihre Wahl fiel angesichts der kniffligen Vorgaben auf die PackTec Maschinenbau GmbH aus Hof. Der erste Lösungsansatz mit einem Knickarm-Roboter wurde dann nach einem Besuch in Detmold aufgrund der zu niedrigen Räumlichkeiten verworfen. PackTec entwickelte daher eine spezielle Vierachsanlage.

Komplette Modernisierung der Technik

Im Laufe der Zeit wurde in Detmold nicht mehr nur alle zwei, drei Wochen abgefüllt, sondern fast täglich. Also mussten neue, moderne Maschinen angeschafft werden. Die Liebharts kauften sich eine neue Flaschenreinigungsmaschine bei Klinger in Österreich und einen Füller bei Markl im Bayerischen Wald. Für Flascheneinpackmaschine und Palettieranlage stießen sie rasch auf PackTec. Inhaber Manfred Schiposch nahm sich viel Zeit für die Brauer und beantwortete kompetent jede Detailfrage. In der Folge wurde eine kombinierte Einpack- und Palettieranlage bestellt, die millimetergenau in den niedrigen Flaschenkeller passt. „Vertriebsleiter Wolfgang Fleischer hatte am potenziellen Standort alles akribisch ausgemessen, und schon tags darauf hatten wir den ersten Aufstellungsplan vorliegen“, berichtet Liebhart beeindruckt.

Ganz neuer Packkopf

Für die 10er-Kiste mussten die PackTec-Spezialisten einen völlig neuen Pack- und Greiferkopf mit beweglichen Packtulpen entwickeln. Die auf dem Flaschentisch nahezu drucklos aufgereihten Flaschen werden linear aufgenommen. Nach dem Abheben wird die Anordnung der Tulpen so verändert, dass alle Flaschen geräuscharm und schonend in die Kisten gesetzt werden. Immer zwei Kisten werden je Hub bestückt.

Nach dem Einsetzen der Flaschen fährt der Pack- und Greiferkopf weiter nach unten und greift die gerade befüllten Kästen. Der für den Einpackvorgang notwendige Zentrierrahmen öffnet sich und gibt somit die Kisten frei. Der an der Maschine drehbar gelagerte Pack- und Greiferkopf ermöglicht das Verbundstapeln auf der Palette: „So schaffen wir es, auf der Palette 16 Kisten je Lage und bis zu sieben Lagen hoch absolut stabil zu stapeln, ohne dass wir eine Sicherungsschnur benötigen“, erklärt Braumeister Hendrik Oehlschläger.

Die Flascheneinpack- und Palettieranlage ist sicher in einen Käfig gebaut. Wird die siebte Lage aufgesetzt, sind es noch fünf Millimeter bis zur Decke. Das ist Maßarbeit. (Bild: broesele)

Die Flascheneinpack- und Palettieranlage ist sicher in einen Käfig gebaut. Wird die siebte Lage aufgesetzt, sind es noch fünf Millimeter bis zur Decke. Das ist Maßarbeit. (Bild: broesele)

Sehr viel Ãœberlegung

Frank Liebhart ist nicht nur von der Lösung des Einpackens und Palettierens begeistert, sondern auch von dem maßgenauen Einpassen der Anlage: „Wenn wir bei den 10er-Kisten die siebte Lage oben aufsetzen, sind noch genau fünf Millimeter Platz bis zur Decke.“

Ebenso toll findet er, dass sich die Konstrukteure des Hofer Familienbetriebs auch Details annehmen. „Eine Palette, die mit einer Aufnahme für die verschiedenen Pack- und Greiferköpfe ausgestattet ist und die beim Formatwechsel in die Maschine eingefahren werden kann, verkürzt die Rüstzeit immens. Auch die Wechsel- sowie Ersatzteile liegen nicht irgendwo herum, sondern befinden sich schmutz- und spritzwassergeschützt unter dem Maschinentisch. Das ist super“, lobt der Braumeister.

Da Bio-Biere und -Limonaden nicht immer kistenweise gekauft werden, haben die Liebharts neben kleinen 8er- und 10er-Kisten auch spezielle Displays für den Handel entwickelt. (Bild: broesele)

Da Bio-Biere und -Limonaden nicht immer kistenweise gekauft werden, haben die Liebharts neben kleinen 8er- und 10er-Kisten auch spezielle Displays für den Handel entwickelt. (Bild: broesele)

Riesiges Sortiment

Mittlerweile ist die Produktpalette der Bio-Privatbrauerei in Detmold riesig: vom Pils über Weizen, Dunkel, Schwarzbier, Zwickel und Hell, im Craft-Bier-Bereich „Eisenhart“ (Lager) oder „Steinhart“ (Pale Ale), bis hin zu zahlreichen alkoholfreien Bieren, glutenfreie Ingwer-, Reis- und Dinkelbiere, aber auch zwei saisonale Starkbiere. „Bei dieser Vielfalt ist es natürlich wichtig, dass wir in den Geschäften gut präsent sind. Dafür haben wir ganz spezielle Ständer entwickelt, in denen wir wirklich fast alle Biere und Limos zeigen können“, sagt Liebhart.

PackTec ist Spezialist für knifflige Verpackungs- und Palettieranforderungen. Das Unternehmen wurde vor 13 Jahren von Manfred Schiposch gegründet. Seine jahrzehntelange Erfahrung beim Konstruieren und Fertigen von robusten, zuverlässigen Maschinen und Anlagen für die Getränkeindustrie brachte er in das eigene, mittlerweile europaweit agierende Unternehmen ein. Alle Arbeitsschritte, von der Beratung und Planung von Neuanlagen über die Konstruktion und Inbetriebnahme bis hin zu Kundendienst und Reparatur, werden vom Unternehmen selbst übernommen. Sondermaschinen werden exakt an die Anforderungen der Kunden angepasst.